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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Jason Tavern, wie sich herausstellte. Der Mann erzählte uns des langen und breiten von seiner chirurgischen Gesichtsplastik; es klang plausibel, also ließen wir ihn laufen.«
Buckman nickte. »Nun, was hat er vor? Wo ist er?«
»Wir folgen ihm mit Hilfe des Signalgebers. Unterdessen versuchen wir Material über ihn aufzutreiben. Aber wie Sie meinen Notizen entnommen haben werden, glaube ich, daß es ihm gelungen ist, seine Akte aus der Datenzentrale und den angeschlossenen Archiven herauszuholen. Sie ist einfach nicht da, müßte aber da sein, denn wie jedes Schulkind weiß, haben wir über jeden eine Akte. Das Gesetz verlangt es so.«
»Aber seine haben wir nicht«, sagte Buckman.
»Ich weiß, Mr. Buckman. Und wenn eine Akte fehlt, muß es einen Grund dafür geben. Sie ist nicht bloß zufällig abhanden gekommen: jemand muß sie geklaut haben.«
»›Geklaut‹«, sagte Buckman erheitert.
»Dann eben gestohlen oder entwendet.« McNulty schaute unbehaglich drein.
»Ich habe gerade erst angefangen, mich in die Sache zu vertiefen, Mr. Buckman; in vierundzwanzig Stunden werde ich mehr wissen. Außerdem können wir ihn jederzeit festnehmen, wann es uns zweckmäßig erscheint. Ich glaube nicht, daß sich eine bedeutende Sache dahinter verbirgt. In meinen Augen ist er ein reicher Mann mit genug Einfluß, um seine Akte herauszuholen, aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls werden wir da hineinleuchten.«
»In Ordnung«, sagte Buckman. »Gute Nacht, McNulty.« Er legte auf, stand eine Weile grübelnd da und machte sich dann auf den Weg zu seinen Räumen.
    In seinem Büro lag seine Schwester Alys schlafend auf der Couch. Sie trug, wie Felix Buckman mit starkem Mißvergnügen sah, hautenge schwarze Hosen, das Lederhemd eines Mannes, Ohrringe wie ein Seemann und einen Keengürtel mit schmiedeeisernem Schloß. Offenbar hae sie Drogen genommen. Und hae, wie schon so o, einen von seinen Schlüsseln an sich gebracht.
    »Go soll dich strafen«, sagte er zu ihr und schloß die Tür hinter sich, ehe Herb Maime sie sehen konnte.
Alys regte sich im Schlaf. Ihr katzenähnliches Gesicht zog sich zu einem irritierten Stirnrunzeln zusammen, und ihre Rechte tastete umher, um das Licht wieder auszumachen, das er eingeschaltet hae.
Er packte sie bei den Schultern und zog sie in sitzende Haltung hoch. »Was war es diesmal?« fragte er, nachdem er sie wachgeschüelt hae. »Termalin?«
»Hexaphenophrinhydrosulfat.« Ihre Stimme war lallend und undeutlich. »Subkutan.« Sie öffnete die großen blassen Augen und starrte ihn voll rebellischer Abneigung an.
»Warum, zum Teufel, kommst du immer hierher?« fragte Buckman. Wann immer sie Drogen genommen oder getrunken hae, kam sie in sein Büro. Er wußte nicht, warum, und sie hae es nie gesagt. Die einzige Erklärung, die sie bisher dazu abgegeben hae, war eine gemurmelte Bemerkung über das ›Auge des Hurrikans‹ gewesen, woraus er geschlossen hae, daß sie sich hier im Herzen der Polizeiakademie vor Verhaung sicher fühlte. Natürlich wegen seiner Position.
»Du Fetischistin«, knurrte er sie verärgert an. »Jeden Tag kriegen wir hundert von deiner Sorte herein, du mit deinem Leder und deinen Keen und Go weiß was noch. Du solltest dich schämen.« Sein Atem ging rasch und geräuschvoll, und er fühlte seine Hände ziern.
Alys gli gähnend von der Couch, stand auf und reckte ihre langen, schlanken Arme. »Ich bin froh, daß Abend ist«, sagte sie geistesabwesend, die Augen wieder fest geschlossen. »Dann kann ich jetzt nach Haus und zu Be gehen.«
»Wie willst du hier herauskommen?« fragte er. Aber er wußte es schon. Jedesmal lief das gleiche Ritual ab. Der Sonderaufzug für die Führungskader wurde in Betrieb genommen und brachte sie auf das Dach zum Landeplatz. Alys kam und ging auf diesem Wege, seinen Schlüssel in der Hand. »Eines Tages«, sagte er drohend, »wird einer der leitenden Herren im Aufzug sein, wenn du einsteigst.«
»Und was wird er machen?« Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das kurzgeschniene Grauhaar. »Sag es mir, bie. Mich in schluchzende Zerknirschung zwingen?«
»Ein Blick in dein übersäigtes Gesicht, und ...«
»Sie wissen, daß ich deine Schwester bin.«
»Sie wissen es, weil du ständig aus diesem oder jenem oder gar keinem Grund hier hereinkommst«, sagte Buckman erregt.
Alys ließ sich auf dem Schreibtisch nieder, zog die Knie an und beäugte ihn ernstha. »Es scheint dich wirklich zu stören.«
»Ja, es stört mich wirklich.«
»Daß ich herkomme und

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