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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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die Schwangerschaft hinein zu verbergen, was wir aber nicht empfehlen, da es Mutter und Kind schadet.“
    Eine Dame zog sich aus der Gesellschaft zurück, wenn sie ihre Schwangerschaft nicht mehr verbergen konnte. Venetia hatte in der Tat Gerüchte über Frauen gehört, die ihren schwellenden Leib bis wenige Wochen vor der Geburt geheim hielten.
    „Aber ich vermute, danach haben Sie nicht gefragt“, fuhr Miss Redmayne fort. „Vom ersten Tag Ihrer letzten Menstruation an gemessen sind Sie im zweiten Monat schwanger. Im Allgemeinen hat man bis zum fünften oder sechsten Monat, bis der Zustand unübersehbar wird.“
    Wenigstens hatte sie noch Zeit. „Danke, Miss Redmayne. Kann ich in dieser Angelegenheit auf Ihre Diskretion zählen?“
    Miss Redmayne nickte. „Natürlich, Mrs Easterbrook.“
    Christian erinnerte sich an eine Zeit, da das Museum für Naturgeschichte jeden Nachmittag um vier seine Pforten schloss. Ach, wäre dem doch immer noch so gewesen! Denn es war nach fünf, als er sich vor seiner Terrakotta-Fassade wiederfand. Wäre das Museum schon geschlossen gewesen, wäre er zu Sinnen gekommen und wäre so schnell wie eine von einem Löwen gehetzte Antilope davongelaufen. Doch das Museum war noch geöffnet, und seine Füße trugen ihn aus eigenem Willen am Gerippe des Blauwals vorbei in den Ostflügel.
    Mehrmals wäre er beinahe umgedreht. Einmal blieb er sogar stocksteif stehen, sehr zum Verdruss eines wie ein Professor wirkenden Mannes, dem er im Weg stand. Doch er konnte den schrecklichen Schwung nicht bremsen, der ihn schließlich wieder vorwärts trieb, an den Säugetieren vorbei in die Reptilien-Ausstellung.
    Ohne wirklich sagen zu können warum, ging er direkt zum Cetiosaurus , vor dem er und Mrs Easterbrook Worte gewechselt hatten – ihre frivol, seine feindselig.
    Wenn er ihr nicht ins Gesicht gestarrt hatte, hatte er die Handtasche fixiert, die sie auf den Rand des Glaskastens gestellt hatte, denn ihre Finger hatten unbewusst mit der Kordel daran gespielt.
    Die Handtasche selbst war aus hellgrauem Brokat gewesen, bestickt mit Tauben mit Ölbaumzweigen in den Schnäbeln.
    Wo sie gestanden hatte, befand sich eine Plakette.
    Cetiosaurus, Geschenk von Miss Fitzhugh, Hampton House, Oxfordshire, die das Skelett 1883 in Lyme Regis, Devon, ausgegraben hat.

KAPITEL 15
    ***
    „Oh, gut“, sagte Fitz, der gerade einen Brief überflog. „Venetia kommt zurück in die Stadt.“
    Millie strich sich mehr Butter auf ihren Toast. „Dann musst du nicht hinfahren.“
    Venetia hatte den Großteil der vergangenen Woche auf dem Land verbracht, um sich von der hartnäckigen Krankheit zu erholen, die sie sich auf der Überfahrt eingefangen hatte. Fitz, der sie nach Oxfordshire begleitet hatte, hatte sich zunehmend Sorgen gemacht, sie habe beschlossen, sich vom Rest der Welt abzukapseln.
    Als er sich zum Frühstück niedersetzte, hatte er Millie mitgeteilt, er werde in der nächsten Stunde zum Bahnhof aufbrechen.
    Sie warf einen Blick auf einen kleinen Berg Briefe neben seinem Teller. Er hatte den Stapel durchgesehen, bei Venetias Brief innegehalten und ihn zuerst gelesen. Jetzt schlitzte er einen weiteren Umschlag auf.
    „Von wem ist der?“, fragte sie und strich sich noch mehr Butter auf ihren Toast.
    „Leo Marsden.“
    Mr Marsden war in Eton im selben Haus gewesen wie Fitz. Nach der Annullierung seiner Ehe hatte er England den Rücken gekehrt.
    „Ist er noch in Berlin?“
    „Nein, er ist seit letztem Herbst in Amerika, schreibt aber, er werde vielleicht als Nächstes nach Indien gehen.“
    Bei der bloßen Erwähnung von Indien wurde Millies Brust eng.
    „Ist das Butter auf Toast oder Toast auf Butter?“ Er lächelte sie an. „Wenn du willst, kannst du die Butter halbpfundweise essen.“
    Er hatte es also bemerkt. Sie biss in ihren Toast … und schmeckte nichts.
    Fitz las Mr Marsdens Brief zu Ende, legte ihn weg, um ihn später zu beantworten und sah den Rest des Stapels durch. Wie sie es erwartet hatte, erstarrte er.
    Langsam drehte er den Umschlag um. Auf der Rückseite sah er in ihrer kühnen Handschrift die Absenderadresse: Mrs John Englewood, Northbrook Hotel, Delhi . Millie hielt den Kopf gesenkt und griff blind nach etwas aus ihrem eigenen Briefstapel.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er nur ein Blatt Papier in der Hand hatte. Die ihr zugewandte Rückseite war halb leer – kein sehr langer Brief. Aber dass Mrs Englewood überhaupt geschrieben hatte, nachdem sie Fitz seit dem Tag seiner Hochzeit

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