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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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...« Der Rest des Satzes ging in den Geräuschen der Menge unter. Jason fühlte, wie sein Magen sich zu einem harten kalten Klumpen zusammenkrampe, als er zurückging.
Waren sie erst auf einen aufmerksam geworden, wurde seine Akte nie wieder ganz geschlossen. Der einmal auffällig Gewordene konnte nie wieder in die Anonymität zurück. Daher kam es darauf an, gar nicht erst aufzufallen. Aber für Jason kam die Erkenntnis zu spät.
»Was gibt es?« fragte er McNulty mit einem Gefühl von Verzweiflung. Sie spielten mit ihm, zermürbten ihn. Nicht einmal die überlegene Physiologie eines Sechsers konnte solcher Taktik auf die Dauer standhalten.
McNulty streckte die Hand aus. »Ihre Ausweispapiere, Tavern. Ich möchte sie im Labor überprüfen lassen. Wenn sie in Ordnung sind, werden Sie sie übermorgen zurückerhalten.«
»Aber wenn ich in eine Polizeikontrolle ...«, wandte Jason verzweifelt ein.
»Wir werden Ihnen eine Einstweilige Kennkarte geben«, sagte McNulty. Er nickte einem feen älteren Beamten zu und sagte: »Lassen Sie von ihm ein 4-D-Foto anfertigen, und stellen Sie ihm eine Einstweilige Kennkarte aus.«
»Jawohl, Inspektor«, schnaue der Febauch und bedeutete Jason mit einer barsch auffordernden Bewegung seiner rundlichen Hand, ihm zu folgen.
Zehn Minuten später stand Jason Taverner wieder auf der nun beinahe verlassenen nächtlichen Straße, diesmal ausgestaet mit einer echten polizeilichen Kennkarte, die besser war als alles, was Kathy machen konnte. Der einzige Nachteil war, daß die Kennkarte nur eine Woche gültig war. Trotzdem ...
Er hae eine Frist von einer Woche, während der er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Und dann, anschließend ...
Das Unmögliche war ihm gelungen: er hae einen Satz gefälschter Ausweispapiere gegen eine echte Kennkarte eingetauscht. Als er sie im Licht einer Straßenlaterne untersuchte, sah er, daß die Gültigkeitsfrist holographisch eingedruckt war ... Und daß der Raum für eine zusätzliche Zahl ausreichte. Kathy konnte aus der 7 eine 70 oder fünfundsiebzig machen, was für sie am einfachsten war.
Dann fiel ihm ein, daß die Nummer seiner Kennkarte, sein Name und sein Foto über Funk allen Polizeistationen mitgeteilt würden, sobald sich im Labor herausstellte, daß seine Ausweispapiere gefälscht waren.
Aber bis das passierte, war er wenigstens sicher.

ZWEITER TEIL
    O eitle Lichter, scheint nicht mehr! Die Nächte sind nicht schwarz genug für einen, Das Herz vom Unglück trüb und schwer. Das Licht kann doch nur seiner Schande scheinen.
7
    F
    rüh im Grau des Abends, noch ehe auf dem rissigen Beton der Gehsteige nächtliche Geschäigkeit erblühte, landete Polizeigeneral Felix Buckman auf dem Dach der Polizeiakademie von Los Angeles. Er blieb noch eine Weile in seiner Maschine sitzen und las die Artikel auf der ersten Seite der einzigen Abendzeitung, die noch erschien, dann faltete er sie sorgfältig zusammen, legte sie auf den Rücksitz, öffnete die Tür und stieg aus.
    Unter ihm war alles ruhig. Eine Schicht war im Begriff, den Dienst zu verlassen; die nächste hae noch nicht angefangen. Er mochte diese Zeit. Das riesige Gebäude schien in diesen Augenblicken ihm zu gehören. ›Und läßt die Welt der Dunkelheit und mir‹, dachte er, als ihm eine Zeile aus Thomas Grays Elegie in den Sinn kam. Eins seiner Lieblingsgedichte, schon seit den Tagen der Kindheit.
    Mit seinem Spezialschlüssel öffnete er die Tür des Schnellaufzugs, der dem Führungspersonal vorbehalten war, und ließ sich ins vierzehnte Geschoß bringen, wo er residierte. Wo er die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens gearbeitet hae.
    Er passierte Reihen verwaister Schreibtische. Nur am anderen Ende des Hauptbüros saß ein einzelner Beamter und schrieb noch an einem Bericht. Und an der Kaffeemaschine trank eine Polizistin aus einem Papierbecher.
    »Guten Abend«, sagte Buckman zu ihr. Er kannte sie nicht, doch das spielte keine Rolle: sie kannte ihn. Alle, die in diesem Gebäude beschäigt waren, kannten ihn.
    »Guten Abend, Mr. Buckman.« Sie richtete sich auf und nahm die Schultern zurück, als wolle sie Haltung annehmen.
»Rühren«, sagte Buckman.
»Wie bie, Sir?«
»Gehen Sie nach Hause.« Er wanderte weiter, vorüber an der letzten Reihe von Schreibtischen und der grauen Wand aus Metallschränken, in denen alles enthalten war, was die Polizei von Los Angeles und Umgebung an Erkenntnissen besaß.
Die meisten Arbeitsplätze waren aufgeräumt und leer. Die Beamten haen ihre Arbeit vor

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