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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der von früher her vertrauten fremd ist, und er bewegt sich, als ob er tatsächlich in eine andere Welt eingetreten wäre. Eine Welt mit veränderten Aspekten. Das Maß der Veränderung wird dabei von der Distanz zwischen der vorher wahrgenommenen raumzeitlichen Welt und der neuen bestimmt, in der er jetzt zu leben gezwungen ist.«
»Ich gehe nach Hause«, sagte Buckman. »Noch mehr davon kann ich nicht ertragen.« Er stand auf. »Danke, Westerburg«, sagte er und streckte ihm mechanisch die Hand hin. Westerburg ergriff sie. »Schreiben Sie mir einen Abriß davon«, sagte er zu Herb Maime. »Dann kann ich es morgen früh durchsehen.« Er nahm seinen grauen Übergangsmantel aus dem Schrank, legte ihn über den Arm und wandte sich zum Gehen.
»Sehen Sie jetzt, was Taverner widerfahren ist?« fragte Herb.
Buckman blieb stehen und sah ihn über die Schulter hinweg an. »Nein.«
»Er ging unter dem Einfluß der Droge in eine räumliche Alternative über, in der er für seine Umwelt nicht existierte. Und wir gingen mit ihm in die Alternativwelt über, weil wir Objekte seines Wahrnehmungssystems sind. Und dann, als die Wirkung der Droge nachließ, kehrte er in seine vertraute Realität zurück.«
»Gute Nacht«, sagte Buckman.
Er verließ das Büro, wanderte durch den Verbindungskorridor und durch das große, stille Hauptbüro mit seinen Reihen makelloser Metallschreibtische, alle gleich, alle zum Feierabend sauber aufgeräumt, sogar McNultys; und dann trat er endlich gähnend in seinen Privataufzug und ließ sich zum Dach hinauragen.
Die kalte Nachtlu, fast unbewegt und von Abgasen geschwängert, verstärkte seine Kopfschmerzen bis zur Unerträglichkeit; er schloß die Augen und knirschte mit den Zähnen. Dann fiel ihm ein, daß er von Phil Westerburg ein gutes Schmerzmiel bekommen könnte. In der Apotheke der Polizeiakademie gab es wahrscheinlich fünfzig verschiedene Sorten, und Westerburg hae die Schlüssel und kannte sie alle.
Er trat wieder in den Aufzug und kehrte in sein Büro zurück, wo Westerburg und Herb Maime noch immer beisammen saßen und diskutierten.
»Ich wollte gerade etwas erklären«, sagte Herb zu Buckman. »Es betri uns als Objekte seines Wahrnehmungssystems.«
»Das sind wir nicht«, sagte Buckman.
»Ja und nein«, sagte Herb. »Taverner war nicht derjenige, der das KR3 nahm. Ihre Schwester nahm die Droge. Taverner wurde wie wir ein Faktor im Wahrnehmungssystem Ihrer Schwester und wurde hinübergezogen, als sie in ein alternatives Realitätsmodell eintrat. Offenbar spielte Taverner in ihrem Denken eine wesentliche Rolle als Bezugsperson zur Erfüllung von Wunschvorstellungen. Sie muß seit einiger Zeit Fantasien gehegt haben, in denen sie ihn kannte und mit ihm verkehrte. Aber obgleich sie das durch Einnehmen der Droge bewerkstelligte, blieben er und wir zur gleichen Zeit in unserer eigenen Welt. Wir hielten gleichzeitig zwei räumliche Alternativen besetzt, eine reale und eine irreale. Die eine ist unsere akzeptierte Wirklichkeit, die andere eine unter vielen latenten Möglichkeiten, die vorübergehend von der Droge aktualisiert wurde. Aber eben nur vorübergehend. Für die Dauer von ungefähr zwei Tagen.«
»Dieser Zeitraum ist lang genug«, sagte Westerburg, »um dem betroffenen Gehirn schweren Schaden zuzufügen. Das Gehirn Ihrer Schwester, Mr. Buckman, wurde wahrscheinlich weniger vom toxischen Komponenten zerstört als vielmehr von einer hohen und anhaltenden Überlastung. Eine gründliche neurologische Untersuchung des Gehirns, zu der mir allerdings die Spezialkenntnisse und die technischen Voraussetzungen fehlen, wird vermutlich zeigen, daß die eigentliche Todesursache irreparable Schäden im Bereich der Hirnrinde waren, eine Beschleunigung normalen neurologischen Verfalls. Ihr Gehirn starb sozusagen innerhalb von zwei Tagen an Überalterung.«
»Können Sie mir ein paar Darvon-Tableen geben?« sagte Buckman zu Westerburg.
»Die Apotheke ist um diese Zeit geschlossen«, sagte Westerburg.
»Aber Sie haben einen Schlüssel.«
»Ich bin nur in Notfällen berechtigt, der Apotheke Medikamente zu entnehmen, wenn der Pharmazeut nicht im Dienst ist.«
»Dies ist ein Notfall«, sagte Herb. »Von wem wollen Sie die Erlaubnis einholen, wenn Ihnen die Mr. Buckmans nicht genügt?«
»Ja, ja, natürlich«, murmelte Westerburg, aus seinen Gedankengängen gerissen. »Ich gehe schon.«
»Der ganze Planet«, sagte Herb, als der Polizeiarzt draußen war, »wird von Bürokraten gelenkt. Kein Wunder, daß es

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