Eine bezaubernde Braut
Kleidung wieder an. Die Diener mussten in der letzten Nacht ihre Kleidung gewaschen und sie dann vor das Feuer gehängt haben, denn alles war trocken und fleckenlos sauber.
Die Tunika, die sie über dem blassgelben Kleid trug, war von einem tiefen Smaragdgrün. Ihr Onkel hatte ihr oft erklärt, dass diese Farbe die Farbe ihrer Augen noch hervorheben würde. Nachdem sie die geflochtene Schnur um ihre Taille so befestigt hatte, dass sie gerade über ihren Hüften lag, bürstete sie sich das Haar, kniff sich in die Wangen, damit sie ein wenig rot wurden, und ging nach unten.
Sie frühstückte mit Judith und den Jungen. Graham bat seine Mutter, Michael und Alec zu erlauben, mit ihm auf das Feld zu gehen, wo sie den Soldaten bei ihrem Training zusehen wollten. Nachdem er die Erlaubnis erhielt, griffen sie nach ihren hölzernen Schwertern, mit denen sie üben konnten, und liefen zur Tür.
»Jetzt können wir miteinander reden«, meinte Judith. »Habt Ihr gut geschlafen? Ihr seid früh aufgestanden. Ich war sicher, dass Ihr mindestens bis zum Mittag im Bett bleiben würdet. Ihr müsst doch noch ganz erschöpft sein.«
»Ich habe gut geschlafen«, antwortete Gillian. »Und ich wollte früh aufstehen. Ich muss heute Weiterreisen.«
»Ihr wollt uns schon so früh wieder verlassen?«
»Ja«, antwortete sie.
»Wo wollt Ihr denn hin?«
»Zu Ramsey nach Hause.«
Judiths Augen weiteten sich. »Weiß Brodick das?«
»Noch nicht. Wisst Ihr, wo er ist?«
»Er ist mit Iain und Ramsey zu den Stallungen gegangen. Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mitkomme? Ich würde wirklich gern Brodicks Reaktion sehen, wenn er hört, dass Ihr mit Ramsey reisen wollt.«
»Warum sollte er etwas dagegen haben? Er weiß, dass ich nach meiner Schwester suchen muss, und er weiß auch, dass sie eine MacPherson ist, also wird er sicher auch verstehen, dass ich zum Besitz der Sinclairs muss, um dort nach ihr zu suchen.«
»Mit Ramsey.«
»Warum seht Ihr mich so ungläubig an? Wisst Ihr, dass Winslow gestern Abend genauso reagiert hat, als ich ihm sagte, dass ich heute mit Ramsey reiten würde? Er hat mich auch gefragt, ob Brodick von meinen Plänen wüsste. Es war wirklich eigenartig.«
»Ich sehe, dass ich da etwas erklären muss.«
»Ja, bitte«, forderte Gillian sie auf.
»Ramsey und Iain und Brodick sind wie Brüder«, begann Judith. »Und sie sind einander wirklich sehr zugetan. Aber sicher habt Ihr in der kurzen Zeit mit Brodick bemerkt, dass er ein sehr besitzergreifender Mann ist. So sind alle Buchanans«, fügte sie hinzu und nickte bekräftigend.
»Was wollt Ihr mir damit sagen?«
Judith seufzte. »Als Iain und ich frisch verheiratet waren, mochte mein Mann es nicht, wenn Ramsey in meiner Nähe war.«
»Aber warum denn nicht? Hat er ihm nicht vertraut?«
»O doch, er hat ihm schon vertraut, und das tut Brodick auch. Aber Frauen, müsst Ihr wissen, verlieren den Kopf bei Ramsey. Ihr müsst zugeben, dass er ein sehr gut aussehender Teufel ist.«
»Ja, aber das sind Iain und Brodick auch.«
»Iain war ein wenig … unsicher …, doch nach einer Weile hat er sich beruhigt, weil er weiß, dass mein Herz ihm gehört. Brodick weiß das von Euch jedoch nicht, und daher wird er Schwierigkeiten machen, wenn Ihr mit Ramsey abreisen wollt.«
»Er wird keine Schwierigkeiten machen«, versicherte Gillian ihr.
Judith lachte. »Ihr glaubt also, Ihr kennt ihn so gut, wie?«
»Jawohl, das tue ich«, antwortete Gillian.
»Es besteht zusätzlich eine kleine Rivalität zwischen Ramsey und Brodick. Sie hätte eigentlich einen Bruch bewirken sollen, aber es war nicht so. Wie ich Euch schon gestern Abend erzählte, sind die beiden vor ungefähr acht Jahren nach England geritten, um sich Bräute zu suchen. Was ich nicht erzählt habe, ist, dass Brodick eine Frau gefunden hatte, von der er geglaubt hat, sie könnte vielleicht die Richtige sein.«
»Und was ist geschehen?«, fragte Gillian, als ihre neue Freundin zögerte und errötete.
»Diese Frau hat sich Brodick hingegeben.«
»Sie waren einander versprochen?«
Judith schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie hat sich ihm hingegeben. Versteht Ihr?«
»Wollt Ihr damit sagen, sie hat ihn in ihr Bett gelassen?«
Ihre Stimmen wurden zu einem entsetzten Flüstern, und jetzt waren sie beide errötet.
»So wie ich Brodick kenne, würde ich sagen, er hat sie in sein Bett genommen. Aber sie muss wohl zugestimmt haben, denn sonst hätte er sie nicht angerührt.«
»Und er hat Euch das
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