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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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farbiges Etike an den Aufschlag gesteckt; nur Go und die Polizei wußten, was es bedeutete.
Offenbar bedeutete es etwas. Ein uniformierter Beamter hinter einem Tresen, der von einer Wand zur anderen reichte, winkte ihn zu sich.
»Also«, sagte er, »Inspektor McNulty hat einen Teil Ihres J2-Formulars ausgefüllt. Jason Tavern. Anschri: Vine Street Nr. 2048.«
Wie war McNulty dazu gekommen? grübelte Jason. Vine Street? Dann erinnerte er sich, daß es Kathys Adresse war. McNulty hae angenommen, daß sie zusammenlebten. Überarbeitet, wie alle Polizisten waren, hae er die Information aufgeschrieben, welche die geringste Anstrengung erforderte. Ein Naturgesetz: die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten. Er füllte den Rest des Formulars aus.
»Stecken Sie Ihre rechte Hand in diesen Schlitz«, befahl der Beamte und zeigte auf eine Fingerabdruckmaschine. Jason gehorchte. »Nun ziehen Sie einen Schuh aus, entweder den linken oder den rechten. Und den Socken. Sie dürfen sich setzen.« Er schob einen Klappstuhl heraus.
Jason bedankte und setzte sich.
Nach der Abnahme des Fußabdrucks ergriff er ein bereitstehendes Mikrofon und sprach den Satz: »Es reiten drei Reiter um den Ararat herum.« Damit war die Stimmaufnahme erledigt. Anschließend wurden ihm Elektroden angelegt, die Maschine kurbelte einen Meter bekritzelten Papiers heraus. Das war das Elektrokardiogramm. Es beendete den Test.
McNulty erschien mit heiterer Miene hinter dem Tresen, um die Ergebnisse zu sehen. Im harten weißen Licht zeigten sich schwärzliche Bartschaen auf Wange, Oberlippe und Kinn. »Wie läu es mit Mr. Tavern?« fragte er den Beamten.
»Alles soweit fertig«, erwiderte der andere. »Ich wollte nur noch im Namenverzeichnis nachsehen.«
»Fein«, sagte McNulty. »Sehen wir mal, was kommt.«
Der Beamte steckte Jasons ausgefülltes Formular in einen Schlitz, drückte grüne, mit Buchstaben markierte Knöpfe, und eine halbe Minute später gli aus einer anderen Öffnung ein fotokopiertes Dokument und fiel in einen Metallkorb.
»Jason Tavern«, sagte der Polizeibeamte, die Fotokopie überfliegend. »Wohnha in Kememmer, Wyoming. Alter: neununddreißig. Beruf: Mechaniker für Dieselmotoren und Landmaschinen.« Er betrachtete das Foto. »Das Bild wurde vor fünfzehn Jahren aufgenommen.«
»Vorstrafen?« fragte McNulty. »Irgendwelche Erkenntnisse?«
»Keine Schwierigkeiten irgendwelcher Art«, sagte der Beamte.
»Gibt es bei der Datenzentrale keine anderen Jason Taverns?« fragte McNulty. Der Polizist drückte eine gelbe Taste, schüelte den Kopf. »In Ordnung«, sagte McNulty. »Das ist er.« Er musterte Jason ein weiteres Mal. »Wie ein Dieselmechaniker sehen Sie nicht gerade aus.«
»Ich mache das nicht mehr«, sagte Jason. »Ich bin jetzt im Verkauf. Schlepper, Landmaschinen und dergleichen. Wollen Sie meine Geschäskarte?« Es war ein Bluff; er hob die Hand zur Brusasche seines Anzugs.
McNulty schüelte den Kopf, und damit war die Sache erledigt. Sie haen in ihrer üblichen bürokratischen Art die falsche Akte gezogen. Dank sei Go für die Schwächen, dachte er, die in ein ungeheures, kompliziertes Überwachungssystem eingebaut sind. Zu viele Beamte, zu viele Maschinen. Dieser Irrtum ging von einem Polizeiinspektor aus und ist jetzt schon bei der Datenzentrale der Polizei in Memphis, Tennessee. Selbst mit meinen Finger- und Fußabdrücken, der Stimmenaufnahme und dem EKG werden sie wahrscheinlich nicht in der Lage sein, ihn auszubügeln. Nicht jetzt; nicht mit dem falschen Formular in der Registratur.
»Soll ich ihn vormerken?« fragte der uniformierte Beamte McNulty.
»Wofür?« sagte McNulty. »Weil er Dieselmechaniker ist?« Er schlug Jason jovial auf den Rücken. »Sie können nach Haus gehen, Mr. Tavern. Zurück zu Ihrem Mädchen, Ihrer kleinen Jungfrau.« Er nickte ihm lächelnd zu und ging weiter, verlor sich im Gewimmel der ängstlichen und verwirrten Männer und Frauen im Polizeirevier.
»Sie können gehen, Sir«, sagte der Beamte.
Jason nickte und arbeitete sich durch den Korridor hinaus auf die nächtliche Straße, um sich unter die freien und über sich selbst verfügenden Menschen zu mischen, die dort ihren Geschäen nachgingen.
Aber schließlich werden sie mich doch kriegen, dachte er. Sie werden die Finger- und Fußabdrücke vergleichen und sehen, daß sie nicht zusammenpassen. Wenn das Foto und die Stimmenaufnahme alt waren, mochte der Unterschied nicht weiter auffallen, und mit dem EKG war es ähnlich, aber Finger- und

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