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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Panik. Er hatte sich Vorschuß geben lassen, ganze 50 Mark, das reichte gerade wieder für ein halbe Halbe, und dieser Druck würde spätestens um zwei Uhr nachts vorbei sein. Was dann? Dann hatte er gar nichts mehr, kein Heroin, kein Dolantin, nicht mal was zum Schnüffeln. Dann mußte er durch die Nacht rennen und sich an den Straßenrand stellen, an bestimmte Ecken, die man in eingeweihten Kreisen kannte. Dort kurvten ab und zu schicke Frauen in ihren schweren Schlitten herum, luden sich die langhaarigen Jünglinge ein, fuhren hinaus in einsame Villen, legten zweihundert Mark auf den Tisch und rackerten herum, als käme am nächsten Morgen der Weltuntergang. Berühmt unter den Fixern war eine gewaltige Dicke, Mitte der Fünfzig, mit blitzenden Klunkern behangen, wohnte in einem feudalen Landhaus in der Kronberger Gegend, Ehemann Vorstandsvorsitzender einer großen AG und fast immer im Ausland, ein Riesenweib mit Mehlsackbrüsten und einem Kaltblüter-Hintern, die bis zu fünfhundert Mark für einen strammen Jüngling zahlte. Trotzdem hatte sie Mühe, einen der Fixer einzufangen in ihren Schlitten; wenn sie durch die Gegend kurvte, loste man das Opfer mit Streichhölzern aus. Der Verlierer war zwar um fünfhundert Mark reicher, aber er brauchte auch den ganzen nächsten Tag, um seinen zermarterten Körper zu überholen.
    »Hier gibt es keine stille Ecke«, sagte Freddy. »Was willst du von mir, Opa?«
    »Makaroff«, sagte Petrescu geduldig. Er erkannte klar die Situation, in die Freddy geriet. Sie war genau das, was Makaroff brauchte. Der Körper verlangte wieder nach Dope, und weit und breit war niemand da, der Freddy etwas geben konnte. Es sei denn, Monika sprang wieder ein. Auch das hatte Makaroff einkalkuliert. An seiner Leimrute mußten beide kleben bleiben.
    »Nun schieß schon los!« brüllte Freddy. »Um was geht es?«
    »Um Las Vegas!« sagte Makaroff.
    Freddy schüttelte den Kopf, als habe er Wasser in den Ohren. »He?« schrie er. »Noch mal!«
    »Las Vegas, Freddy!« sagte Monika. »Petro Makaroff ist ein internationaler Musikagent. Er meint, du hättest das Zeug, auch in Las Vegas zu spielen! Das ganz große Geld!«
    »Blödsinn!« brüllte Freddy. Er sah sich um, ob vielleicht doch noch eine stillere Ecke zu finden sei. »Dumm quatschen kann jeder.«
    »Und jede Menge Dope!« sagte Makaroff. »In Las Vegas kannst du dir das Kopfkissen damit füllen.«
    »Mann, red jetzt nicht von 'nem Schuß!« Freddys Gesicht verzerrte sich. Er riß Monika am Arm vom Hocker und zog sie mit sich in eine Ecke neben der Bar, wo gerade ein Tischchen frei geworden war. Er setzte sich, Monika belegte den zweiten Stuhl, Makaroff blieb stehen und lehnte sich an die Wand.
    Hier konnte man in normaler Lautstärke miteinander reden. »Also, was ist?« fragte Freddy.
    »Ein Vertragsentwurf«, antwortete Makaroff und lächelte ermunternd. »Wenn du unterschreibst, steht dir Amerika offen!«
    Freddy schien das nicht voll zu begreifen. Er starrte Makaroff wie ein sprechendes Gespenst an und fuhr sich mit beiden Händen durch die Lockenhaare. Amerika … Weit weg von dem toten Holger Mahlert. Für immer weit weg! So kam es nie heraus, es war der perfekte Mord. In Amerika konnte man sich auch anders nennen, es würde nie eine Spur geben.
    »Wer garantiert mir, daß alles nicht nur Blabla ist?« fragte er und begann zu schwitzen. Ich komme auf Turkey, so 'ne Scheiße, durchfuhr es ihn. Viel zu früh. Aber diese Aufregungen, wer soll das verkraften?!
    »Bei Vertragsunterzeichnung tausend Dollar auf die Hand! Glaubst du, ich werfe mit Dollars um mich?«
    Freddy starrte Monika an. Makaroffs Angebot warf ihn um. Wer in Las Vegas auftrat, war ganz groß im Show-Geschäft. Las Vegas! Das war absolute Spitze. Da gehörte man zur internationalen Elite, zu Sinatra, Sammy Davis, Dean Martin … Er, Freddy the Tiger, Fritz Hartmann – wer kann das auf Anhieb begreifen? »Was nun?« fragte er Monika hilflos. Er war plötzlich ein kleiner Junge. »Was sagst du dazu?«
    »Die ganz große Chance, Freddy! Das kommt nie wieder.«
    »Nie!« sagte Makaroff.
    »Und du?« fragte Freddy.
    »Was ich?«
    »Wenn ich nach Las Vegas gehe, kommste mit?«
    »Das geht doch nicht, Freddy«, sagte Monika. »Das weißt du doch. Ich mache mein Abitur, dann studiere ich.«
    »Da hörst du's Makaroff!« Freddy lehnte sich zurück. Seine Augen waren weit, er schwitzte aus allen Poren, sah wie gebadet aus. »Las Vegas kann mich kreuzweise … Ohne Monika läuft

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