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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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nicht mehr kontaktiert hatte, war ein Ereignis, das die Welt in ihren Grundfesten erschütterte.
    „Die Featherstones haben uns zum Abendessen eingeladen“, bemerkte Millie.
    Es war, als müsse sie etwas sagen, den Anschein von Normalität wahren. „Mrs Brightly hat den Termin ihrer Hochzeit mit Lord Geoffrey Neels festgelegt und möchte, dass wir kommen. Oh, und Lady Lambert sagt ihr Gartenfest ab: Ihr Vater ist verstorben, und sie ist in Trauer.“
    Wie langweilig sie klang. Wie grässlich uninteressant. Aber was konnte sie schon tun? Solche Sachen sagten Fitz und sie zueinander.
    Er hörte sie nicht einmal. Er hatte die Rückseite des Blattes erreicht. Als er fertig war, drehte er es sofort um und begann wieder von vorn.
    Sie macht sich nicht mehr die Mühe, so zu tun, als interessiere sie sich für etwas anderes.
    Er las hochkonzentriert, als habe er den Brief beim ersten Mal zu schnell überflogen und müsse jetzt jedes Wort langsam in sich aufnehmen.
    Als er ihn zum zweiten Mal gelesen hatte, legte er ihn nicht zu Mr Marsdens Brief auf den zu beantwortenden Stapel, sondern ließ ihn sorgsam samt Umschlag in die Innentasche seines Morgenrocks gleiten.
    Sie wandte den Kopf wieder ab, zurück zu den völlig unbedeutenden Einladungen und Ankündigungen.
    „Mrs Englewood kommt nach England zurück“, sagte Fitz in bemerkenswert gemessenem Tonfall.
    Millie blickte ihn an. Der Nachricht nicht wenigstens so viel Aufmerksamkeit zu schenken wäre unnatürlich gewesen. „Dann hat Captain Englewood den Dienst quittiert?“
    Fitz griff nach seinem Kaffee. „Captain Englewood ist tot.“
    „Oh“, sagte Millie. Mrs Englewood war Witwe. Der Gedanke schien in ihrem Kopf wie ein Echo nachzuhallen. „Wie ist er gestorben? Er war in deinem Alter, oder?“
    „Tropenfieber. Und er war fünf Jahre älter als ich.“
    „Verstehe. Wann ist er gestorben?“
    „Letzten März.“
    Millie blinzelte. Mrs Englewood war nicht nur Witwe, sondern auch Witwe, die bereits für Jahr und Tag getrauert hatte und sich wieder frei in der Gesellschaft bewegen konnte. „Das war vor dreizehn Monaten. Warum erfahren wir das erst jetzt?“
    „Ihr zufolge war Captain Englewoods Mutter krank. Da die Ärzte ihr nicht mehr lange zu leben gaben, beschloss man, sein plötzliches Hinscheiden der Öffentlichkeit zu verschweigen, da der Tod ihres Erstgeborenen ihr in ihren letzten Tagen zu großen Kummer bereitet hätte. Doch dann hat sie länger durchgehalten als allgemein angenommen.“
    Millie verspürte eine schmerzliche Welle des Mitleids mit Captain Englewoods Mutter, die zweifellos gehofft hatte, ihren Sohn noch ein letztes Mal zu sehen. „Man hätte ihr die Wahrheit sagen sollen. So ist sie vielleicht im Glauben gestorben, er habe keine Zeit gefunden, sie zu besuchen.“
    „Am Ende hat man es ihr gesagt“, sagte Fitz ruhig. „Zehn Tage später starb sie.“
    Tränen brannten in Millies Augen. Sie musste an das Sterbebett ihrer eigenen Mutter denken. Fitz hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit sie rechtzeitig nach England zurückkam, und dafür würde sie ihm ewig dankbar sein.
    Sie holte tief Luft. „Wann wird Mrs Englewood zurückerwartet?“
    „Im Juni.“
    Einen Monat, bevor im Juli ihr Achtjahrespakt ablief. „Ich verstehe, genau richtig, um etwas Spaß in London zu haben. Sicher freut sie sich schon darauf.“
    Fitz antwortete nicht.
    Millie biss erneut in ihren Toast, schluckte den Bissen mit Hilfe einer ganzen Tasse Tee und erhob sich. „Oh, es ist schon spät. Ich sollte besser schauen, dass Helena fertig wird. Sie hat heute Morgen eine Anprobe, und ich musste Venetia schwören, dass ich das nicht vergesse.“
    „Du hast kaum etwas gegessen“, stellte er fest.
    Warum musste ihm auch das auffallen? Warum tat er diese Kleinigkeiten, die ihr Hoffnung machten?
    „Ich war schon satt, als du kamst“, sagte sie. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest …“
    Christian arbeitete.
    Er inspizierte die Hälfte seiner Besitztümer persönlich, lass zahllose Berichte und Abrechnungen und erfüllte sogar seine Pflicht als Mitglied des Oberhauses. Seine Kollegen waren erstaunt, ihn zu sehen: Die Familie Lexington hatte schon immer einen Sitz im Oberhaus gehabt, aber der aktuelle Herzog war berühmt für sein Desinteresse an Politik und zeigte sich selten im Parlament.
    Rechnungsbücher und Briefe füllten alle verbleibenden Minuten seiner wachen Stunden.
    Aber so gründlich hätte er nicht sein müssen. Sein Geist, der

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