Eine begehrenswerte Lady
Kleinigkeit wie einem Mordverdacht nicht abhalten lassen. Er grinste. Ein geringerer Mann, ja, vielleicht, aber nicht Luc. Wenn er sie liebte, würde Luc sie nehmen und zum Teufel mit dem Rest! Luc würde ebenfalls, entschied Silas scharfsinnig, Himmel und Erde in Bewegung setzen, um ihre Unschuld zu beweisen.
Sein Blick wanderte weiter zu Gillian. Luc würde alle Hindernisse aus seinem Weg räumen, aber das Problem – und Silas erkannte, dass es ein Problem war – würde seine geliebte Nichte sein. Sein Mund wurde schmal. Zur Hölle mit Charles Dashwood! Der Mistkerl hatte eine unschuldige junge Frau, die wahnsinnig in ihn verliebt war, zur Frau genommen, nur um ihre zarten Gefühle mit Füßen zu treten. Sie Winthrop anzubieten! Im Schutz des Tisches ballten sich Silas’ Hände zur Faust. Bei Gott. Neben den anderen Verbrechen, die ihm vorzuwerfen waren, hätte Charles allein deswegen den Tod verdient.
Es war keine Überraschung, dass Gillian nach ihren Erfahrungen mit Charles Männern im Allgemeinen misstraute und nicht den Wunsch verspürte, erneut zu heiraten. Und dieser Schurke Canfield, überlegte er angewidert, hat nicht dazu beigetragen, ihr den Glauben an das männliche Geschlecht wiederzugeben. Oberflächlich betrachtet mochten Luc und Charles frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, da beide Männer mit reichlich Charme, einem hübschen Gesicht und Intelligenz gesegnet waren. Und beide waren Spieler … Würde Gillian, fragte er sich, imstande sein, Charles’ grausame und achtlose Gleichgültigkeit ihr gegenüber zu überwinden, und erkennen, dass die beiden Männer im Grunde genommen nichts gemein hatten? Würde sie begreifen, dass sie bei Luc immer geachtet und sicher sein würde? Oder würde sie zulassen, dass die Vergangenheit zerstörte, was vielleicht ihre einzige Chance auf ein glückliches und erfülltes Leben war?
Kapitel 14
Was schlicht schlechtes Wetter gewesen war, ging in einen wütenden Sturm über, und als Luc sich gegen Mitternacht auf sein Zimmer zurückzog, schlief er zu dem Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben und dem Heulen des Windes um High Tower ein. Nachdem das Unwetter weitergezogen war, wachte er ein paar Stunden vor dem Morgengrauen durch die plötzliche Stille auf – und aus einem besonders lebhaften Traum von Gillian, in dem sie sich nackt unter ihm wand.
Er wusste, dass Schlaf erst einmal ausgeschlossen war, daher fluchte Luc, warf die Decke zurück, griff nach dem geborgten Morgenrock und zog ihn sich über. Das Kleidungsstück saß eng um seine Schultern, die Ärmel endeten oberhalb seiner Handgelenke und der Saum über seinen Knöcheln, aber er war wenigstens nicht nackt. Er band den Gürtel um seine Mitte, ging zu dem verlöschenden Feuer und warf etwas Holz in die Glut. Ihm fiel wieder ein, dass Meacham ihm die Karaffe mit Brandy und das Glas gezeigt hatte, die für ihn auf einem kleinen Tisch bereitstanden, und er ging hin und schenkte sich ein.
Mondlicht fiel durch die französischen Fenster, die auf einen schmalen Balkon hinausgingen, ins Zimmer und malte ein Muster auf den Boden. Er nahm sein Brandyglas, öffnete eine der Türen und trat hinaus. Die Nachtluft war kühl und feucht, aber nicht so kalt und feucht, dass es ihn in die Wärme des Schlafzimmers zurücktrieb. Wolken flogen über den Himmel, und in der frischen Brise vom Ärmelkanal, die ihm das schwarze Haar zauste, konnte Luc das Meer riechen. Er stellte sich an die steinerne Balustrade, die den Balkon säumte, und nippte seinen Brandy.
Die Wolken verdeckten jetzt den Mond, aber es drang genug Licht hindurch, dass Luc Schatten und Umrisse erkennen konnte. Der Balkon, auf dem er stand, war einer von mehreren auf der Rückseite des Hauses, und er vermutete, dass jeder zu einem Schlafzimmer gehörte. Zwischen den einzelnen Balkonen war ein Abstand von einem guten Meter, der eine gewisse Privatsphäre gewährte.
Während die Minuten verstrichen, ließ das wilde Verlangen, das zu dem erotischsten Traum geführt hatte, den er je erlebt hatte, allmählich nach – und seine Erregung auch, aber das Bild von Gillians Gesicht, gerötet vor Verlangen, ihr weicher Mund rosig und von seinen Küssen leicht geschwollen, blieb beharrlich vor seinem geistigen Auge.
An diesem Abend war die fast schon unerträgliche Nähe zu Gillian eine erlesene Folter gewesen. Das Kerzenlicht hatte ihre blassen Schultern über dem Ausschnitt des salbeigrünen Seidenkleides liebkost, und Luc hatte an nichts anderes
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