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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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verfasst, um mir klar vor Augen zu führen, dass ich, der diese Theorie so gut verstand, der magischen Anziehungskraft der Schönheit dieser einen bestimmten Frau nichtsdestotrotz rettungslos erlegen war .
    Sie wusste es. Mit chirurgischer Präzision hatte sie Schicht um Schicht seiner Schutzmauern abgetragen, bis sein Herz entblößt vor ihr lag, hatte all seine Scham und sein Begehren enthüllt.
    Damit hätte er leben können, wenn er sein Geheimnis nur für sich behalten hätte. Aber sie wusste es. Sie wusste es.
    „Gewöhn dich nicht zu sehr daran“, sagte er. „Ich könnte mich direkt nach der Geburt des Kindes scheiden lassen.“

KAPITEL 17
    ***
    Algernon House war wunderschön: die Marmorgalerien, die hohen Decken mit den Fresken von italienischen Meistern, die Bibliothek mit ihrer fünfzigtausend Bände umfassenden Büchersammlung, darunter eine Gutenberg-Bibel und Handschriften da Vincis.
    Aber Venetia verliebte sich in seine herrlichen, weitläufigen Ländereien. Es gab einen geometrisch angelegten architektonischen Garten rings um einen gewaltigen Brunnen, der Apollo und die neun Musen darstellte, einen Skulpturengarten, der von efeuüberwucherten Mauern umschlossen war, und einen Rosengarten, der gerade zu blühen begann und in dem die Luft duftgeschwängert war.
    Das Haus mit seinen ehrwürdigen, verwitterten Sandsteinmauern stand am Rande einer weiten, wogenden Wiese, direkt dahinter stieg der Boden zu einem bewaldeten Hügel an. Das schillernde Band eines Baches schlängelte sich über die Wiese, seine Ufer mit Weiden und Pappeln gesäumt. Oft sammelte sich ein Sprung Rehwild am Bach, Schwärme von Wildenten kamen und flogen wieder fort, und gelegentlich wanderten mehrere Holsteiner Kühe ins Bild, um zufrieden zu grasen.
    Venetia war den Anforderungen, einen Haushalt zu führen, durchaus gewachsen, doch einem so großen Haus hatte sie noch nie vorgestanden. So sehr sie sich danach sehnte, endlose Stunden damit zu verbringen, die Umgebung zu erkunden, widmete sie sich die gesamte erste Woche über dringenderen Aufgaben, gewöhnte sich an den Rhythmus und die Traditionen des Hauses, traf sich mit allen höhergestellten Dienstboten und nahm sanft, aber bestimmt die Zügel ihres neuen Heims in die Hand.
    Sie schrieb täglich ihrer Familie und beschrieb in allen Einzelheiten ihre wachen Stunden, damit man sich nicht um sie sorgte. Oder vielmehr, damit sie sich sorgen konnten und dabei wenigstens genau wussten, was in ihrem neuen Leben vor sich ging.
    In ihren Briefen kam ihr neuer Ehemann so gut wie nicht vor. Es gab nicht viel über ihn zu sagen. Er verbrachte den Großteil des Tages in seinem Arbeitszimmer. Sie verbrachte den Großteil des Tages in ihrem Salon. Beide lagen in weit voneinander entfernten Teilen des Hauses, und außer beim Abendessen sah sie ihn selten. Der Esstisch war neun Meter lang. Sie saßen am Kopf- und am Fußende. Selbst ohne die turmhohen Tafelaufsätze, die die gesamte Tischmitte einnahmen, hätte sie ihr Opernglas gebraucht, um ihn richtig zu sehen.
    Aber nachts hörte sie manchmal, wie er in sein Schlafzimmer kam.
    In ihrer Hochzeitsnacht hatte sie, nachdem sich ihre Zofe zurückgezogen hatte, ihr Bett verlassen und die Verbindungstür einen sehr diskreten, aber unübersehbaren Spalt breit geöffnet. Sie hatte wieder mit ihm schlafen wollen. Nach all den Stunden allein in ihrem privaten Eisenbahnwagen, in denen er nahe genug gewesen war, dass sie ihn hätte berühren können und doch so fern, hatten die Erinnerungen an ihre Tage und Nächte auf der Rhodesia sie an den unschicklichsten Stellen gewärmt. Lieber Gott, wie sie sich danach gesehnt hatte, dass er sie wieder liebte, und sei es nur als Geste der Menschlichkeit.
    Dann hatte sie gewartet. Er war ins Zimmer gekommen, und es hatte die üblichen Geräusche eines Mannes gegeben, der sich bettfertig machte: das Plätschern von Wasser, die Laute, mit denen diverse Kleidungsstücke wahllos auf dem Boden landeten, das metallische Klicken einer Taschenuhr, die auf den Nachttisch gelegt wurde.
    Plötzlich Stille. Er hatte die Tür entdeckt, die einladend offenstand. Sie hatte sich die Lippen geleckt, gewollt, dass er seiner Schwäche nachgab, dass ihn die Verlockung ihres Körpers übermannte.
    Langsame, leise Schritte. Immer mehr hatte er sich der Tür genähert, so nah, dass sie ihn fast atmen hören konnte.
    Noch mehr Stille, zum Bersten gefüllt mit Möglichkeiten. Ihr Herz raste in der Vorfreude auf die kommende Lust.

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