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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rief bei Barrenberg an.
    Eduard Barrenberg meldete sich sofort, als habe er neben dem Telefon gesessen und die ganze Nacht Wache gehalten. »Holger!« schrie er auf, als habe er schon eine frohe Botschaft gehört. »Wo sind Sie?«
    »Zu Hause.«
    »Und?«
    »Nichts!«
    »Was heißt nichts?«
    »Wir haben die ganze Szene abgeklappert, soweit das möglich war. Keiner kennt Monika. Kann sein, daß sie alle lügen. Es war jedenfalls ein Mißerfolg. Der Polizei wird es nicht besser gehen. Wenn Monika bei den Fixern untergetaucht ist … ich sage immer noch wenn, denn ich glaube es nicht …«
    »Ich auch nicht!« rief Barrenberg dazwischen. Qual und Hoffnung lagen in diesem Aufschrei.
    »… dann hilft uns nur noch der Zufall. Dann wird sie eines Tages auftauchen.«
    »Eines Tages … o Gott, wie das klingt! Eines Tages – das kann nie sein. Auf jeden Fall ist es dann zu spät.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Mahlert dumpf. »Weiß es jetzt Ihre Frau?«
    »Nein.«
    »Wie haben Sie das denn geschafft? Sie muß doch merken, daß Monika über Nacht weggeblieben ist.«
    »Meine Frau ist auch weggeblieben. Sie hat bei einer Freundin übernachtet.«
    »Herr Barrenberg –«
    »Ich höre«, sagte Barrenberg.
    »Sie sollten doch mit Ihrer Frau reden. Mütter wissen mehr. Sie haben ein besonderes Gespür, leben von Ahnungen und Eingebungen. Sie sollten jetzt unbedingt mit Ihrer Frau reden!«
    »Ich – ich werde es versuchen«, sagte Barrenberg mit matter Stimme. »Vielleicht ist alles nur ein Mißverständnis, eine impulsive Handlung. Weil ich Monika geschlagen habe. Vielleicht steht sie bald vor der Tür. Holger, wenn es gleich klingelt, und sie steht da, dann fahre ich sofort mit ihr in die Stadt und kaufe ihr den versprochenen Traumwagen. Auf der Stelle! Sie kann sich wünschen, was sie will. Wenn sie nur wieder da ist!«
    »Damit sollte er vorsichtig sein!« sagte Roßkauf, der mit einer zweiten Muschel alles mitgehört hatte. Barrenberg hatte nach dieser Ankündigung aufgelegt. »Es ist noch nie gelungen, mit Geld oder durch Geschenke einen Heroinsüchtigen von der Nadel zu zerren. Im Gegenteil! Das Wohlwollen ihrer Umwelt fassen sie als ausnutzbare Schwäche auf.«
    »Sei still!« sagte Mahlert gequält. »Sei endlich still! Was nützt uns deine ewige Schwarzmalerei! Wenn sie nur erst auftauchte! Wenn ich ihr gegenüberstünde, dann wüßte ich schon, was ich zu tun habe. Mein Gott, wenn sie nur endlich käme!«
    Morgens gegen halb zehn entdeckte Makaroff auf einer Bank in den Gallus-Anlagen die von einem guten Schuß beglückte Monika. Sie saß auf einer zusammengefalteten Zeitung, hatte den Kragen ihres Parkas hochgeschlagen und stippte aus einer Pappschale Pommes frites. Makaroff beobachtete sie aus dem Auto eine Zeitlang, wie sie die Kartoffelstäbchen in die Mayonnaise tauchte und in den Mund schob. Ab und zu leckte sie das Fett von Daumen und Zeigefinger. Sie saß allein da, mit sich und der Welt zufrieden. Alle Gedanken an den dicken Bollwitz hatte sie verdrängt, aber die zweitausend Mark waren übriggeblieben. Sie steckten in der Umhängetasche neben dem Spritzenbesteck, dem Blechlöffel, dem Kerzenstummel und dem kleinen Chromkästchen mit dem weißen Heroinpulver.
    Makaroff stieg aus und kam auf sie zu. Monika blickte auf, als seine Gestalt die Helligkeit etwas milderte, und grinste ihn an.
    »Da sind Sie ja!« sagte sie gleichgültig und leckte über ihre Finger. »Zu spät. Ich brauche Sie nicht mehr. Ich habe mich freigeschwommen. War gar nicht einfach. Da bleibt in uns doch noch immer etwas zurück, was man nicht wegdrängen kann. Das große Kotzen verstehen Sie, Makaroff? Aber auch das kann man sich abgewöhnen, das lerne ich auch noch! Man muß eben alles nur als Geschäft sehen. Ein Metzger, der ein Schwein tötet, kommt sich ja auch nicht als Mörder vor.«
    »Steig ein!« sagte Makaroff milde.
    »Wieso?« fragte sie aufsässig.
    »Steig ein und komm mit!«
    »Wohin denn?«
    »Zu mir.«
    »Danke. Mein Bedarf an Männern ist gedeckt. Ich will mich eine Woche lang erholen.«
    »Wenn du nicht einsteigst, prügele ich dich ins Auto!« sagte Makaroff ernst, aber nicht drohend.
    »Versuchen Sie es! Ich schreie! Ich heule los wie eine Sirene! Das haben wir geübt, Bibi und ich. Bei Gefahr einfach losheulen, mit voller Lunge! Das ist immer wirksam.«
    »Ich kenne diese Bibi nicht, aber sie muß sehr naiv sein. Wenn du schreist, kommt die Polizei. Und die sucht dich! Dann ist dein sogenanntes freies Leben sofort

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