Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
›nachher‹ in zeitlichen oder ›nah‹ und ›fern‹ in räumlichen Zusammenhängen zu begreifen.«
    Er zeigte Buckman eine Skizze. Sie sagte Buckman nichts; er starrte verständnislos darauf und überlegte, wo er zu dieser späten Stunde Darvon-Tableen gegen seine Kopfschmerzen kriegen könne. Hae Alys welche gehabt? Sie hae so viele Tableen gehortet.
    »Ein Aspekt des Raums ist«, fuhr Westerburg fort, »daß jede gegebene Raumeinheit alle anderen gegebenen Einheiten ausschließt; wenn ein Ding hier ist, dann kann es nicht gleichzeitig dort sein. Ebenso wie ein Ereignis, das vorher stagefunden hat, nicht auch nachher stafinden kann.«
    »Hat das nicht bis morgen Zeit?« sagte Buckman. »Zuerst meinten Sie, es würde vierundzwanzig Stunden dauern, um den Gistoff, der zum Tode führte, zu analysieren und das Ergebnis in einem Bericht niederzulegen. Vierundzwanzig Stunden sind ausreichend.«
    »Aber Sie gaben Anweisung, die Analyse nach Möglichkeit zu beschleunigen«, sagte Westerburg. »Sie wollten, daß sofort mit der Autopsie begonnen wird. Darauin bin ich kurz nach vierzehn Uhr ...«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Buckman gequält. »Aber fassen Sie sich kurz und verschonen Sie mich mit graphischen Darstellungen. Ich habe Kopfschmerzen, und meine Augen brennen.«
    »Wir haben gesehen, daß die Ausschließlichkeit des Raums nur eine Gehirnfunktion zur Verarbeitung von Wahrnehmungen ist. Sie regelt die in der Gestalt von einander wechselseitig einschränkenden Raumeinheiten eingehende Informationen. Es handelt sich um Millionen, theoretisch sogar um Milliarden von Einheiten. Aber an sich existiert Raum nicht, sondern nur in unseren Wahrnehmungen.«
    »Und was hat das zu bedeuten?« fragte Buckman.
»Eine Droge wie KR3«, sagte Westerburg, »zerstört die Fähigkeit des Gehirns, eine Raumeinheit aus einer anderen auszuschließen, das heißt, Begriffe wie hier und dort gehen verloren, wenn das Gehirn die Signale der Sinneswahrnehmungen zu verarbeiten sucht. Es kann nicht beurteilen, ob ein Objekt noch da oder ob es verschwunden ist. Wenn dies geschieht, kann das Gehirn alternative räumliche Größen nicht länger ausschließen. Es öffnet sich dem gesamten Bereich räumlicher Variationsmöglichkeiten. Das Gehirn kann nicht mehr unterscheiden, welche Objekte existieren und welche nur latente, nichträumliche Möglichkeiten sind. Das Ergebnis ist, daß das verwirrte Wahrnehmungssystem in konkurrierende räumliche Alternativen eintri und dem Gehirn eine völlig neue Welt zu entstehen scheint.«
»Ich verstehe«, sagte Buckman. Aber in Wahrheit hae er fast nichts verstanden, und es war ihm auch gleichgültig. Er hae nur den Wunsch, nach Haus zu gehen und sich schlafen zu legen. Und dies alles zu vergessen.
»Das ist sehr wichtig«, sagte Westerburg ernst. »KR3 ist ein bedeutender Durchbruch. Wer unter der Wirkung der Droge steht, wird gezwungen, irreale Welten wahrzunehmen, ob er es will oder nicht. Wie ich sagte, werden Milliarden von Möglichkeiten auf einmal theoretisch wirklich; der Zufall kommt hinzu, und das Wahrnehmungssystem des Betreffenden wählt unter allen angebotenen Möglichkeiten eine aus. Es muß wählen, weil andernfalls konkurrierende räumliche Alternativen einander überlagern und die Raumvorstellung an sich auören würde. Können Sie mir folgen?«
Herb Maime, der sich in der Nähe auf eine Sessellehne niedergelassen und zugehört hae, sagte: »Er meint, daß das Gehirn diejenige räumliche Alternative annimmt, die dem verlorenen Orientierungsrahmen am nächsten kommt.«
»Ja«, sagte Westerburg. »Das ist eine brauchbare Umschreibung. Sie haben den vertraulichen Bericht über die Entwicklung des KR3 gelesen, nicht wahr, Mr. Maime?«
»Vor ungefähr einer Stunde«, sagte Herb Maime. »Das meiste davon war zu fachtechnisch, als daß ich damit zurechtgekommen wäre. Aber ich bemerkte, daß die Wirkung der Droge befristet ist. Schließlich stellt das Gehirn die Verbindung mit der raumzeitlichen Umwelt wieder her, die es vor Einnahme der Droge wahrgenommen hae.«
»Richtig«, sagte Westerburg. »Aber während der Wirksamkeit der Droge existiert der Betroffene, oder glaubt zu existieren ...«
»Es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden«, sagte Herb. »Das eben ist die spezifische Wirkungsweise der Droge: sie hebt den Unterschied auf.«
»Technisch gesehen, ja«, sagte Westerburg. »Aber der Betroffene sieht sich von einem aktualisierten Milieu umgeben, einer Umwelt, die im Verhältnis zu

Weitere Kostenlose Bücher