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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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ausgiebig.
    Ich klopfte ihm bestätigend auf die Schulter und verstärkte meine Geste mit einem entschiedenen Kopfnicken. „Ihr habt eine weise Entscheidung getroffen. Man merkt euch an, dass ihr an eurem Seelenheil hängt. Zwei Sekunden länger, und es hätte sehr gelitten, das kann ich euch sagen.“
    „Genau“, sagte Johannes. Er schob die Papiere zusammen, legte sie auf einen leeren Stuhl und seine Augen lachten mich herausfordernd an. „Und du willst jetzt zusehen, wie ich Asmodeo beim Pokern sämtliche Streichhölzer abnehme, nicht wahr?“
    „Nein, will ich nicht“, antwortete ich.
    „Willst du nicht?“ Johannes spielte den Erstaunten.
    „Nein“, sagte ich. „ Ich werde euch alle Streichhölzer abnehmen und mir ein neues Monopol aufbauen.“
    Asmodeo beugte sich zu mir vor. Auch er hatte die Absicht, mich zu necken. „Du spielst Poker?“
    Ich schenkte uns Champagner ein. „Seit heute. Ich habe euch zugesehen und wenn ihr das könnt, ist das für mich ein Kinderspiel.“
    Johannes warf Asmodeo einen vielsagenden Blick zu. Er sprach die nächsten Worte betont langsam, als müsste er mir begreiflich machen, mit wem ich mich da einließ. „Wir müssen dich warnen. Das hier ist ein gnadenloser Sport, wir kämpfen mit harten Bandagen.“
    Ich schürzte meine Lippen, tat, als würde ich überlegen. „Fein“, sagte ich schließlich.
    Johannes reichte Asmodeo eine Zigarre. Asmodeo gab ihm Feuer. Ich bediente mich ebenfalls, roch vorsichtshalber an dem Torpedo und musste feststellen, dass er noch schlimmer stank, als ich befürchtet hatte. Aber was sein musste, musste sein. Ich ließ mir von Asmodeo Feuer geben und begann, ausgiebig zu paffen. Es schmeckte wie Aschenbecher. Aber ich war hart im Nehmen.
    Ich kniff meine Augen zusammen, setzte mein bestes Pokerface auf, während ich Johannes mit einer kleinen Bewegung meiner Finger aufforderte, die Karten auszuteilen.
    Wir spielten zwei Runden, Johannes gewann mühelos. Ich hatte immerhin von meinen fünfzig Streichhölzern zwei gerettet. Das war an sich ein beachtlicher Erfolg. Außerdem war ich stolz auf mich, denn mir war von der schier endlos brennenden Zigarre nicht schlecht geworden.
    Bei der dritten Runde sahnte ich höllisch ab und steigerte mein Kapital auf fünfzehn Streichhölzer, was mir den Spitznahmen eiskaltes Händchen einbrachte. In drei, vier Stunden würden mir alle Streichhölzer gehören. Ich sah ihn schon direkt vor mir, meinen großen Triumph, wie ich mit ausgestreckten Armen den riesigen Haufen Streichhölzer zu mir hinüberzog…
    Leider spielte Johannes im wahrsten Sinne des Wortes nicht mit. „Leute, seid mir nicht böse, aber ich bin doch ziemlich müde“, entschuldigte er sich.
    „Du kannst jetzt nicht kneifen“, protestierte Asmodeo. „Lilith hat eine Glückssträhne, die müssen wir brechen.“
    Johannes lächelte müde und warf seine Karten auf den Tisch. „Ich muss bald in unserer Firmenzentrale erscheinen, allerspätestens in wenigen Wochen zur jährlichen Aufsichtsratssitzung. Wenn ich dort als halber Invalide auftauche, habe ich von vorneherein verloren. Ich will morgen mit dem Training beginnen.“
    Asmodeo signalisierte vollstes Verständnis. „Es ist zwar schade, dass du aufhören willst, aber es ist sicher vernünftiger.“
    Johannes wandte sich mir zu. „Bitte sei mir nicht böse, Lilith. Ich träume seit Wochen davon, meine alte Form zurückzuerlangen. Und jetzt, da ich laufen kann, kann ich es gar nicht erwarten, bis es soweit ist.“
    Ich warf einen letzten Blick in meine Karten, ich hatte wirklich ein hundsmiserables Blatt gehabt. Dann betrachtete ich Johannes, während ich an die Zeit kurz nach meinem schweren Autounfall dachte - als ich aus meinem zweiwöchigen Koma erwacht war, ohne jede Erinnerung an früher, ohne jede Erinnerung an meine eigene Identität und körperlich stark geschwächt. Mein einziges Ziel hatte daraus bestanden, schnell fit zu werden, um dem Alltag gewachsen zu sein. Ich hatte mich häufig regelrecht in Tagträumen verloren, in denen ich mir vorstellte, die Kraft zum Springen und zum Rennen zu haben. Ich konnte den Wunsch von Johannes vermutlich besser nachvollziehen, als ihm bewusst war.
    Ich sah in Johannes Augen, dachte an meine damaligen Gefühle und an seinen Wunsch - und hatte ich eine Idee.
    „Du hast davon geträumt, deine alte Form zurückzubekommen?“
    Johannes runzelte leicht irritiert seine Stirn. „Selbstverständlich. Unentwegt.“
    Ich langte hinüber zu ihm.

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