Eine bezaubernde Braut
verschränkte die Arme vor der Brust. Er warf seinen Freunden einen Blick zu, der ihnen sagte, er würde ihnen eine blutige Nase verpassen, wenn sie eine Bemerkung über seine Wahl des Sitzplatzes machen würden.
Ramsey behielt seine Gedanken für sich, doch Iain sah recht zufrieden und selbstgefällig aus. Dylan nickte sogar, als würde er seine Zustimmung geben, dann ging er hinüber zu seinem Laird und stellte sich hinter ihn.
Iain schien belustigt zu sein, während er Brodick beobachtete, und Gillian wurde plötzlich klar, dass der Maitland-Laird ein wirklich netter Mann war. Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie ihn sehr einschüchternd und grob gefunden, doch diese Ansicht hatte sich gewandelt. Vielleicht hatte sie ihre Meinung über ihn geändert, weil sie die Zuneigung gesehen hatte, die er seiner Frau und seinen Kindern schenkte.
Ramsey dagegen war schwieriger zu beurteilen. Er schien wesentlich entspannter als Brodick, und das war erstaunlich, wenn man bedachte, dass er gerade erst erfahren hatte, dass jemand seinem Bruder schaden wollte. Was würde er tun, wenn er den Rest der Geschichte erfuhr?
»Ich hätte daran denken sollen, Dylan zu sagen, dass du deinen Kommandanten mitbringen sollst«, wandte sich Brodick an Ramsey.
»Ich werde Gideon alles erzählen, was er wissen muss, wenn ich nach Hause komme«, meinte Ramsey.
»Mein Kommandant Winslow und Brodicks Kommandant Dylan sind aus einem ganz besonderen Grund hier, Gillian«, erklärte Iain.
Sie faltete die Hände auf dem Tisch. »Aus welchem besonderen Grund, Laird?«
Brodicks Arm stieß gegen den ihren, als er sich vorbeugte. »Rache.« Er sagte das Wort mit einer so harten Stimme, dass ein Schauer über ihren Rücken lief. Sie wartete auf eine weitere Erklärung, in ihrem Kopf wirbelten die Fragen, doch mehr verriet Brodick nicht.
»Was für eine Rache? Meint Ihr etwa Krieg?«
Statt ihr zu antworten, wandte sich Brodick zu Iain. »Lasst uns weitermachen. Sie ist müde.«
»Gillian, warum beginnt Ihr nicht ganz von Anfang an, und ich verspreche, ich werde Euch nicht unterbrechen«, sagte Iain. »Wir werden schnell machen, und Ihr könnt Euch danach ausruhen.«
Sie hatte schon beinahe erwartet, dass Ramsey schimpfen und wüten und sie für den Verrat anderer Engländer verantwortlich machen würde. Doch glücklicherweise hatte sie sich geirrt, deshalb entspannte sie sich jetzt und lehnte sich an Brodick.
»Ich bin gar nicht so sehr müde«, erklärte sie. »Aber ich bin dankbar für Eure Fürsorge. Ich sollte wirklich ganz am Anfang beginnen, in der Nacht, in der mein Vater meine Schwester und mich aufgeweckt hat, um uns in Sicherheit zu bringen.«
In der nächsten Stunde führte Gillian die Männer durch ihre Geschichte. Ihre Stimme versagte nicht, und sie zögerte auch nie in der Erwähnung aller Tatsachen. Sie erzählte ihnen ganz einfach alles, was geschehen war, in einer knappen, chronologischen Reihenfolge. Sie versuchte, nichts Wichtiges auszulassen, und als sie endlich mit ihrer Geschichte zu Ende war, war ihr Hals rau und trocken.
Die Männer unterbrachen sie kein einziges Mal, und man hörte nur das Knistern der brennenden Scheite im Kamin in der Stille, die ihrem Bericht folgte. Ihre Stimme musste ein wenig heiser geklungen haben, denn Brodick goss ihr einen Becher Wasser ein. Dankend leerte sie ihn.
Gillian stellte fest, dass Iain und Ramsey erstaunlich ruhig waren, wenn man bedachte, was sie gerade erfahren hatten. Sie stellten der Reihe nach ihre Fragen, was eine weitere Stunde dauerte.
»Dein Feind wollte deinen Bruder dazu benutzen, dich aus deinem Gebiet herauszulocken, Ramsey, damit er dich umbringen konnte«, sagte Brodick. »Wer hasst dich so sehr, dass er zu solch extremen Mitteln greifen würde?«
»Teufel, wenn ich das nur wüsste«, murmelte Ramsey.
»Ramsey, kennt Ihr Christen?«, fragte Gillian. »Habt Ihr von einer Familie gehört, die sie aufgenommen haben könnte und jetzt behauptet, sie sei ihre Tochter?«
Ramsey schüttelte den Kopf. »Ich lerne erst jetzt langsam alle Mitglieder meines Clans kennen«, sagte er. »Ich bin viele Jahre von zu Hause weg gewesen, Gillian, und als ich zu den Sinclairs zurückkehrte und Laird wurde, kannte ich nur eine Hand voll der Gefolgsleute meines Vaters.«
»Aber Christen ist keine Sinclair«, rief ihm Gillian ins Gedächtnis.
»Ja, Ihr habt mir erzählt, dass sie zu den MacPhersons gehört, doch leider habe ich noch nicht die Zeit gehabt, viele von
Weitere Kostenlose Bücher