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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ab und zu putzte Eduard Barrenberg sich die Nase. Endlich stand Maria auf, gab das Tagebuch an ihren Mann weiter und ging zur Tür. Sie hatte einen merkwürdig steifen Gang, als seien alle Muskeln verhärtet.
    »Wie schlecht haben wir gelebt«, sagte sie leise. »Wir haben nur in Fehlern gelebt. Lies es langsam, Eduard, auch wenn es dich verbrennt.«
    Sie ging aus dem Zimmer, warf ihren Pelz über, verließ das Haus und fuhr mit ihrem kleinen Sportwagen nach Enkheim, zu Makaroff. Um Eduard Barrenberg kümmerte sie sich nicht mehr. Er las das Tagebuch und weinte dabei, als schnitte man langsam Stück um Stück von ihm ab.
    Wer das geradezu versnobt bescheiden als ›Landhaus‹ bezeichnete Wohnparadies von Hubert Bollwitz gesehen hat, dem imponiert so leicht nicht, was Makaroff mit seiner im klassizistischen Stil erbauten Villa am Hünengrab zu bieten hatte. Trotzdem war Monika beeindruckt, vor allem von den herrlichen Teppichen, den orientalischen Möbeln, den Gobelins. Makaroffs Hauptquartier verriet nur in der Fassade europäische Baukultur; das Innere des Hauses war vom Zauber maurischer Kunst und Lebensart erfüllt.
    »Toll!« sagte Monika. »Einfach toll!« Sie legte sich auf eines der mit Seidenkissen überladenen Ruhebetten; es war ihr gleichgültig, daß ihre schmutzigen Schuhe Flecke auf den Bezügen hinterließen. »Sowas habe ich mal in Spanien gesehen, in Andalusien. Wir machten Bildungsurlaub und mußten von einer historischen Sehenswürdigkeit zur anderen hetzen, Papa immer vorneweg, mit einem Kunstführer in der Hand. Daraus las er laut vor. Wer sonst noch als Deutscher herumstand, bekam gratis alle Belehrungen mit.« Sie machte eine ausladende Armbewegung. »Arabisch, was?«
    »Ein Mischmasch von allem, was aus dem Morgenland kommt«, sagte Makaroff. Er mixte den Begrüßungscocktail in einer Bar, die mit Wänden aus geschnitzten Ornamenten von der Wohnhalle abgetrennt war. »Ich habe das alles selbst zusammengetragen.«
    »Sie lieben die Araber?«
    »Ich mache auch mit ihnen Geschäfte. Gute sogar.« Makaroff kam zurück und drückte Monika das flache Glas in die Hand. Eine grünliche Brühe schwappte darin. Sie hob es an die Nase, schnupperte wie ein Kaninchen mit bebenden Nüstern und sah über den Glasrand zu Makaroff hinauf.
    »Warum wollen Sie mich vergiften?«
    »Das ist ein Cocktail, der ungemein erfrischt. Stammt aus Indonesien.«
    »Haben Sie Dope hier?« fragte Monika.
    »Warum?«
    »In einer halben Stunde ist die neue Nadel fällig. Sie haben mich abgeschleppt, bevor ich mir was Neues kaufen konnte. Ich will nichts umsonst, auch von Ihnen nicht. Ich kann bezahlen. Ich habe Geld genug. Fast zweitausend Mark.«
    »Ungeheuerlich!«
    »Mit Ihrer Ironie können Sie mich nicht aufregen.«
    »Woher hast du das Geld?« fragte Makaroff und betrachtete Monika erst jetzt genauer. Sie sah nicht verwildert aus; ihr Haar war ordentlich, ihre Haut rein, ganz im Gegensatz zu Jeans, Pullover und Parka, die jene Patina hatten, ohne die man in den Kreisen um Bibi nicht für voll genommen wurde. Auch Verwahrlosung kann eine Uniform sein.
    »Kennen Sie das Märchen vom Sterntaler?« fragte Monika. Sie nippte an dem Cocktail. Er sah gefährlicher aus, als er schmeckte.
    »Nein.«
    »Da geht ein Mädchen in der Nacht spazieren, hebt sein Röckchen hoch, und schon regnet es Geld!« Monika lachte, es klang um eine Spur zu ordinär und überzogen. »So was nannten die früher Märchen! Dabei ist das Wahrheit. Es regnet immer Geld, wenn man das Röckchen hochhebt.«
    »Du warst also schon auf dem Strich?« fragte Makaroff interessiert.
    »Nein!« Sie sah ihn verbissen, abwehrbereit an. »Noch nicht! So, wie das Bibi macht, das muß ich erst noch üben! Da würde ich kotzen! Habe ich übrigens auch so. Aber zweitausend Mark sind dabei herausgekommen.«
    »Das hört jetzt auf!« sagte Makaroff hart.
    »Was geht das Sie an?!«
    »Irgendwie fühle ich mich für dich verantwortlich.«
    »Ach nee. Weil ich bei Ihnen ungewollt Freddy den Goldenen gedrückt habe? Und weil Sie mich seitdem in der Hand haben? Polizei oder Bett?! Ich hab's doch geahnt, als Sie mich aufluden!« Monika trank das Glas leer und warf es einfach weg. Auf dem dicken Teppich zerschellte es nicht, sondern rollte ein Stück, bis es an einem marokkanischen Lederhocker liegenblieb. »Freiwillig tu ich's nicht. Aber ich nehme an, Sie wollen mich vergewaltigen. Ein schönes Ekel sind Sie! Locken mich hierher, wo uns keiner hört und sieht. Uns hört doch

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