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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlanke Beine habe? Da hat sich nichts geändert. Aber siehst du das überhaupt noch?«
    Nein, das wäre nie über ihre Lippen gekommen, weil es ihr zu vulgär geklungen hätte. Da dachte ihre zweitbeste Freundin Ute anders. Ute Kämmering, die Frau des Chefarztes Prof. Dr. Sylvester Kämmering. Die hatte einmal beim Damenkaffeekränzchen behauptet: »Eine gute Ehefrau muß auch eine halbe Nutte sein – bei ihrem Mann! Darf nie etwas zur Gewohnheit werden lassen, muß immer was Neues erfinden. Den Kerlen im Bett immer wieder mit Überraschungen kommen! Das wollen die Männer – und nicht das liebe Mütterchen, das ihnen ihr Süppchen kocht.«
    Über diese Schlafzimmerproblematik und -akrobatik war unter den Damen noch viel diskutiert worden. Maria Barrenberg hatte sich anderen gegenüber nie über solche Eheprobleme ausgelassen, auch nicht, als sie merkte, wie Eduards Leidenschaft sich in wohlige Behäbigkeit verwandelte. Gelegentlich hatte sie einen ganz kleinen Anlauf gewagt. Sie zog ihm einmal, als Eduard im Bett lag und in der Fachzeitschrift ›Stahl und Beton‹ las, die Bettdecke weg, setzte sich auf seinen Leib, in paradiesischer Schönheit und nach einem französischen Parfüm duftend. Eduard hatte gegrunzt, ›Stahl und Beton‹ zur Seite gelegt und gesagt: »Ganz schön! Aber du hast ein paar Pfund zugenommen!«
    Der zweite Anlauf zur sexuellen Emanzipation mißlang noch kläglicher. Maria hatte sich im Kaffeekränzchen sagen lassen, daß Männer auf gewisse Details wild seien. Sie schminkte sich also die Lippen grell rot, legte Lidschatten auf, umrandete die Augen, ließ die Haare frei über ihre Schulter fallen und – das sollte doch wohl auch Eduard aus seiner Trägheit aufscheuchen – bemalte die Brustwarzen mit leuchtend rotem Lippenstift.
    Eduard hatte Maria nur entgeistert angestarrt, als sie ins Schlafzimmer trippelte, hatte nach seiner Datumuhr gegriffen, den Kopf geschüttelt und gesagt: »Wir haben den 7. Juni! Karneval ist doch längst vorbei …«
    In diesem Augenblick hatte Maria plötzlich verstanden, daß es entschuldbare Morde im Affekt gibt …
    Pünktlich um 15 Uhr betrat Maria Barrenberg die Caféterrasse des Hotels ›Frankfurter Hof‹. Petro Makaroff war schon da, sie hatte es nicht anders erwartet. Er sah hinreißend aus in seiner hellen Kamelhaarjacke, der leuchtend blauen Hose, kamelhaarfarbenen Schuhen und einem lichtblauen Hemd, das oben nicht geschlossen war und schwarzes Kräuselhaar auf der Brust sehen ließ. Ein goldenes Medaillon an einer dicken Goldkette glitzerte bei jeder Bewegung. Ein Playboy, dachte Maria. Ein typischer Playboy! Gewohnt, daß die Frauen auf ihn fliegen. Und mit so etwas treffe ich mich! Maria Barrenberg, die ehemalige Pianistin Maria Sakrow, Mutter von zwei erwachsenen Kindern, glücklich verheiratet mit einem Mann, der alles für mich tut, der sich für uns, seine Familie, kaputtmacht! Eine Familie, die zu den besten von Frankfurt gehört. Eine angesehene Familie ohne Fehl und Tadel.
    Ich trinke Kaffee mit einem bulgarischen Playboy.
    Sie lächelte, ließ sich die Hand küssen, und als Makaroff ihre Hand festhielt und sie so an den Tisch zog, versuchte sie nicht, sich ihm zu entziehen. Erst, als sie saß, sagte sie:
    »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß ich meine Hand noch brauche?«
    »Pardon, Madame!« Makaroff ließ sie sofort los und setzte sich auch. »Ich bin so glücklich. Unwahrscheinlich glücklich! Sie sind gekommen. Und Sie sehen aus wie ein leibhaft gewordener Traum. Ein Wunschtraum!«
    Papperlapapp, dachte Maria Barrenberg. Das fließt ihm wie Honig von den Lippen. Das ist gekonnt. Aber nicht bei mir, Petro Makaroff! Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu sagen, daß dies unser letztes Zusammentreffen ist. Ich bin nicht wie Ute Kämmering oder Frau Generaldirektor Dr. Humpertz.
    »Haben Sie in den vergangenen Tagen einmal an mich gedacht?« fragte Makaroff und legte viel Glut in seine schwarzen Augen. »Nur ein einziges Mal?«
    »Nein. Ich habe meine Familie.«
    »Ich habe immer an Sie gedacht. Ich habe Pläne geschmiedet …«
    »Pläne? Wieso denn Pläne?« Sie sah ihn betroffen, aber neugierig an. »Wir trinken jetzt eine Tasse Kaffee, und dann sehen wir uns nie wieder.«
    »Wollen Sie mich töten?«
    »Bitte nicht so theatralisch!«
    »Das ist kein Theater. Nur der Tod kann mich hindern, Sie wiederzusehen. Das ist ernst gemeint. Sie können mir einen Tritt geben wie einem streunenden Hund – ich trotte hinter Ihnen

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