Eine Andere Welt
protestierte.
»Tut mir leid«, sagte Jason, »aber ich habe nichts mit dir im Sinn, du aufdringlicher kleiner Kerl.«
»Aber ich liebe dich!« beklagte sich der fröhliche Charley mit blecherner Stimme.
Jason zögerte, den Daumen auf dem Knopf. »Beweise es«, sagte er. In seiner Schau hae er manchmal Werbespots für solche Dinger gemacht. Er haßte sie. »Gib mir Geld«, sagte er.
»Ich weiß, wie du deinen Namen und deinen Ruhm zurückgewinnen kannst«, sagte der fröhliche Charley. »Reicht dir das für den Anfang?«
»Klar«, sagte er.
Der fröhliche Charley plärrte: »Geh und besuch deine Freundin.«
»Wen meinst du?« fragte er vorsichtig.
»Heather Hart«, trompetete der fröhliche Charley.
»Nicht schlecht«, sagte Jason. Er preßte die Zunge gegen die oberen Schneidezähne und überlegte, dann nickte er. »Hast du noch mehr Ratschläge?«
»Ich habe von Heather Hart gehört«, sagte Kathy, als sie eine Flasche Orangensa aus dem Wandschrank nahm. Die Flasche war schon zu drei Vierteln leer. Kathy schüelte den Rest auf und goß schaumigen Orangensaersatz in zwei Geleegläser. »Sie ist schön. Sie hat dieses wunderbare lange rote Haar. Ist sie wirklich Ihre Freundin? Hat Charley recht?«
»Jeder weiß«, sagte er, »daß der fröhliche Charley immer recht hat.«
»Ja, das ist wahrscheinlich richtig.« Kathy schüete schlechten Gin (Mountbaens Privatsiegel Erste Sorte) in den Orangensaftersatz. »Hier, trinken Sie auch einen Schraubenzieher«, sagte sie stolz.
»Nein, danke«, murmelte er. »Nicht zu dieser Tageszeit.« Und wenn sie mir einen in Scholand abgefüllten B & L-Scotch anbieten würde, dachte er, ich würde nein sagen. Diese muffige kleine Bude ... verdient sie nichts mit ihrer Spitzelei und den Ausweisfälschungen, was immer sie macht? Ist sie wirklich eine Polizeiinformantin, wie sie sagt? Seltsam, dachte er. Vielleicht ist sie beides, vielleicht keins von beiden.
»Frag mich!« quiekte Charley. »Ich sehe, daß du mehr wissen möchtest.«
»Dieses Mädchen«, begann Jason, aber sofort griff Kathy zu, entriß ihm die Puppe und hielt sie fest an sich gedrückt. Entrüstung war in ihren Augen und blähte ihre Nasenflügel.
»Sie werden meinen Charley nicht über mich ausfragen«, sagte sie entschlossen. Sie erinnerte ihn an einen aufgeplusterten Vogel, der mit Drohgebärden sein Nest zu schützen sucht. Er lachte. »Was ist daran so komisch?« verlangte Kathy zu wissen.
»Diese sprechenden Spielzeuge«, sagte er, »sind mehr lästig als nützlich. Man sollte sie abschaffen.«
Er wandte sich ab und ging zum Fernseher, auf dem ein Haufen ungeöffneter Post lag. Ziellos suchte er zwischen den Umschlägen herum und bemerkte vage, daß keiner der Umschläge, die offenbar Rechnungen enthielten, geöffnet worden war.
»Die gehören mir«, sagte Kathy auegehrend.
»Für ein Mädchen, das in einem Einzimmerloch haust, kriegen Sie eine Menge Rechnungen. Kaufen Sie Ihre Kleider bei Meer? Das ist interessant.«
»Ich – ich habe eine ausgefallene Größe.«
»Und Schuhe von Sax & Crombie«, sagte er.
»Bei meiner Arbeit ...«, fing sie an, aber er unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Hören Sie damit auf«, knurrte er.
»Werfen Sie einen Blick in meinen Kleiderschrank. Sie werden da nicht viel finden. Nichts Ungewöhnliches, außer daß die Sachen, die ich habe, von guter Qualität sind. Ich habe lieber wenige gute Sachen als einen Haufen billigen Schund ...«
»Sie haben noch eine Wohnung«, sagte Jason.
Es war ein Treffer: sie zuckte zusammen und zwinkerte nervös, als sie nach einer Antwort suchte.
»Gehen wir hin«, sagte er. Er hae genug von diesem engen kleinen Zimmer.
»Ich kann Sie nicht hinbringen«, sagte Kathy, »weil ich die Wohnung mit zwei anderen Mädchen teile, und wie wir die Benutzung eingeteilt haben, ist heute ...«
»Schon gut«, unterbrach er sie. »Man kann jedenfalls nicht sagen, daß Sie versuchten, mich zu beeindrucken.« Es amüsierte und ärgerte ihn zugleich; er fühlte sich irgendwie herabgesetzt.
»Ich häe Sie dort hingebracht, wenn heute mein Tag gewesen wäre«, fuhr Kathy fort. »Sehen Sie, deshalb muß ich dieses Zimmer behalten; wenn nicht mein Tag ist, muß ich schließlich irgendeine Bleibe haben. Mein nächster Tag ist Freitag. Von Miag an.« Ihr Ton war ernst und aufrichtig, als läge ihr viel daran, ihn zu überzeugen. Wahrscheinlich sagte sie die Wahrheit.
Aber die ganze Sache verdroß ihn. Sie und ihr ganzes Leben. Es war ihm, als habe er sich in etwas
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