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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rumpelten jetzt in Hotels und Pensionen, ganz vornehm, und vor allem alte Böcke seien es, die sie sich anschossen. Ihr Name? Unbekannt. Wo Bibi jetzt sei? Keine Ahnung. Ihr Hauptquartier sei die Hauptwache. Aber da sei sie seit drei Tagen nicht mehr aufgetaucht.
    »Kann sein, daß die Bullen sie kassiert haben«, sagte der Informant. »Dann sitzt sie jetzt in der Entziehung und leckt die Wände ab! Aber in 'n paar Wochen ist sie wieder da.«
    Mahlert und Roßkauf fuhren weiter die Bars und Diskos ab, die Treff-Cafés und die Straßenstriche. Es war eine Qual für Mahlert, sich vorzustellen, daß Monika hier anzutreffen wäre, vollgepumpt mit H, ein völlig verwandelter Mensch, dessen Hülle allein noch Ähnlichkeit mit Monika hatte. Ein paarmal hatte er zu Roßkauf gesagt: »Hier ist sie nicht. Hier kann sie nicht sein! Ihr alle irrt euch in Monika! Ja, sie ist weggelaufen, – aber das war eine gesunde Trotzreaktion! Ein ganz normaler Streit zwischen Vater und Tochter. Ein Generationskonflikt! Du sollst sehen: Sie sitzt ahnungslos bei einer Freundin, und morgen, wenn der Zorn verraucht ist, kommt sie wieder zum Vorschein.«
    »Warum sind Verliebte immer Idioten?« fragte Roßkauf. »Mensch, mach dich endlich frei von dem Gedanken, deine Monika könnte ein Engel sein! Vielleicht war sie es vor kurzem noch. Aber jetzt rutscht sie durch die Hölle! Warum sich das alles so entwickelt hat – das werden wir alles erfahren, wenn wir sie nur erst fest im Griff haben. Wie kommt ein Mädchen wie Monika zu Heroin? Diese Frage müßtest du am besten beantworten können als freiwilliger Drogenberater.«
    »Bei Monika sehe ich keinen Anlaß, keine Motivation. Das ist es ja!« Mahlert starrte auf die Liste, die sie gleich zu Beginn ihrer Suchaktion von der Drogenberatungsstelle Frankfurt geholt hatten und die alle einschlägigen Lokale und Treffs aufführte. »Ihr Leben ist geordnet.«
    »Und trotzdem hast du sie im ›Number Sex‹ kennengelernt. Wie paßt das zusammen?«
    »Sie – sie hatte dort ihren Freund. Einen Musiker.«
    »Ein Mädchen aus angesehenem Haus, das einen ausgeflippten Rockmusiker liebt?«
    »Es war keine Liebe!«
    »Dann eben ein besonders starkes Interesse, das gleich aufs Ganze ging.«
    »Ich rede mit dir über dieses Thema nicht mehr!« sagte Mahlert laut. »Hast du noch nie was von Neugier gehört?«
    »Eben!« Roßkauf nickte mehrmals. »Und aus Neugier setzt man sich einen Schuß, und die Wirkung ist so probat, daß man sich den zweiten gibt, den dritten – und schon ist man mitten drin und kommt nicht mehr heraus! Wem muß ich das erzählen? Ausgerechnet dir?«
    Sie gaben nicht auf, wühlten sich weiter durch die tanzenden Paare in den Diskos, zeigten auch ein Foto von Monika, das Mahlert beim Tennis gemacht hatte. Man lachte sie aus. So eine war hier nicht, nicht so ein vornehmes Püppchen. Und die neue Freundin von Bibi? Die da auf dem Foto? Ausgeschlossen. Da kennt ihr Bibi nicht. Die kriegt Pickel von der Stirn bis zum Arsch, wenn die sowas Vornehmes sieht. Allergisch ist sie dagegen, jawohl!
    Als auch die Disko ›Happy-Strip‹ ihren Laden geschlossen hatte, fuhren Mahlert und Roßkauf nach Hause. Mit Mahlert war nicht mehr zu reden. Er stierte vor sich hin, sah wie ein früh gealterter Mann aus und legte sich stumm auf die Couch in seiner Wohnung, im Dachgeschoß der elterlichen Villa. Roßkauf holte aus der Wandbar einen Wodka und mixte ihn mit Lemmon, aber Mahlert winkte ab. Ihm war zum Speien übel.
    »Wir sollten doch die Polizei einschalten!« sagte Roßkauf. »Die kennt noch andere Methoden.«
    »Auf der Szene sind sie machtlos! Total überfordert. Ab und zu eine Razzia – und da bleiben auch nur die Kleinen hängen. Informationen kommen kaum heraus, schon gar nicht über Mädchen, die man sucht. Da steht eine unbezwingbare Mauer!« Er schob die Hände unter den Nacken und schloß die Augen. »Sie ist bei einer Freundin …«
    »Bibi?«
    »Nein! Schulfreundin! Peter, ich habe Monika doch so oft gesehen. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, daß sie sich von der Nadel abhängig gemacht hat. Sie hat sich nicht verändert.«
    »Sie ist dir aus dem Weg gegangen! Erinnere mich nicht an die Klagelieder, die du mir vorgesungen hast!«
    Mahlert antwortete nicht. Er war zu müde, zu erschüttert, um jetzt noch zu diskutieren. Die Angst um Monika zermalmte ihn fast. Nach ein paar Minuten nahm er doch den Drink an, goß den Wodka wie Wasser in sich hinein, sprang von der Couch und

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