Eine Andere Welt
Sie Eddy kaufen. Weitere fünundert sollten ihm genügen. Von mir brauchen Sie sich nicht freizukaufen, wenn Sie eine Weile dableiben. Sie haben ... etwas Lockendes, wie ein gutes Parfüm. Ich reagiere auf Sie, und das passiert mir sonst nie bei Männern.«
»Vielleicht bei Frauen, dann?« sagte er sarkastisch.
Sie schien es nicht zu bemerken. »Werden Sie bleiben?« fragte sie.
»Zum Teufel damit«, sagte er, »ich werde einfach gehen.« Er langte an ihr vorbei, öffnete die Tür, schob sie beiseite und ging in die Werksta hinaus. Sie folgte ihm eilig.
Im schummrigen Halbdunkel der aufgelassenen Gastwirtscha holte sie ihn ein und vertrat ihm den Weg. »Sie tragen schon einen Sender mit sich herum«, keuchte sie.
»Das glaube ich nicht«, antwortete er.
»Doch, es ist wahr. Eddy hat Ihnen einen gepflanzt.«
»Unsinn«, sagte er und ließ sie stehen. Entschlossen ging er auf das Licht zu, das durch die zerbrochene Eingangstür fiel.
Kathy sprang leichtfüßig hinter und neben ihm her. »Aber angenommen, es ist wahr. Es könnte sein.« Am Eingang stellte sie sich abermals zwischen ihn und die Freiheit; stand da und hob die Hände, als gelte es einen Schlag abzuwehren.
»Bleiben Sie eine Nacht hier«, sagte sie hastig. »Einverstanden? Das ist genug, ich verspreche es. Gehen Sie mit mir ins Be. Werden Sie das tun, bloß für eine Nacht?«
Etwas von meinen angeblichen und wohlbekannten Fähigkeiten und Eigenschaen scheint mit mir gekommen zu sein, dachte er. In diese andere Welt, die mir fremd ist und in der ich jetzt lebe. In der ich nicht existiere, außer auf gefälschten Ausweispapieren, die von Polizeispitzeln hergestellt werden. Der Gedanke war ihm so unheimlich, daß er schauderte. Ausweiskarten mit eingebauten Mikrosendern, um ihn und alle, die mit ihm verkehrten, der Polizei zu verraten. Er hae seine Sache nicht sehr gut gemacht. Das einzige, was er offenbar noch hae, war Anziehungskra. Jesus, dachte er. Und das ist alles, was zwischen mir und einem Zwangsarbeitslager steht.
»Also gut«, sagte er. Unter den Möglichkeiten, die ihm offenstanden, schien dies die bei weitem vernünigste.
»Gehen Sie und bezahlen Sie Eddy«, sagte sie. »Erledigen Sie das, damit er von hier verschwindet.«
»Ich fragte mich schon, warum er zurückgekommen ist und hier herumhängt«, sagte Jason. »Wierte er mehr Geld?«
»Wahrscheinlich«, sagte Kathy.
»Sie machen das immer so«, sagte Jason stirnrunzelnd, als er das Geld herausholte. Es war die normale Verfahrensweise. Und er war darauf hereingefallen.
»Eddy ist telepathisch«, sagte Kathy munter.
4
Z
wei Blocks entfernt, im Obergeschoß eines ungestrichenen, aber ehemals weißen Holzhauses, hae Kathy ein Zimmer mit einer Kochplae, auf der sie ihre Mahlzeiten bereitete. Jason sah sich um. Ein typisches Mädchenzimmer: das couchartige Be war unter einer Tagesdecke verborgen, winzige grüne Kügelchen aus Textilfasern in zahllosen Reihen. Wie ein Soldatenfriedhof, dachte er, als er sich umherbewegte, bedrückt von der Enge des Raums.
Auf einem Tisch aus Flechtwerk ein Exemplar von Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
»Wie weit sind Sie darin gekommen?« fragte er sie.
»Bis Im Schaen junger Mädchenblüte. « Kathy schloß die Tür ab und schaltete irgendein elektronisches Gerät ein, das er nicht kannte.
»Das ist nicht sehr weit«, sagte Jason.
Kathy zog ihren Plastikmantel aus und fragte: »Wie weit haben Sie es gelesen?«
Sie nahm ihm den Mantel ab und hängte beide in einen schmalen Schrank.
»Ich habe es nie gelesen«, sagte Jason. »Bin nie dazu gekommen, obwohl es mich immer interessierte. Aber in meinem Programm brachten wir einmal eine dramatische Darstellung einer Szene ... ich weiß nicht mehr, welche es war. Wir bekamen eine Menge zustimmender Briefe, versuchten es aber nie wieder. Bei diesen anspruchsvollen und ungewöhnlichen Sachen muß man vorsichtig sein und darf nicht zuviel bringen. Tut man es, läu man Gefahr, das eigene Programm kapuzumachen.«
Er wanderte im Zimmer umher, betrachtete hier ein Buch, dort eine Tonkassee, eine Zeitschri. Sie hae sogar ein sprechendes Spielzeug. Wie ein Kind, dachte er; sie ist nicht richtig erwachsen.
Neugierig schaltete er das sprechende Spielzeug ein.
»Hallo!« sagte es. »Ich bin der fröhliche Charley, und ich bin ganz auf deine Wellenlänge eingestellt.«
»Auf meine Wellenlänge ist niemand eingestellt, und schon gar kein fröhlicher Charley«, sagte Jason.
Er wollte das Ding ausschalten, aber es
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