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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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verstrickt, das ihn in Tiefen hinabzog, die ihm bisher unbekannt geblieben waren, die er nicht einmal in den frühen, schweren Tagen kennengelernt hae. Das Gefühl war ihm zuwider. Das Verlangen, aus diesem stickigen Loch hinauszukommen, wurde übermächtig.
»Sehen Sie mich nicht so an«, sagte Kathy.
Sie trank mit kurzen, hastigen Schlucken von ihrem ›Schraubenzieher‹.
»Sie haben mit Ihrem großen, dummen Kopf die Tür zum Leben aufgestoßen«, sagte er. »Und nun läßt sie sich nicht mehr schließen.«
»Woraus ist das?« fragte Kathy.
»Aus meinem Leben.«
»Aber es klingt wie Poesie.«
»Wenn Sie sich meine Schau ansehen würden«, sagte er, »wüßten Sie, daß ich o mit solchen brillanten Metaphern aufwarte.«
Kathy betrachtete ihn ernst und aufmerksam, und nach einer Weile sagte sie: »Ich werde im Fernsehprogramm nachsehen, ob Sie aufgeführt sind.«
Sie stellte ihren ›Schraubenzieher‹ weg und begann einen Haufen von Zeitungen und Zeitschrien unter dem Fernsehtisch zu durchstöbern.
»Ich bin nicht mal geboren worden«, sagte er sarkastisch. »Das habe ich nachgeprü.«
»Und Ihre Schau steht auch nicht im Programm«, sagte Kathy, die ihre Fernsehzeitschri gefunden hae und das Programm studierte.
»So ist es«, sagte er. »Nun haben Sie alle Antworten, die mich betreffen.« Er klope auf die Brusasche mit den gefälschten Ausweisen. »Und ich habe diese Papiere. Mit ihren Miniatursendern, wenn es stimmt, was Sie mir gesagt haben.«
»Geben Sie mir die Papiere zurück«, sagte Kathy, »und ich werde die Mikrosender zerstören. Es dauert nur einen Augenblick.« Sie streckte die Hand aus.
Er gab ihr die Ausweise.
»Ist es Ihnen gleich, ob ich es mache oder nicht?« fragte Kathy.
»Ja, beinahe«, antwortete er freimütig. »Ich habe die Fähigkeit verloren, zu beurteilen, was gut oder böse, wahr oder unwahr ist. Wenn Sie es tun wollen, tun Sie es. Wenn es Ihnen gefällt.«
Augenblicke später gab sie ihm die Ausweiskarten mit ihrem Ungewissen schüchternen Lächeln einer Sechzehnjährigen zurück.
Beeindruckt von der natürlichen Ausstrahlung ihrer Jugend, sagte er: »Ich fühle mich so alt wie jene Ulme dort.«
»Das ist aus Finnegans Wake «, sagte Kathy glücklich. »Es ist die Stelle, wo die alten Wäscherinnen in der Abenddämmerung mit Bäumen und Steinen verschmelzen.«
»Sie haben Finnegans Wake gelesen?« fragte er überrascht.
»Ich sah den Film. Viermal. Ich mag Hazeltine; für mich ist er der beste Regisseur unserer Zeit.«
»Ich hae ihn als Gast in meiner Schau«, sagte Jason. »Wollen Sie wissen, wie er als Mensch im wirklichen Leben ist?«
»Nein«, sagte Kathy.
»Vielleicht sollten Sie es wissen.«
Aber sie schüelte energisch den Kopf und wiederholte ihr Nein. »Und versuchen Sie nicht, es mir zu erzählen, hören Sie? Ich glaube, was ich glauben will, und Sie können glauben, was Sie glauben wollen. Einverstanden?«
»Gern«, antwortete er. Er konnte sie gut verstehen. Er selbst hae o gedacht, daß die Wahrheit als Tugend überschätzt wurde. In den meisten Fällen war eine verständnisvolle Lüge besser und barmherziger. Besonders zwischen Männern und Frauen; genauer gesagt, wann immer eine Frau mit im Spiel war.
Kathy aber war, streng genommen, keine Frau, sondern ein Mädchen. Und das machte die barmherzige Lüge um so notwendiger. »Er ist ein Gelehrter und ein Künstler«, sagte er.
»Wirklich?« Sie sah ihn hoffnungsvoll an.
»Ja.«
Darauf antwortete sie mit einem Seufzer der Erleichterung.
»Wenn Sie also glauben«, sagte er aurumpfend, »daß ich Michael Hazeltine kenne, den besten lebenden Filmregisseur, wie Sie selbst sagten, dann werden Sie mir auch abnehmen müssen, daß ich ein bekannter Fernsehunterhalter und ein Sechser ...« Er brach ab: das hae er nicht preisgeben wollen.
»Ein Sechser?« wiederholte Kathy stirnrunzelnd, als versuchte sie sich zu besinnen. »Ich habe über diese Leute gelesen. Sind sie nicht alle längst tot? Ich dachte, die Regierung häe sie alle einfangen und erschießen lassen, nachdem dieser eine, ihr Anführer
– wie hieß er doch gleich? – Teagarden; ja, so hieß er, Willard Teagarden. Wenn ich mich recht entsinne, versuchte er einen Staatsstreich gegen die Nazis – ich meine, die Nationalgarde. Er wollte sie zu einer illegalen paramilitärischen Terrororganisation erklären ... Aber Sie hören mir ja überhaupt nicht zu!«
»Ich habe zugehört«, verteidigte er sich. Er wartete, daß sie fortfahre, aber sie wollte nicht mehr. »Mein Go!«

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