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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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gemacht, ehe ihr das Wort „anderswo“ über die Lippen gekommen war? Auf Englisch klang es ganz anders als auf Deutsch, aber es war dennoch unheimlich.
    Er sah sie wieder an. Sie blickte geradewegs über seine Schulter. Es war ein wenig leichter, mit ihr umzugehen, wenn sie ihn nicht direkt anblickte, doch sie war nichtsdestoweniger unerträglich schön.
    Die Götter hätten geweint.
    „Das geht Sie nichts an, Madam.“
    „Natürlich nicht, aber man hört Gerüchte. Es ist sehr umsichtig von Ihnen, mich nicht länger aufzusuchen, sobald Lady Averys Erzählungen an Bedeutung verloren haben. Ihre Dame wäre sicher nicht besonders erfreut, wenn Sie andauernd mit mir gesehen werden würden. Ich habe … nun, sagen wir, auf Männer eine gewisse Wirkung.“
    Er verachtete ihren Dünkel. „Meine Dame, Sie müssen sich über rein gar nichts Sorgen machen.“
    Sie warf ihm einen Blick zu, der Achilles dazu gebracht hätte, seinen Schild niederzulegen und auf alle Reichtümer Trojas zu verzichten.
    „Wenn Sie es sagen, Sir.“
    Sie tanzten den Walzer zu Ende, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Venetia war erleichtert, dass sie nicht noch mehr Dinge sagen musste, die Mrs Easterbrook wie das absolute Gegenteil der Baronin von Seidlitz-Hardenberg erschienen ließen. Doch der Klang seiner Stimme fehlte ihr, auch wenn er nun in frostigem Ton Englisch mit ihr sprach, im Gegensatz zu seinen zärtlichen deutschen Worten.
    Da war er, ihr Geliebter, wieder in ihren Armen – ein herzzerreißendes Wunder, aber dennoch ein Wunder. Es fiel ihr schwer, sich zurückzuhalten, ihm nicht mit der linken Hand über die Schulter zu streifen, mit dem Daumen ihrer Rechten nicht seine Handfläche zu streicheln, sich nicht nach vorne zu beugen und ihren Kopf an seine Schulter zu schmiegen.
    Sie wünschte sich, der Tanz möge ewig dauern.
    Doch viel zu bald neigte sich der Walzer dem Ende zu. Überall um sie herum trennten sich die Tanzpaare. Auch der Herzog machte Anstalten, sich von ihr zu lösen, doch Venetia, die in Erinnerungen an ihre Nähe und Vertrautheit versunken war, ließ ihn nicht gehen.
    Sie bemerkte ihren Fehler nur eine Sekunde später. Doch eine Sekunde war in diesem Fall eine Ewigkeit. Sie hätte ebenso gut ihr Mieder aufknöpfen können, es hätte ihn nicht mehr schockiert.
    Schockiert war er in der Tat. Er sah sie mit der verurteilenden Strenge an, die denen vorbehalten war, die nicht nur gegen die Gebote der Moral verstoßen, sondern sich auch völlig fernab des guten Geschmacks verhalten hatten. Als sei sie eine einfache Straßendirne, die uneingeladen auf dem Ball erschienen war und ihn belästigt hatte.
    Sein Schweigen, als er sie von der Tanzfläche führte, war quälend.
    „Er ist nicht da“, sagte Hastings. „Seine Mutter ist erkrankt. Er ist pflichtbewusst nach Worcestershire gereist, um ihr einen Besuch abzustatten.“
    Helena musste nicht nachfragen, wer „er“ war. Anfänglich war sie zu sehr in Sorge darüber gewesen, wie man sie empfangen würde. Nun aber, nachdem der Herzog erschienen und nach einem überraschenden und gleichzeitig verblüffend effektiven Manöver wieder verschwunden war, hatte sie sich erlaubt, in der Menge Ausschau nach Andrew zu halten. Die Familie seiner Mutter verfügte über weitverzweigte Verbindungen, sodass es zu erwarten war, dass er Einladungen zu so begehrten Veranstaltungen erhielt.
    „Meinen Sie, ich sollte Mrs Martin meine Aufwartung machen, liebe Miss Fitzhugh?“, flüsterte er. „Martin wirkt nicht gerade, als habe er genug Durchhaltevermögen, zwei Frauen zu beglücken, und ich vermute mal, dass Sie wahrscheinlich selbst Casanova erschöpfen würden.“
    Wieder diese Unterstellung, sie litte an Nymphomanie. Hinter ihrem Fächer näherte sie ihre Lippen ganz dicht seinem Ohr. „Sie haben ja keine Ahnung, lieber Lord Hastings, welch heißes Verlangen mich nächtens beinahe versengt, wenn ich keinen Mann haben kann. Meine Haut brennt darauf, berührt zu werden, meine Lippen wollen geküsst werden, und mein ganzer Körper sehnt sich nach leidenschaftlichen Zärtlichkeiten.“
    Hastings war ausnahmsweise sprachlos. Er starrte sie mit einer Mischung aus Amüsement und Erregung an.
    Sie klappte schlagartig ihren Fächer zusammen und schlug ihm damit so fest sie konnte auf die Finger, bemerkte mit großer Genugtuung, wie er nur mit Mühe einen Schmerzschrei unterdrückte.
    „Von jedem außer Ihnen“, sagte sie und wandte sich ab.
    Für die Fahrt durch den Park wählte

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