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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Arzt sagt, daß es Zeit dafür sei.«
    »Das war großzügig von Ihnen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Es war Adèles Idee. Sie hat gemeint, daß dies die Frau darin bestärken würde zu glauben, was ihr erzählt worden ist.« Sie sah mich an. »Nun sagen Sie mir bitte, was passiert ist.«
    Die Außenseite des Hauses ließ nicht auf das Zimmer schließen, in das sie mich geführt hatte. Es war eine Überraschung. Früher war es wohl die Terrasse gewesen. Nun waren da dicke Mauern und ein Bogenfenster und ein großer Kamin aus Naturstein. Ein Teil der Wand wurde von einer Komposition aus glasierten Kacheln bedeckt, die in schreienden Farben das Martyrium des heiligen Sebastian darstellte. Ein Kruzifix, ebenfalls aus glasierten Kacheln, schmückte die dem Kamin gegenüberliegende Wand. In einer Nische stand eine fast lebensgroße Madonna mit dem Kind. Obwohl ein gemütliches Feuer brannte und die Möbel unpersönlich modern waren, machte der Raum einen deprimierenden und verwirrenden Eindruck. Es war, als sei man aus Versehen in eine Privatkapelle geraten.
    Lucia, in zitronengrüner langer Hose und Ziegenlederjacke, hatte sich offensichtlich schon an die Dekoration gewöhnt. Ungeduldig preßte sie die Lippen zusammen, als ich umherstarrte.
    »Ja, ich weiß, es ist sehr seltsam. Adèle hat noch keine Zeit gehabt, hier Veränderungen vorzunehmen. Zur Sache, bitte. Ich möchte wissen, was geschehen ist.«
    Ich erzählte ihr von Skurleti.
    Sie lauschte gespannt, dann bat sie mich, ihr sein Aussehen ganz genau zu beschreiben. Ich tat es.
    »Haben Sie seine Karte behalten?«
    »Ja.« Ich gab sie ihr.
    Sie betrachtete sie genau. »Und er hat sich nur für Patrick interessiert?«
    »Für Philip Sanger, meinen Sie? Ja.«
    »Er hat keinen anderen Namen erwähnt?«
    »Nein. Aber das habe ich ja auch nicht getan, als ich Sie suchte. Das Ganze könnte ein Zufall sein, aber es fällt mir schwer, daran zu glauben. Ihnen nicht?«
    »Ja.« Sie blickte wieder auf die Karte. »Es könnten die Italiener sein«, sagte sie nachdenklich.
    »Welche Italiener?«
    Sie ignorierte meine Frage und nahm wieder ihre inquisitorische Haltung ein. »Und was haben Sie im Hôtel de Ville gemacht?« fragte sie scharf.
    »Nun, ich habe diese Adresse hier gesucht und die Adressen der andern Sangerschen Grundstücke.«
    »Wozu?«
    »Adèle Sanger hat mir gesagt, daß Sie vielleicht umzögen. Ich wollte für diesen Fall in der Lage sein, Sie schnell wieder zu finden.«
    »Ich habe doch versprochen, Ihnen mitzuteilen, wenn ich umziehe«, sagte sie, sich verteidigend. »Im übrigen haben Sie ja Ihr Interview schon bekommen.«
    »Ja, das stimmt. Aber Sie glauben doch nicht, daß ich alles geglaubt habe, was Sie mir erzählten?«
    Sie betrachtete mich einen Moment, dann lächelte sie. »Das ist nicht sehr höflich.«
    »Oh, ich bin überzeugt, daß Sie besondere Gründe haben, vorsichtig zu sein.«
    Wieder lächelte sie. Ihr Gesicht war reizend, wenn sie lächelte. »Ja«, sagte sie. »Besonders Ihnen gegenüber.«
    »Warum besonders mir gegenüber?«
    Ein spöttischer Ausdruck trat in ihre Augen, spöttisch und berechnend; dann lachte sie vergnügt. »Sogar Patrick hat es geglaubt.«
    »Was geglaubt?«
    »Die Geschichte, daß Sie das Versprechen, das Sie Adèle gegeben haben, halten; daß Sie den Leuten vom Magazin sagen, sie sollten sich zum Teufel scheren.«
    »Ich habe ihnen nicht gesagt, sie sollten sich zum Teufel scheren. Ich habe sie einfach im Stich gelassen.«
    »Das ist doch dasselbe. Es war eine noble Geste.« Sie rollte die Augen, blickte zur Madonna und legte die Hand aufs Herz. »Der Journalist, der sein Wort hält.«
    »Ich nehme an, Sie glauben nicht an solche Gesten.« Ich versuchte, meinen Ärger nicht zu zeigen.
    »Aber sicher doch.« Das Lächeln war jetzt höhnisch.
    »Zufällig ist es wahr. Warum sollte ich eine solche Geschichte erfinden?«
    Sie tat so, als nähme sie die Frage ernst. »Nun, lasset uns sehen. Adèle hat mir einiges über Sie erzählt. Sie sagte, Sie seien blond, gutaussehend und sehr intelligent, aber auch ernst und etwas melancholisch, trauriger Dinge wegen, die Ihnen passiert sind. Sie hat nicht erwähnt, daß Sie auch ein Trottel sind.«
    »Das war nett von ihr.«
    »Und insbesondere hat sie nicht gesagt, daß Sie ein sentimentaler Trottel sind.«
    »Obgleich das natürlich möglich wäre.«
    Sie sprach weiter, als hätte ich nichts gesagt, und zählte dabei die einzelnen Punkte an ihren Fingern ab. »Sie seien offen und

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