Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
allein.
Nachdem wir heimgekommen waren, hatten wir uns ein opulentes Mal aus gegrilltem Fisch zubereitet. Den phänomenalen Fang meiner beiden Ernährer hatten wir allerdings ins Meer zurückgeschüttet. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, die kleinen Winzlinge sinnlos zu ermorden. Johannes und Asmodeo hatten meiner Bitte nach Amnestie für die Fische gnädig entsprochen, nachdem ich ihnen in Aussicht gestellt hatte, dass sie ja bald wieder angeln gehen könnten.
Johannes wollte den Nachmittag mit Malen verbringen und hatte uns beide kurz nach dem Essen regelrecht weggescheucht. Mit entschiedenem Blick hatte er Asmodeo aufgefordert, mit mir endlich üben zu gehen. Und Asmodeo war dieser Aufforderung sogleich gefolgt. Mozart hatten wir bei Johannes gelassen.
Ich wusste nicht, was jetzt auf mich zukam. Nervös packte ich eine Handvoll Sand und ließ ihn durch meine Finger rinnen.
„Ich habe dich heute Nacht nicht gefunden“, sagte ich zu Asmodeo, während ich die rieselnden Sandkörner beobachtete.
„Ich war da, ich war vor dem Tor und habe dich gespürt, aber du bist nicht gekommen.“
„Ich war auch vor dem Tor.“ Ich griff erneut in den Sand und streute die Körner über mein ausgestrecktes Bein.
„Du warst da?“
„Ja. Und dann ist jemand gekommen.“
Asmodeo fragte nicht weiter, er wartete darauf, dass ich fortfuhr. Ich wusste nicht warum, aber ich schämte mich für das, was in der Nacht passiert war. Ich fühlte mich beschmutzt.
„Jemand ist gekommen und ich dachte zunächst, du wärst das. Er… er hat mich …umarmt und geküsst. Da habe ich gemerkt, dass es jemand Fremdes war.“
Während meiner Erzählung hatte sich Asmodeo aufgerichtet. Er saß kerzengerade, sein Blick auf mich geheftet.
„Wollte er dich mit sich reißen?“ Seine Stimme war tonlos.
„Er hat es versucht.“
„Und wie bist du ihm entkommen?“
„Anfangs war ich völlig hilflos. Er hat sich mir… aufgezwungen. Es war schrecklich. Aber dann bin ich furchtbar wütend geworden und habe ihn getreten. Als er losließ, bin ich aufgewacht.“
Asmodeo atmete heftig aus. „Ich bin heilfroh, dass es dir gelungen ist, zu fliehen.“
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. „Warum? Es bestand doch keine echte Lebensgefahr für mich, oder?“
Asmodeos Blick sagte mir, dass der Vorfall sehr ernst war. „Das nicht. Das was dir gedroht hat, wäre viel schlimmer gewesen. Dieser – nennen wir ihn mal – Eindringling , wollte dich an einen Ort bringen, von dem aus du nicht mehr zurückgefunden hättest.“
„Und dann? Was wäre mit mir dann passiert?“ Obwohl ich Angst vor seiner Antwort hatte und vor dem, was sich mir darin offenbaren würde, fühlte sich die Alternative, weiter im Unklaren zu bleiben, weitaus schlimmer an.
Asmodeo erkannte meine Haltung. „Du wärst nie wieder aufgewacht. Dein Körper wäre als leere Hülle irgendwo in einer Klinik herumgelegen.“
„Wie ein Komapatient?“
„Exakt. Komapatienten. Deren Seelen haben sich verirrt und finden in der Regel nicht zurück.“
Völlig geschockt saß ich im Sand, meine Hände zu Fäusten geballt.
„Das wird dieser Mistkerl büßen. Das tut er nicht ein zweites Mal mit dir.“ Asmodeos Stimme war schneidend.
Zwischen uns breitete sich eine unnatürliche Stille aus. Asmodeo griff zu mir hinüber, nahm meine immer noch zu Fäusten geballten Hände und öffnete sanft meine Finger.
„Du musst dir über das, was da passiert ist, keine Gedanken machen, Lilith. Wie gesagt, ich werde mich um den Eindringling kümmern und ich kann dir garantieren, dass er dich nicht wieder behelligen wird. Und insgesamt ist das alles nur mein Fehler.“
„Dein Fehler?“
„Ja, mein Fehler“, meinte er mit dunkler Miene. „Denn ich habe versäumt, dir beizubringen, wie man mit diesen Träumen und Kontakten umgeht.“
Ich dachte an das, was Asmodeo in letzter Zeit für mich und für Johannes getan hatte. Er hatte bestimmt keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.
„Wir waren einfach viel zu sehr beschäftigt“, setzte ich an, doch Asmodeo wischte meine Worte mit einer schnellen Geste seiner Hand weg. „Das mag sein. Trotzdem ist es unverzeihlich von mir, dass ich dich ungeschützt gelassen habe. Aber ich war mir einfach lange Zeit nicht sicher, ob du so bist… wie ich. Und ich bin mir immer noch nicht sicher.“
Ich blickte ihn an und versuchte, in seine blauen Augen zu dringen. „Du weißt noch immer nicht, ob ich eine Dämonin bin oder ein
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