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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach, wie sie sicher, mit kleinen Schritten ins Hotel ging – eine schöne Frau, die nur den Fehler hatte, Eduard Barrenberg zu gehören, und nun zum Werkzeug seiner Vernichtung wurde. George Petrescu zündete sich eine Zigarette an, bestellte einen Kognak zum neuen Kaffee und blickte auf seine Armbanduhr. Nach der Mutter die Tochter … Das war ein Fahrplan, den niemand mehr stören konnte.
    Maria wandte sich im Hotel den Telefonkabinen zu. Ein paarmal blickte sie sich um, aus Angst, Makaroff könnte ihr folgen, dann schlüpfte sie in eine Zelle und rief Ljuba an. Es dauerte eine Weile, bis sie sich meldete. Im Hintergrund ertönte aus der Stereoanlage die Musik zu dem Ballett ›Coppelia‹. Was sich Ljuba einmal vorgenommen hatte, führte sie durch, auch wenn Maria abgesagt hatte. Dann tanzte sie eben nach dem Tonband.
    »Du bist es?« sagte Ljuba Antonowna gedehnt. »Sind deine Kopfschmerzen vorbei?«
    »Ich brauche einen Rat, Ljubaschka«, sagte Maria hastig. »Schnell, ganz schnell. Hörst du …?«
    »Nimm Neuro-Sanex, das hilft am besten gegen Migräne.«
    »Ljuba, du mußt mir helfen. Ich bin bei dir, den ganzen Abend! Es – es kann spät werden …«
    »Das ist schön! Und paßt auch gut; Max ist heute ja beim Kegeln.«
    »Versteh mich doch, Ljubaschka: Ich bin offiziell bei dir, wenn später jemand fragen sollte. Aber ich glaube nicht, daß Eduard jemals fragt. Nur als Vorsichtsmaßnahme: ich bin heute bei dir.«
    »Und wo bist du wirklich?« Ljuba Antonowna begriff es nun. Sie war weder erstaunt noch entsetzt, sie wunderte sich nur ein wenig, daß Maria anscheinend sehr aufgeregt war.
    »Warst du schon mal in einem Spiel-Casino?« fragte Maria.
    »Ja. Erst voriges Jahr. In Bad Wiessee. Max sollte zehn Pfund abnehmen, hatte der Arzt verordnet. Das sah dann so aus: Am Tag hielt Max eisern die Diät in der Privatklinik durch, aber abends fraß er dann beim Haxenbauern riesige Schweinshaxen mit Kraut. Nach vierzehn Tagen hatte er nicht zehn Pfund abgenommen, sondern drei Pfund dazu! Ja, und dann das Spiel-Casino. Max spielte dreimal. Zweimal verlor er und betrank sich vor Ärger mordsmäßig. Einmal gewann er sage und schreibe 23.000 Mark und besoff sich sinnlos vor Freude und Stolz. Das sind meine Spielbankerlebnisse. – Und was hast du vor?«
    »Ich will es in Bad Homburg versuchen. Ljubaschka, verrate mich bloß nicht! Wer auch fragt: Ich war den ganzen Abend bei dir! Hilfst du mir?«
    »Natürlich.« Ljuba Antonowna lachte. »Viel Glück, Maria. Und paß auf dich auf! Du hast keine Übung im Ausbrechen …«
    Maria hängte ein und wählte die Büronummer ihres Mannes. Barrenbergs Sekretärin meldete sich, eine kecke kleine Rothaarige, mit der Eduard erstaunlicherweise noch nicht geschlafen hatte, aber nur wegen seines Prinzips: In der eigenen Firma keine Komplikationen durchs Bett!
    Natürlich war Barrenberg nicht im Haus. Er hatte auf seinem Terminplan eine Baustellenbesichtigung in Neu-Isenburg angegeben, was niemand bezweifelte. Daß er in diesem Augenblick auf Bettina einredete, sie solle mit nach Florenz fahren und dadurch eine Entscheidung herbeiführen, ahnte ja keiner.
    »Ich bin bei Frau Rolle«, sagte Maria ganz ruhig. »Bitte legen Sie meinem Mann eine Notiz auf den Schreibtisch, daß es später werden könnte.«
    Als sie zum Tisch zurückkam, sah sie, daß Makaroff von einer Blumenfrau rote Rosen kaufte. Es mußten mindestens dreißig Stück sein. Er sprang sofort auf, als er sie kommen sah und überreichte ihr den Strauß.
    »Jede Rose soll zu Ihnen sagen: Bitte – bitte – bitte – bitte …«
    Es war vollendeter Kitsch, aber aus seinem Mund klang es angenehm und verhinderte jede Abwehr. »Wenn Sie nein sagen, zertrample ich den Strauß!«
    »Das ist Erpressung!«
    »Das ist Enttäuschung, Verzweiflung!« Makaroff drückte ihr die Rosen in die Hand und sah sehr unglücklich aus. »Sie können jetzt nicht einfach weggehen und sagen: Adieu für immer! – Auch Sie haben ein Herz!«
    »Ich kenne Bad Homburg wirklich noch nicht«, sagte sie und lachte etwas zu hell. Ich bin verrückt, dachte sie. Ich bin total verrückt! Mit fünfundvierzig Jahren gehe ich fremd. Fahre irgendwohin – mit einem fremden Mann. Mit einem Bulgaren. Mit einem Petro Makaroff. Petro mit t. Ich muß völlig unzurechnungsfähig sein! Aber ist das nicht auch ein Witz? Da lebt man über zwei Jahrzehnte in Frankfurt, Bad Homburg liegt vor der Tür, und ich bin noch nie dort gewesen! »Es stimmt«, sagte sie, »eine

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