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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tür stehen und sagte: »Soll ich ein Taxi nehmen oder fährst du mich nach Frankfurt zu meinem Wagen? Der Nachtportier würde sich sonst wundern, aber dir macht es ja wohl nichts aus.«
    »Sofort!« Makaroff sprang auf, zog sich in erstaunlicher Hast an, kämmte sich sorgfältig, was länger als das Anziehen dauerte, und kam dann zu Maria zurück. »Und wenn du mich noch so sehr verfluchst«, sagte er. »Ich liebe dich! Ich kann es nicht ändern.«
    Kurz nach halb vier Uhr morgens stand Maria in der Halle ihres Hauses. Sie blieb stehen und lauschte, aber von Eduard war nichts zu hören. Warum auch? Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, sorgenvoll auf seine Frau zu warten, wenn sie um Mitternacht noch nicht zurückgekommen war. Allerdings: auch wenn sie bei Ljuba Antonowna gewesen war, Maria war noch nie bis spät in die Nacht weggeblieben. Aber so weit dachte Eduard gar nicht. Sie ist nicht da, also wird sie noch kommen: die Philosophie der Gleichgültigkeit auf die kürzeste Formel gebracht!
    Sie stieg die Treppe hinauf, öffnete leise die Schlafzimmertür und wurde von Eduards gesundem Schnarchen empfangen. Sie knipste die Nachttischlampe an, zog sich im nebenan liegenden Ankleidezimmer aus, schlüpfte in den französischen Spitzenpyjama, den Eduard ihr einmal aus Marseille mitgebracht hatte, und legte sich vorsichtig an seine Seite.
    Eduard Barrenberg röchelte, drehte sich um, blinzelte Maria an und murmelte schlaftrunken: »Biste endlich da? War's schön?«
    »Ja«, sagte sie mit trockenem Gaumen. »Es war schön …«
    »Dann mach's Licht aus! Um elf geht das Flugzeug nach Florenz.«
    Barrenberg flog allein. Bettina hatte er nicht überreden können. Aber er war, gewissermaßen zum Abschied, bis ein Uhr nachts bei ihr geblieben und hatte mit ihr geschlafen, gegen ihren anfänglichen Widerstand und trotz ihrer Angst vor dem Auftauchen von George Petrescu. Barrenberg war dabei über sich selbst hinausgewachsen, vielleicht weil er sich auch dadurch an seinem Nebenbuhler rächen wollte; selbst Bettina war erstaunt. Jetzt war er müde und abgekämpft, fragte nicht länger, drehte sich auf die andere Seite und versank sofort wieder in seinen röchelnden Schlaf.
    Maria starrte an die Decke und preßte die Fäuste auf ihre Brust. Das Bild hatte sich in sie eingebrannt: Makaroff neben ihr kniend und ihren Körper mit den Lippen liebkosend. Makaroff nackt und breitbeinig im Sessel. Der Sieger, der Besitzer, der Held!
    Ihr wurde wieder übel, sie biß sich in die rechte Faust, weinte lautlos und hätte Eduard erschlagen können, weil er so friedlich und ahnungslos schnarchte.
    Aus dem Tagebuch von Monika Barrenberg:
    Heute habe ich wieder die Schule geschwänzt, nicht nur die beiden letzten Stunden, sondern alle. Ich bin direkt zu Freddy gefahren, aber er schlief noch. Das furchtbare Mädchen von der Wohngemeinschaft sagte zu mir: »Da wirste kein Glück haben. Freddy ist wieder auf Turkey gewesen, und weil er keinen Dope hatte, hat er sich Dolantin geschossen. Das haut ihn immer um. Den jetzt zu wecken schaffste nicht mal, wennste auf ihm reitest …« Da bin ich schnell wieder weg. Was Turkey ist, weiß ich nicht, kann's mir aber denken.
    Warum macht Freddy sich bloß mit Wissen kaputt?! Er hat keinen Vater mehr, der ist mit betrunkenem Kopf unter einen Omnibus geraten. Freddy sagt, der Kopf habe ausgesehen wie ein dicker Pfannkuchen mit roter Marmelade. Grauenhaft. Seine Mutter ist lungenkrank, kann nicht arbeiten, aber Freunde hat sie am laufenden Band. Kommt Freddy tatsächlich mal zu Besuch, was selten genug ist, dann ist das Bett immer besetzt. Dabei war das mal eine wirklich gute Familie. Freddys Vater war Anstreichermeister, Freddys Mutter Büroangestellte in der Buchhaltung eines großen Werkes. Aber dann stürzte Freddys Vater bei einem Hausanstrich vom Gerüst und brach sich einen Wirbel. Er wurde nicht gelähmt, aber seinen Beruf mußte er aufgeben. Darauf begann er das Saufen. Freddy hat die Schule bis zur Untersekunda geschafft, kann sogar Französisch, Englisch und etwas Latein, aber er sagt immer: »Was soll der Scheiß?! Für mich ist Heroin nicht Diacetylmorphium, sondern einfach Dope! Und wennste nach 'nem Schuß tierisch high bist, und die Welt ist voll von Musik, dann soll mir einer mal erklären, wieso man mit Tacitus oder Caesar im Leben weiterkommt!«
    Mit Freddy ist über so etwas nicht zu diskutieren. Aber eins muß ich ihm sagen: Den Druck, den er mir gegeben hat – nur ein Viertel von dem,

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