Eine bezaubernde Braut
»Aber damit das klar ist, Gillian, wenn der Junge es nicht erwähnt hätte, dann hätte ich es ganz sicher getan.«
»Warum habt Ihr Alec gebeten, uns nichts von dem Verräter zu erzählen?«, wollte Ramsey wissen.
Sie holte tief Luft. »Ich habe mir Sorgen gemacht, dass Ihr mich hier behalten würdet, bis ich Euch den Mann zeigen könnte, der Euch betrogen hat.«
Iain und Ramsey warfen einander einen raschen Blick zu, und Gillian wusste instinktiv, dass genau das ihr Plan gewesen war. Sie hatten vor, sie in den Highlands zu behalten. Sie wollte, dass sie es wenigstens zugaben. »Ist es das, was Ihr vorhabt?«
Beide Lairds achteten nicht auf ihre Frage. »Wie sah er aus?«, fragte Ramsey.
»Er war ein großer Mann mit langem dunklem Haar und einem energischen Kinn. Er bot einen recht erfreulichen Anblick«, gab sie zu.
»Ihr habt gerade die meisten Männer in den Highlands beschrieben, Gillian. Hatte er keine besonderen Merkmale, die uns helfen könnten, ihn zu finden?«
»Meint Ihr Narben?«
»Alles, was uns dabei helfen würde, ihn zu erkennen.«
»Nein, es tut mir Leid, aber er hatte nichts Ungewöhnliches an sich.«
»Ich hatte nur gehofft … es hätte alles leichter gemacht«, meinte Ramsey, dann beugte er sich vor, um ihr noch mehr Fragen zu stellen. Sie war überrascht darüber, wie der Laird der Sinclairs sich zurückhielt. Er klang ruhig und gelassen, und dennoch wusste sie, dass er schrecklich wütend über das sein musste, was er bis jetzt gehört hatte. Doch er ließ nicht zu, dass seine Gefühle die Oberhand gewannen, und sie fand, dass seine Selbstkontrolle bewundernswert war.
Alec kam die Treppe heruntergesprungen. »Papa, darf ich dich stören?«, rief er.
Das Lächeln seines Vaters war Erlaubnis genug für das Kind. Barfuß kam er durch die Halle gelaufen.
»Alec, warum bist du noch immer wach?«
»Ich habe vergessen, dir einen Gutenachtkuss zu geben, Papa.«
Iain nahm Alec in den Arm und versprach ihm, noch einmal zu ihm zu kommen, ehe er ins Bett ging. Dann schickte er den Jungen wieder nach oben.
Gillian sah Alec zu, wie er durch den Raum trödelte. Offensichtlich versuchte er, die Zeit, ehe er ins Bett gehen musste, noch etwas hinauszuschieben. Die Jungen kämpfen gegen den Schlaf, dachte sie, doch die Alten schätzen ihn, und in dieser Minute fühlte sie sich uralt.
»Gibt es noch mehr Fragen?«, wollte sie erschöpft wissen.
»Nur noch eine«, erklärte Ramsey.
»Ja, nur noch eine«, stimmte ihm Iain zu. »Wir wollen ihre Namen, Gillian, die Namen von allen drei Männern.«
Sie sah von einem Laird zum anderen, dann sagte sie: »Und wenn Ihr wisst, wer sie sind? Was habt Ihr dann vor?«
»Die Sorge darüber solltet Ihr uns überlassen«, meinte Iain. »Das braucht Ihr gar nicht zu wissen.«
Sie widersprach. »Oh, aber ich glaube schon, dass ich das wissen sollte. Sagt es mir«, drängte sie.
»Was zum Teufel glaubt Ihr wohl, was wir tun werden?«, fragte Brodick leise.
Seine unterdrückte Wut ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. »Wagt es nicht, so mit mir zu reden, Brodick«, befahl sie ihm.
Er war erstaunt über die Heftigkeit ihrer Worte und war nicht sicher, was er darauf sagen sollte. Wären sie allein gewesen, hätte er sie wahrscheinlich auf seinen Schoß gezogen und sie geküsst. Doch sie waren nicht allein, sie hatten Zuhörer, die warteten und sie beobachteten, und er wollte Gillian nicht in Verlegenheit bringen. Aber küssen wollte er sie trotzdem, und diese Erkenntnis irritierte ihn. Wo war nur all seine Disziplin geblieben? Wenn er in ihrer Nähe war, schien er seine Gedanken nicht länger unter Kontrolle zu haben.
»Teufel«, murmelte er.
»Und Ihr sollt auch vor mir nicht fluchen«, flüsterte sie.
Er packte ihren Arm, zog sie an seine Seite und beugte sich zu ihr. »Es freut mich zu sehen, dass Ihr den Mut habt, Euch mir zu widersetzen«, raunte er in ihr Ohr.
Ob sie ihn wohl je verstehen würde, fragte sie sich. »Dann werde ich Euch jetzt in einen Freudentaumel versetzen, Laird.«
»Nein«, entgegnete er. »Ihr werdet die Frage beantworten. Wir wollen die Namen der Engländer wissen.«
Niemand hatte bemerkt, dass Alec noch immer in der Halle war. Als er den harten Ton in der Stimme seines Vaters hörte, wandte er sich gespannt um. Vorsichtig tappte er wieder auf die Gruppe zu. Er machte sich Sorgen, dass sein Papa böse sein könnte auf Gillian, und wenn das so wäre, so entschied der Junge, dann würde er ihr Beschützer sein. Und
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