Eine betoerende Schoenheit
ihm danach hier in England ein gutes Heim suchen – wenn sie es über sich brachte, sich von dem Kind zu trennen.
Sie hatte ganz ernsthaft überlegt, Fitz und Millie um Hilfe zu bitten. Millie konnte mit ihr kommen und dann bei der Rückkehr nach England behaupten, es sei ihr Kind. Das war unter den gegebenen Umständen vermutlich die beste Lösung.
Sie traute ihrem Bruder und ihrer Schwägerin zu, gute Eltern zu sein, und sie selbst konnte als fürsorgliche Tante, so oft sie wollte, zu Besuch kommen und das Kind aufwachsen sehen.
Wenn das Baby allerdings ein Junge war, würde er als Fitz’ Erbe gelten und Fitz‘ und Millies eigenem Erstgeborenen, so sie denn in Zukunft einen bekamen, seines Geburtsrechts berauben. Andere scheinbar unfruchtbare Paare hatten nach langen Jahren erfolgloser Versuche doch noch Nachwuchs bekommen, und es wäre selbstsüchtig von Venetia gewesen, anzunehmen, dass Fitz und Millie das nicht schaffen würden.
Blieb die Option, selbst zu heiraten. Einen passenden Bräutigam zu finden sollte möglich sein. Es gab noch andere Männer wie Mr Easterbrook. Oder vielleicht einen Witwer mit Sohn, der sie ausreichend liebte, dass es ihm nichts ausmachte, dem Kind eines anderen seinen Namen zu geben.
Doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zum Herzog zurück. Es war auch sein Kind. Vielleicht wollte er nicht, dass sein Kind im Haus eines anderen Mannes aufwuchs, und möglicherweise verdiente er es sogar zu wissen, dass er Vater werden würde.
Nur dass sie, damit er das erfuhr, alles würde gestehen müssen, eine Aussicht, die sie in die Flucht schlug, als sei er der Vesuv und sie eine hilflose Bewohnerin Pompejis. Wie konnte sie sich freiwillig seinem Zorn aussetzen?
Doch hier stand sie im Vorzimmer seines Hauses, mit feuchten Händen und unruhigem Magen, und ihr Herz klopfte so heftig, dass ihr fast schlecht wurde.
Der Lakai kehrte zurück. „Hier entlang bitte, Mrs Easterbrook.“
Sie ging, spürte aber ihre Füße nicht richtig. Noch war es nicht zu spät, sich umzudrehen und die Flucht zu ergreifen, argumentierte die Stimme ihres Selbsterhaltungstriebs. Der Herzog würde sie nicht auf die Straße hinausverfolgen, um herauszufinden, warum sie ihn hatte sehen wollen.
Flieh. Du bildest dir nur ein, in der Lage zu sein, das zu schaffen, weil du es nicht gründlich durchdacht hast. Dieses Geständnis ist kein kurzer Schmerz, den es für eine halbe Stunde auszuhalten gilt. Du hast keine Ahnung, was er tun wird. Wenn er will, kann er dir den Rest deines Lebens zur Hölle machen.
Der Diener öffnete die Tür zu einem Arbeitszimmer. „Mrs Easterbrook, Sir.“
Es schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte nicht einmal schlucken. Sie verharrte auf der Schwelle – zwei Sekunden oder hundert Jahre? –, dann stand sie plötzlich im Zimmer, und der Diener schloss die Tür hinter ihr.
Beinahe sofort fiel ihr Blick auf ein Foto auf dem Kaminsims. Sie war zu nervös gewesen, um irgendetwas im Haus zu bemerken, aber dieses Porträt sah sie nur allzu deutlich: der junge Herzog und seine Stiefmutter, beide mit einer Handvoll Darts, standen nebeneinander vor einem Baum.
Wir haben stattdessen Pfeile auf einen Baum geworfen.
Er war offen und ehrlich gewesen, und sie alles andere als das. Nun musste sie die Konsequenzen ihres Handelns tragen.
Der Herzog erhob sich nicht, um sie zu begrüßen. Er stand schon an einem Fenster. „Mrs Easterbrook“, sagte er, ohne sich umzudrehen, und behielt die Straße unten im Auge. „Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen dieses Besuchs?“
Sie hatte sich das Hirn zermartert, wie sie die Sache angehen sollte, aber aus ihrer wie ausgedorrten Kehle drangen nur die einfachsten Worte. „Euer Gnaden, ich bin schwanger.“
Abrupt hob er den Kopf. Eine schreckliche Stille senkte sich über den Raum. Schließlich sagte er: „Was geht mich das an?“
„Es ist Ihr Kind.“
„Sind Sie sicher?“
Seine Kaltblütigkeit war so schockierend, dass sie sie vorübergehend aus ihrer Angst riss. Er hätte toben sollen, doch da stand er und tat, als sei ihre Schwangerschaft die einzige unerwartete Neuigkeit.
„Sie wissen, dass ich die Frau auf der Rhodesia war? Woher ?“
„Ist das wichtig?“ Sein Ton war frostig.
Sie blickte auf den Teppich. Ihre Taten waren ungeheuerlich genug. Doch dass er ihre Täuschung irgendwie selbst entdeckt hatte, machte alles nur noch schlimmer. „Um Ihre Frage zu beantworten, ja, ich bin sicher, dass es Ihr Kind ist.“
„Sie sind eine
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