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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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übergeben.
    Der Hoteldirektor entschuldigte sich wortreich. Es hatte tagsüber einen Personalwechsel gegeben, und das Personal der nächsten Schicht hatte sich erst um Viertel vor neun an den Steinblock erinnert.
    Christian bat darum, den Originalumschlag der Notiz sehen zu dürfen.
    Den hatte man leider weggeworfen. Doch der Mitarbeiter, der den Umschlag geöffnet hatte, erinnerte sich sehr deutlich, dass er eine Briefmarke der Stadt London getragen hatte und am selben Tag abgestempelt gewesen war.
    Wie wahrscheinlich war es, dass sie selbst nach London gekommen war, nur um ihm den Laufpass zu geben? Nicht sehr. Dennoch wies er einen Privatdetektiv an, herauszufinden, ob in einem der großen Hotels Londons eine allein reisende Deutsche zwischen siebenundzwanzig und fünfunddreißig abgestiegen war.
    Er selbst nahm den Zug nach Southampton, um mit den Eigentümern der Kurierfirma Donaldson & Söhne zu sprechen.
    Viel konnten sie ihm nicht sagen: Der Gegenstand, den sie ins Savoy in London geliefert hatten, war ihnen von Spediteuren aus dem Hafen zugestellt worden. Deren Aufzeichnungen waren etwas hilfreicher, denn sie zeigten, dass die Tafel von der Campania stammte, einem Schiff der Cunard-Linie, das am Tag nach der Rhodesia in Southampton festgemacht hatte.
    Christian begab sich in die Niederlassung der Cunard-Linie in Southampton und bat darum, die Passagierliste der Campania bei dieser Fahrt sehen zu dürfen. Keiner der Namen auf der Liste sagte ihm etwas, doch er erfuhr, dass das Schiff zwei Tage vor der Rhodesia in New York abgelegt, aber aufgrund technischer Probleme auf See neun Tage für die Atlantiküberquerung gebraucht hatte.
    Da er ohnehin schon in Southampton war, besuchte er als Nächstes die Niederlassung der Great Northern Line und bat darum, die Passagierliste der Rhodesia sehen zu dürfen. Die Baronin war sicher mit einem Dienstmädchen gereist. Deren Identität zu ermitteln sollte möglich sein.
    In Queenstown waren ziemlich viele Männer und nur wenige Frauen von Bord gegangen. Von diesen trugen die meisten denselben Namen wie einer der Männer – Ehefrauen, Schwestern und Töchter. Von den vieren, die nicht mit aussteigenden Männern verwandt waren, waren zwei katholische Nonnen und eine ein junges Mädchen in der Obhut der Schwestern, die es zu ihrer Familie in der Alten Welt zurückbegleiteten. Die vierte war die Baronin selbst.
    Erstaunt fragte sich Christian, ob da ein Fehler vorlag. Man riet ihm, bis zum nächsten Tag zu warten: Am Morgen wurde die aus Hamburg zurückkehrende Rhodesia im Hafen erwartet.
    Seine Nacht war schlaflos, aber seine Mühe wurde belohnt.
    Am nächsten Morgen sprach er direkt mit dem Chefsteward der Rhodesia und erfuhr, dass die Baronin von Seidlitz-Hardenberg keine Passagen für Domestiken gebucht hatte. Vielmehr hatte sie an Bord der Rhodesia eine der Kammerzofen des Schiffs vorübergehend als persönliches Dienstmädchen genutzt, eine junge Französin namens Yvette Arnaud, die natürlich nichts dagegen hatte, Seiner Gnaden, dem Duke of Lexington, ein paar Fragen zu beantworten.
    Die Zofe erschien eine halbe Stunde später ordentlich und kompetent wirkend in dem privaten Büro, in das man Lexington gebracht hatte. Er bot ihr einen Stuhl an und schob ihr über den Schreibtisch eine Guinee zu. Sie ließ die Münze diskret mit einem gemurmelten Danke in ihrer Tasche verschwinden.
    „Wie hat die Baronin Sie ausgesucht, und in welcher Funktion dienten Sie ihr?“, fragte er auf Französisch.
    „Ehe die Rhodesia in New York City ablegte, sagte der Kabinensteward, ein allein reisender weiblicher Gast brauche eine Zofe. Mehrere von uns meldeten sich freiwillig, es klang nach gutem Trinkgeld. Der Steward notierte unsere Qualifikationen und legte sie der Baronin vor.
    Ich war früher Lehrling bei einer Schneiderin und sagte, ich wisse, wie man mit kostbaren Stoffen umgeht. Aber ich dachte nicht, dass sie mich nehmen würde. Ich hatte noch nie als Zofe bei einer vornehmen Dame gearbeitet, und unter uns waren einige, die das bereits getan hatten und die Empfehlungsschreiben früherer Dienstherrinnen in London und Manchester vorweisen konnten.“
    Sie hatte sie ausgewählt, weil ihre Qualifikationen unter den gegebenen Umständen perfekt gepasst hatten – eine Dame, die niemandem ihr Gesicht zeigte, brauchte keine Zofe mit hervorragenden Frisierfertigkeiten.
    Aber er fragte dennoch, es konnte nicht schaden zu hören, wie ein anderer Verstand dieselben Fakten analysierte.

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