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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Christian seinen größten Landauer – damit er so weit wie möglich von Mrs Easterbrook entfernt sitzen konnte.
    Was nicht weit genug war, um der Anziehungskraft ihrer Schönheit zu entkommen.
    Im Gegensatz zur Baronin hielt sie ihren Sonnenschirm nicht ständig in Bewegung, sondern ganz still. Sie war insgesamt so reglos wie eine Skulptur des Pygmalion, kalt, herzlos und nichtsdestotrotz hinreißend genug, um einen Mann völlig verrückt zu machen.
    Ihr rosa Kostüm ließ ihre Wangen leicht errötet erscheinen. Ihre Augen waren im Schatten ihres cremefarbenen Sonnenschirms aquamarinblau, genau die Farbe des Mittelmeers, das den versteckten Genussmenschen in ihm geweckt hatte. Ihre Lippen, weich, voll, perfekt geformt, verhießen den Geschmack von Rosenblättern und Bereitwilligkeit.
    Erst als sie zu sprechen anhob, bemerkte er, dass er in Gedanken bereits begonnen hatte, sie auszuziehen, die samtbezogenen Knöpfe ihres Mieders einfach abzureißen wie Johannisbeeren von der Rispe.
    „Sie sind in Gedanken versunken, Sir. Vielleicht denken Sie bereits voller Vorfreude an das Abendessen mit Ihrer Dame?“
    Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Woher wusste sie von dem Abendessen? Gleich darauf hatte er Schuldgefühle: Am Vorabend seiner lang ersehnten Wiedervereinigung mit der Baronin beging sein gieriger Geist einen Akt der Untreue.
    Er wollte Mrs Easterbrooks Verhalten dafür verantwortlich machen, die Art, wie sie sich am Ende des Walzers an ihm festgehalten hatte: Sie hätte ihm ebenso gut zwinkernd den Schlüssel zu ihrem Haus geben und ihm einen Kuss zuhauchen können. Ihre Absichten hatten ihm seitdem keine Ruhe gelassen.
    Hätte er sie aber weniger begehrt, wenn sie sich ihm gegenüber völlig gleichgültig verhalten hätte? Hätte dies seine Gier nach ihr nicht einfach noch verstärkt und sie zu einer noch begehrenswerteren Trophäe gemacht?
    „Es wird erzählt, Sie hätten für morgen Abend ein ziemlich aufwändiges Abendmahl im Savoy in Auftrag gegeben“, fuhr Mrs Easterbrook fort.
    Wäre sie eine andere Frau gewesen, hätte er ihr ohne Umschweife deutlich gemacht, dass seine Angelegenheiten sie absolut nichts angingen. Doch unter den gegebenen Umständen war es angebracht, auf die zärtlichste Weise von der Baronin zu sprechen, die in der Öffentlichkeit erlaubt war.
    „Ja“, sagte er. „Ich freue mich schon auf einen wundervollen Abend.“
    Wenn sie kam.
    Sie musste. Sie konnte ihn nicht inmitten dieses Elends verlassen.
    Doch – der Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf – wenn sie bereits in London war, würde sie dann nicht von seinem Intermezzo mit Mrs Easterbrook erfahren? Würde sie die Aufmerksamkeit, die er Mrs Easterbrook in aller Öffentlichkeit schenkte, nicht völlig falsch verstehen?
    Mrs Easterbrook lächelte sanft. „Sie kann sich überaus glücklich schätzen, Ihre Dame.“
    „Nein, ich bin es, der sich glücklich schätzen kann.“
    Ihren Gesichtsausdruck zu deuten war, als versuche man, die Stärke des Sonnenlichts zu messen, indem man direkt hineinsah.
    Er glaubte jedoch, Wehmut in ihrem Blick zu erkennen. „Ich nehme an, es ist das letzte Mal, dass ich Sie sehe.“
    „Was sicher eine Erleichterung für Sie ist.“
    Sie hob eine Braue. „Sie glauben zu wissen, was ich denke?“
    „Nun gut, ich werde erleichtert darüber sein.“
    Sie hielt ihren Schirm ein Stück von sich weg. „Es gibt Leute, die mich dafür mögen, wie meine Nase in meinem Gesicht sitzt. Ein lächerlicher Grund, jemanden zu mögen. Aber es ist ebenso grotesk, jemanden deswegen nicht zu mögen – wie es bei Ihnen der Fall ist.“
    „Ich missbillige Ihren Charakter, Mrs Easterbrook.“
    „Sie kennen meinen Charakter gar nicht, Sir“, entgegnete sie entschieden. „Sie kennen nur mein Gesicht.“

KAPITEL 14
    ***
    Christian lud nicht häufig zum Abendessen, und wenn, dann kümmerte sich üblicherweise seine Stiefmutter um alle erforderlichen Arrangements. Aber bei diesem speziellen Abendessen wachte er persönlich über jedes kleinste Detail.
    Mehrere private Speisesäle hatte er als entweder zu bieder oder als zu überladen ausgestattet abgelehnt. Als er sich schließlich für einen entschied, ließ er das Hotel das gesetzte Stillleben an der Wand gegen eine Meereslandschaft austauschen, die an das Gemälde in der Victoria-Suite erinnerte. Statt Blumen bestellte er als Schmuck für die Tischmitte eine Eisskulptur spielender Delfine.
    Er bestimmte auch, dass es kein grelles elektrisches

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