Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Lage, Asmodeo zu erkennen. Und wenn es mir nicht einmal bei Asmodeo gelang, der mir absolut vertraut war, würde ich einen Fremden erst recht nicht im Vorfeld entdecken können.
Der Nebel veränderte sich. Er wurde heller, er schien unvermittelt zu glühen, als wäre er lebendig und wollte meine Aufmerksamkeit erregen. Das Pulsieren dauerte nur einen Herzschlag. Aber ich konnte die Zeit anhalten und in die Länge ziehen. Das Licht wurde intensiver und mir war klar, dass es Asmodeo war, der mit mir Kontakt aufnahm. Ich spürte es ganz genau. Er kam durch das gleißende Licht auf mich zu. Er wirkte ernst und gefasst.
Ich lief ihm entgegen und fiel ihm um den Hals.
„Siehst du, Lilith? Du kannst es!“, sagte er. Er schien stolz auf mich zu sein.
„Aber dafür brauche ich schrecklich viel Kraft. Es ist unbeschreiblich anstrengend.“
„Wenn du es ein paarmal gemacht hast, ist es nicht mehr als ein unbewusster Reflex.“
Bebend vor Erschöpfung hielt ich mich an ihm fest.
„Und wenn jemand kommt, der mir Böses will? Kann ich ihn sicher abblocken?“
Asmodeo küsste mich sanft. „In den allermeisten Fällen kannst du das, Lilith.“
Ich hatte das unstillbare Bedürfnis, mich auszuruhen. Ich war müde und fühlte mich verbraucht. Ich schloss meine Augen. Doch Asmodeo blieb unerbittlich.
„Nein, nein, wir machen jetzt keine Pause, Lilith. Zuerst müssen wir sichergehen, dass du deine Lektion beherrschst. Diesmal wirst du verhindern, dass ich mit dir Kontakt aufnehme. Du wirst mich abblocken. Du wirst mir den Zutritt zu deinem Wesen verweigern.“
Ihm zuliebe kratzte ich meine Reserven zusammen.
Asmodeo verschwand in den Schwaden und die lähmende Erschöpfung kam zurück. Ich stützte mich am Tor ab und sammelte meine Kräfte. Der Nebel war undurchdringlich, wie immer. Ich hatte Mühe wach zu bleiben.
Das Licht – es kam erneut auf mich zu. Ich fühlte es mehr, als ich es sah. Ich hielt die Zeit an und die Helligkeit blendete mich. Ich spürte Asmodeos Energie und seinen Wunsch zu mir zu kommen.
Sein Wunsch war mein Wunsch – intensiv und voller Sehnsucht, alle anderen Gedanken und Empfindungen verdrängend.
Ich blickte ihm entgegen und ich brachte es nicht fertig, ihn von mir auszuschließen. Ich wollte bei ihm sein. Mit jeder Faser meines Herzens zu ihm gehören.
Das Licht wurde stärker und schmerzte in meinen Augen. Und dann wusste ich, dass Asmodeo bereits sehr nahe war. Ich wusste, dass er gleich seine Hand ausstrecken und mich berühren würde.
Ich starrte in das Licht. Es kostete mich eine unglaubliche Überwindung, aber schließlich befahl ich der Helligkeit, zu verschwinden. Ich befahl das Dunkel zurück. Das Licht hielt inne, vibrierte und erlosch.
Ich sank am Eisengitter zusammen, erleichtert, dass ich es geschafft hatte, einen Kontakt zu unterbinden, gleichzeitig aber unbeschreiblich traurig über meine Einsamkeit. Ich konnte nicht länger im Nebel bleiben. Ich musste zurück zu Asmodeo. Zurück in mein wahres Leben.
Als ich meine Augen öffnete, war Asmodeo dicht vor mir. Er hielt mein Gesicht in beiden Händen und lächelte mich an.
„Du hast mir nicht gesagt, dass es einen so traurig macht“, sagte ich.
„Das geschieht nur, wenn man sich von geliebten Wesen trennt.“
Ich ließ mich von ihm halten und wünschte mir sehnlichst, dass dieser Augenblick niemals enden würde.
2
Ich hatte mich vollständig verausgabt. Alles schmerzte. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich überhaupt aufstehen konnte. An Asmodeo gelehnt verfolgte ich die Schaumkronen, die auf den Wellen tanzten. Ich lauschte in den Wind hinein, der über die Düne wehte und ich lauschte Asmodeos ruhigen Atemzügen. Mit Hilfe der wärmenden Sonnenstrahlen tankte ich neue Energie, die die Kälte in mir stückweise vertrieb.
„Und, wie war ich?“, fragte ich schließlich, im Zweifel darüber, ob ich Asmodeos Ansprüchen hatte genügen können.
„Einsame Klasse - wie immer“, antwortete er.
Ein Stein fiel mir vom Herzen – ein wirklich großer Stein – und ich plapperte gelöst darauf los: „Du bist aber auch nicht ohne, weißt du? Wenn du nicht wärst, hätte ich es nicht probiert, geschweige denn, geschafft.“
Er grinste. „Vielen Dank, ich nehme das Kompliment gerne an.“
Es gab keinen Platz auf der Welt, an dem ich in diesem Moment lieber gewesen wäre. Und es gab keinen Menschen, kein Wesen, mit dem ich diesen Augenblick lieber geteilt hätte.
„Wir müssen langsam gehen. Wir können
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