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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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hatte den Plural gebraucht; aber er hatte nur einen Namen erwähnt, den von Sanger. Falls er wußte oder vermutete, daß Sanger mit Patrick Chase identisch war, dann war nichts an seiner Geschichte unglaubwürdig. Ich konnte mir gut vorstellen, daß es sehr viele Leute gab, die dringend Geschäfte mit Philip Sanger alias Patrick Chase zu erledigen hatten und die vielleicht Privatdetektive einsetzten, um ihn zu finden. Es war auch wahrscheinlich, daß das Ziel der gewünschten Verhandlungen eher das Wiedererlangen als das Leihen und Borgen von Geld war. Aber wußte Skurleti das? Oder war die andere Person, an die er dachte, jemand anderer? Adèle Sanger? Lucia Bernardi? Erzählte Skurleti die Wahrheit über seinen Auftrag oder log auch er?
    Ich versuchte, Zeit zu gewinnen. »Wieviel?«
    »Eintausend neue Francs«, entgegnete er schnell.
    »Da hat eine Menge Arbeit dahintergesteckt, und sie ist noch nicht abgeschlossen.«
    »Ich werde Ihnen tausend Francs für die unvollständige Liste geben und weitere fünfhundert, sobald Sie den Rest haben.«
    Ich gab vor, darüber nachzudenken. Er zog seine Brieftasche wieder heraus und begann, Hundert-Francs-Noten auf den Tisch zu zählen. Ich schob sie weg. »Nein, nein. Bitte. Ich habe die Liste nicht. Und in jedem Fall …«
    »Sie haben die Liste, die Sie heute vormittag zusammengestellt haben«, unterbrach er mich schnell. »Das wäre ein Anfang.«
    »Heute vormittag habe ich nichts gefunden. Die Suche war ganz und gar unergiebig. Auf jeden Fall muß ich die Angelegenheit gründlich überdenken.«
    »Zweitausend Francs.«
    Ich zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Ich werde es Sie später wissen lassen.«
    »Wann? Zeit ist kostbar. Vielleicht können wir heute nachmittag im Hôtel de Ville zusammen arbeiten.«
    »Tut mir leid, aber da habe ich etwas anderes zu erledigen. Ich könnte Sie um vier Uhr wieder hier treffen.«
    »Mit der Liste?«
    Ich antwortete nicht sofort. Ich leerte mein Glas, stellte es entschlossen nieder, als hätte ich eine Entscheidung getroffen, und blickte ihm gerade in die Augen. »Dreitausendfünfhundert«, sagte ich herausfordernd.
    Er lächelte. Das war die Sprache, die er verstand.
II
    Sobald ich in mein Hotel zurückgekehrt war, wählte ich die Nummer, die Adèle Sanger mir gegeben hatte. Das Rufzeichen ertönte beinahe eine Minute lang, bevor Lucia den Hörer abnahm. Sie sagte nichts, bis ich sprach.
    »Hier ist Maas.«
    »Ja?«
    »Ich muß Sie unbedingt treffen.«
    »Sie haben mich bereits getroffen.«
    »Wir müssen noch einmal miteinander sprechen.«
    »Worüber?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß andere Sie auch finden können, wenn ich Sie finden konnte. Ich glaube, daß Ihnen jemand auf der Spur ist.«
    »Eine andere Zeitung?«
    »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube nicht. Vielleicht irgend jemand, der eine Gruppe vertritt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das werde ich Ihnen erzählen, sobald ich Sie treffe.«
    »Sie sagen eine Gruppe«, sagte sie nachdenklich. »Welche Nationalität?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ihr Vertreter ist ein Grieche, und er kommt aus Kairo.« Es entstand eine längere Pause. Obwohl ich wußte, daß sie nicht aufgelegt hatte, fragte ich schließlich: »Sind Sie noch da?«
    »Ich habe nachgedacht.« Dann fuhr sie schnell fort: »Also gut, ich werde mich mit Ihnen treffen. Die gleichen Maßnahmen wie neulich. Heute abend um zehn.«
    »Nein. Es muß innerhalb der nächsten drei Stunden sein. Je eher desto besser. Ich muß diesen Mann um vier Uhr wieder treffen. Zu Ihrem Schutz muß ich wissen, was ich ihm sagen soll. Ich schlage vor, ich komme zu Ihnen.«
    »Unmöglich.«
    »Das ist ganz und gar nicht unmöglich. Ich weiß, wo Sie wohnen, aber nicht in welchem Haus. Geben Sie mir einfach die Hausnummer, dann werde ich Sie schon finden.«
    »Man könnte Ihnen folgen.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß man mir nicht folgt. Wie ist die Nummer?«
    »Acht.«
    »Gut. Ich habe jetzt einen anderen Wagen, einen grauen Renault. Können Sie vom Haus aus die Straße sehen?«
    »Den Teil vor dem Haus nicht. Aber weiter unten sehe ich sie.«
    »Gut, dann parke ich etwas weiter unten.«
    »Am besten vor Nummer 5.«
    »Gut. Warten Sie auf mich. Ich werde etwa in einer Stunde dort sein. Verstanden?«
    »Verstanden. Aber …«
    Ich hängte ein, bevor sie ihre Meinung ändern konnte, und zog die Liste mit den Grundstücken der Sangers hervor, die ich an diesem Vormittag zusammengestellt hatte.
    Auf der Liste waren vier Häuser im

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