Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
seine Waffe und spannte den Hahn mit einem Ruck. Es tat höllisch weh, als sich das Metall aus meiner Wunde löste, aber ich gab keinen Laut von mir.
Das im Garten liegende Motorrad lief noch immer. Asmodeo ging wortlos nach draußen und stellte den Motor ab. Dann kam er zurück zu mir, holte Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel aus dem Bad und versorgte meine Verletzung.
„Ich habe gespürt, dass Johannes vorhatte, sich etwas anzutun. Und ich konnte es nicht zulassen“, sagte ich.
Asmodeo steckte das Ende der Mullbinde mit elastischen Klammern fest. Ich würde meine Hand eine Weile nur eingeschränkt gebrauchen können.
„Es war seine Entscheidung, aber ich hätte an deiner Stelle auch gehandelt“, antwortete er mir ruhig.
Die Anspannung in mir ließ langsam nach und meine Muskeln begannen zu beben.
„Es ist vielleicht besser, wenn du auf der Terrasse auf mich wartest“, meinte Asmodeo.
Ich versuchte, ihm zu antworten, aber Asmodeo hörte mir nicht zu. Er stand auf und ging ins Zimmer von Johannes. Ich blieb allein zurück, setzte mich auf unser Sofa und wartete.
Wartete darauf, dass dieser Alptraum endlich zu Ende ging.
Wartete auf ein Wunder.
Aber ich wartete vergebens.
6
In der Nacht kehrte das Fieber mit unverminderter Macht zurück. Johannes hatte das Bewusstsein verloren, rief laut und schlug um sich. Zusammen mit Asmodeo hielt ich ihn fest und Asmodeo setzte ihm zwei Spritzen. Eine einzelne Dosis war nicht mehr ausreichend, um seine Temperatur zu senken.
Johannes fiel in eine Art Schlaf und schien sich zu beruhigen. Doch mit einem Mal zogen sich seine Hände zu Klauen zusammen und sein Körper bog sich wie eine zersprungene Stahlfeder.
Die Krämpfe hatten eingesetzt. Die Lähmung schritt voran.
Wir verabreichten ihm eine Dosis von dem Morphiumersatz und langsam öffneten sich seine Hände. Schließlich fielen sie kraftlos zurück auf sein weißes Bettlaken.
„Ich kann das nicht mit ansehen“, sagte ich. „Ich kann ihn nicht derartig leiden lassen.“
„Wir geben nicht auf“, antwortete Asmodeo. Er sprach durch seine Zähne hindurch. „Johannes ist stark. Vielleicht irrte sich die Ärztin. Vielleicht kann er die Bakterien doch besiegen.“
„Du bist sicher, dass du ihm nicht helfen kannst?“, wiederholte ich voller Verzweiflung meine Frage, die ich ihm einige Tage zuvor gestellt hatte, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
„Nein, ich kann ihm nicht helfen. Und du auch nicht.“
Meine Hoffnungslosigkeit war grenzenlos. „Wenn ich ihm die Krankheit nur wegnehmen könnte, Asmodeo. Wenn ich sie nur auf mich nehmen könnte. Ich würde es sofort tun.“
„Wegnehmen.“ Asmodeo schien nachzudenken.
„Ist das wohl möglich?“, drängte ich. „Bitte, antworte mir.“
Nur zögernd kam er meiner Bitte nach. „Ich habe keine Ahnung, ob das möglich ist. Ich habe nur gehört – ich betone, das waren Gerüchte – dass manche Hexen das früher konnten.“
„Hexen hatten die Gabe, Krankheiten wegzunehmen?“
„Das wurde zumindest früher behauptet.“
„Welche Hexen?“
Asmodeo blickte mich lange an, versuchte zu sprechen, aber schwieg. Stattdessen sah er in meine Augen. Der Plan, der in mir heranreifte, gefiel ihm nicht.
Nahezu widerstrebend gab er mir die Information, um die ich ihn gebeten hatte. „Ich kannte eine Hexe in Rothenburg. Sie hieß Gundula. Ihr wurde nachgesagt, dass sie jede Krankheit aus dem Körper nehmen konnte.“ Asmodeo fuhr sich mit den Handknöcheln über seine Lippen. Die nächsten Worte sprach er hastig und mit ungeheurer Intensität. „Lilith! Hör mir gut zu! Wenn du nach Rothenburg gehst, wirst du sichtbar werden müssen. Und wenn sie dich dort erkennen, weißt du, was dir blüht.“
„Ja“, sagte ich.
„Ich werde dir dort nicht helfen können. Das wird nicht so funktionieren, wie bei dem Hilferuf der Dämonin, in deren Körper du fast verbrannt wärst. Du bist dort auf dich alleine gestellt.“
„Ich weiß“, sagte ich.
„Wenn sie dich entdecken, ist es mit einem Scheiterhaufen nicht getan. Zuerst foltern sie dich wochenlang und erst dann wirst du bei lebendigem Leib verbrannt. Und ich sage dir, du wirst es zu dem Zeitpunkt als eine Erlösung empfinden. Gundula ist einst so gestorben – elend und unter unvorstellbaren Qualen.“
Ich schauderte bei dem Gedanken. „Gibt es eine andere Möglichkeit? Kann man Gundula hierher holen?“
„Nein, das gelingt fast nie. Das ist nahezu ausgeschlossen – und wenn es doch
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