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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Rechtfertigung für seine Liebe zu ihr. Sie beruhte auf echten Gefühlen und Erlebnissen. Nichts an dem, was er für sie empfand, war oberflächlich oder beschämend.
    Jede Reaktion, die Mrs Easterbrook ihm abnötigte, war oberflächlich und beschämend.
    Die Musiker stimmten die ersten Töne von „Liebliches Wien“ an. Er hielt ihr seinen Arm entgegnen, und sie legte ihre Hand mit einer Bewegung darauf, die so schön war wie sie selbst – ein Geschöpf, das man einfach nur anbeten konnte.
    Erst als sie Seite an Seite in die Mitte des Ballsaals schritten – und er ihr nicht direkt in die Augen sah –, überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er war sicher, dass sie einander nie zuvor berührt hatten, dennoch fühlten sich ihre Finger auf seinem Arm seltsam vertraut an.
    Nach der beschaulichen Ouvertüre wurde der Walzer mit einem Mal heiter und fröhlich. Es war an der Zeit zu tanzen.
    Das Ineinandergreifen ihrer Hände, ihr Rücken unter seiner Hand, ihre Körperspannung, als er sie in eine Reihe von Drehungen führte, als er merkte, dass sie gar nicht so üppig war, wie er immer angenommen hatte, sondern eher geschmeidig und schlank, wurde das Gefühl von Vertrautheit nur noch größer, obwohl es ihn eigentlich hätte verwundern müssen. Sie erinnerte ihn …
    Nein, er durfte keine Vergleiche zwischen ihnen anstellen. Das Letzte, was er wollte, war, im Geiste Mrs Easterbrooks Gesicht auf den noch immer weißen Fleck unter dem Schleier der Baronin zu übertragen.
    Dann würde sie seinen Erwartungen nicht mehr gerecht werden können.
    Dieser unerwartete, viel zu ehrliche Gedanke machte ihn wütend. Es spielte keine Rolle, wie seine Geliebte aussah. Es war umso besser, wenn sie Mrs Easterbrook in keiner Weise glich.
    „Habe ich Euer Gnaden vorgestern im Naturhistorischen Museum gesehen?“, flüsterte Mrs Easterbrook.
    Etwas in ihm, was er verachtete, war freudig erregt darüber, dass sie sich an ihn erinnerte. „Ja.“
    Ihm fiel auf, dass er ihr unerwartetes Erscheinen an besagtem Tag einfach hingenommen hatte, als gehöre es zu den Irrungen und Wirrungen, die er einfach überstehen musste, ehe er die Baronin wiedersehen konnte. Aber warum war sie im Naturkundemuseum gewesen? Es war überdies mehr als seltsam, dass er sie das letzte Mal, dass es sie gesehen hatte, vor fünf Jahren, direkt vor dem Museum erblickt hatte.
    Es gehörte sich für einen Mann, beim Walzer über die Schulter der Dame zu schauen, doch er war dankbar, eine Entschuldigung dafür zu haben, sie anzuschauen. Das Gefühl, ihren Körper schon einmal gespürt zu haben, wurde so stark, dass es ihn zunehmend beunruhigte, und sein Verstand, den er in ihrer Gegenwart ohnehin nie unter Kontrolle hatte, war fest davon überzeugt, genau zu wissen, wo er sie berühren musste, um sie zum Schmelzen zu bringen.
    Ihre Blicke trafen sich. Doch statt seinen unaufhaltsamen Strom an Gedanken zu unterbrechen, weckte ihre Schönheit in ihm lediglich das barbarische Gefühl, von ihr Besitz ergreifen zu wollen. Er wollte sie in seinem Haus einschließen und niemand anderem erlauben, sie anzusehen.
    Sie lächelte ihn wieder an. „Ich hoffe, Sie haben Ihren Aufenthalt genossen.“
    Er sah weg. „Es war nett. Haben Sie sich vom scheußlichen Anblick der Riesenreptilien erholt?“
    „Ich fürchte nein. Ich weiß auch nicht, warum ich mich solcher Hässlichkeit aussetze.“
    „Warum haben Sie es denn getan?“
    „Was soll ich sagen? Aus weiblicher Launenhaftigkeit heraus?“
    Warum begehrte er dieses charakterlose Wesen? Warum wünschte er sich, dass der Tanz niemals enden möge, wenn er doch eigentlich an jemand anderen denken sollte?
    Es war nicht mehr viel Zeit bis zu ihrem verabredeten Treffen, und dieses Mal würde er sie nicht wieder gehen lassen.
    „Wie finden Sie London nach Ihrer langen Abwesenheit, Sir?“, fragte sie leise.
    „Unerquicklich.“
    „Da sind wir ganz einer Meinung.“
    Der Klang ihrer Stimme … wo hatte er sie vorher schon einmal sprechen gehört?
    „Ich werde Ihnen morgen Nachmittag einen Besuch abstatten, Mrs Easterbrook“, sagte er, „und wenn es Ihnen genehm ist, werden wir ein Stück durch den Park spazieren fahren. Das sollte genügen, um das Gerede aus der Welt zu schaffen.“
    „Werden Sie danach aufhören, mich zu besuchen?“
    „Selbstverständlich.“
    „Schade“, bemerkte sie. „Sind die Gefühle Eurer Gnaden bereits … anderswo gebunden?“
    Bildete er es sich nur ein, oder hatte sie absichtsvoll eine Pause

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