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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bei einem Streit damit erschießen, wenn sie es zu Hause häe. Aber es ist keine Damenwaffe. Derringer stellte Damenwaffen her, aber dies ist keine davon.«
»Ein Geschenk von Ihnen?« fragte Herb.
Buckman schüelte den Kopf. »Sie fand die Pistole bei einem Trödler irgendwo in den Slums. Fünfundzwanzig Eier bezahlte sie dafür. Kein schlechter Preis, bei dem Zustand.« Er blickte auf und suchte Herbs Augen. »Wir müssen ihn wirklich töten. Die Marschälle werden mich ans Kreuz schlagen, wenn wir es ihm nicht anhängen. Und ich muß auf der Ebene bleiben, wo Politik gemacht wird.«
»Ich werde mich darum kümmern«, sagte Herb.
Buckman zögerte, dann nickte er. »Gut. Ich geh nach Hause.« Er legte die Pistole in den mit rotem Samt ausgeschlagenen Kasten zurück, schloß ihn und öffnete ihn wieder, um die Patrone aus dem Lauf zu nehmen. Herb Maime und Phil Westerburg sahen zu. »Bei diesem Modell wird der Lauf seitwärts gekippt«, sagte Buckman. »Ziemlich ungewöhnlich.«
»Fordern Sie lieber einen Streifenwagen an, damit er Sie nach Hause bringt«, sagte Herb. »Nach allem, was geschehen ist und was Sie mitgemacht haben, sollten Sie nicht selbst fahren.«
»Ich kann fahren«, erwiderte Buckman. »Fahren kann ich immer. Was ich nicht so gut kann, ist, einen Mann, der direkt vor mir steht, mit einer Zweiundzwanziger töten. Das muß jemand für mich tun.«
»Gute Nacht«, sagte Herb.
»Gute Nacht.« Buckman ging. Unterwegs zum Aufzug fühlte er, daß die Kopfschmerzen bereits nachließen, und war dankbar dafür. Nun konnte er die Nachtlu atmen, ohne zu leiden.
Die Tür des Aufzugs gli zurück – und vor ihm stand Jason Taverner. In Begleitung einer araktiven Frau. Beide sahen blaß und furchtsam aus. Zwei großgewachsene, staliche, verwöhnte und sehr nervöse Leute. Offensichtlich Sechser. Geschlagene Sechser.
»Sie stehen unter Polizeiarrest«, sagte Buckman. »Alles, was Sie aussagen, kann gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, einen Anwalt zu Ihrer Verteidigung zu bestellen, und wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird einer für Sie ernannt werden. Sie haben Anspruch darauf, vor ein Geschworenengericht gestellt zu werden, oder Sie können auf dieses Recht verzichten und werden dann einem Richter vorgeführt werden, der von der Polizeiakademie von Los Angeles ernannt wird. Haben Sie verstanden, was ich eben sagte?«
»Ich kam hierher, um mich zu rechtfertigen«, sagte Jason Taverner.
»Mein Stab wird Ihre Aussage aufnehmen«, sagte Buckman. »Gehen Sie dort durch die blauweiß gestrichene Tür, wo Sie schon einmal waren.« Er zeigte hin. »Sehen Sie den Mann hinter dem Schiebefenster? Den Mann im einreihigen Anzug mit der gelben Krawae?«
»Kann ich mich rechtfertigen?« sagte Jason Taverner. Er sprach stockend, und seine Stirn war naß. »Ich gebe zu, daß ich im Haus war, als sie starb, aber ich hae nichts damit zu tun. Ich ging nach oben und fand sie im Badezimmer. Sie wollte mir dort Thorazin holen. Um das Meskalin zu neutralisieren, das sie mir zuvor gegeben hae.«
»Er sah sie als Skele am Boden liegen«, sagte die Frau – offenbar Heather Hart. »Das war wohl eine Wirkung des Meskalinrauschs. Kann er nicht mit der Begründung, daß er unter dem Einfluß einer starken halluzinogenen Droge stand, Haverschonung erhalten? Kann er unter diesen Umständen überhaupt verurteilt werden? Er hae keine Kontrolle über sich, zur Tatzeit unzurechnungsfähig, sagt man dazu, glaube ich. Und ich hae mit der Sache überhaupt nichts zu tun. Ich wußte nicht einmal, daß sie tot ist, bis ich es in der Abendzeitung las.«
»In manchen Staaten kann ein im Drogenrausch verübtes Verbrechen tatsächlich für nicht straffähig erklärt werden«, sagte Buckman.
»Aber nicht hier«, sagte die Frau mit tonloser Stimme.
Herb Maime kam aus seinem Büro, erfaßte die Situation mit einem Blick und erklärte: »Ich werde ihn festnehmen und die Aussagen aufnehmen, Mr. Buckman. Gehen Sie nur nach Hause, wie wir vereinbart haben.«
»Danke, Herb«, sagte Buckman. »Wo ist mein Mantel?« Er blickte suchend umher. »Was für eine Kälte«, sagte er. »Nachts wird die Heizung abgestellt«, fügte er erläuternd hinzu. »Tut mir leid.«
Er bestieg den Aufzug und drückte den Knopf, der die Tür schloß. Er hae seinen Mantel immer noch nicht. Als er die Aufzugkabine verließ und auf die Dachterrasse hinaustrat, zog er fröstelnd die Schultern hoch. Die kalte, abgasgeschwängerte Lu und die Dunkelheit schienen

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