Eine bezaubernde Braut
so schnell wie möglich meine Schwester finden. So Gott es will, wird mir das gelingen. Da sie jetzt eine der MacPhersons ist und die MacPhersons jetzt ein Teil von Ramseys Clan sind, werde ich heute mit ihm nach Hause reiten und beginnen, nach ihr zu fahnden. Ich erwarte, dass Ihr alle mir dabei helfen werdet.«
Nachdem sie ihre Rede beendet hatte, verschränkte sie die Arme vor der Brust und versuchte, zuversichtlich auszusehen.
»Wie ich sehe, habt Ihr Euren Entschluss bereits gefasst«, meinte Iain. »Wir haben erwartet, dass Ihr zum Besitz Ramseys reisen wollt.«
»Dann habe ich mir also ganz umsonst Sorgen gemacht«, raunte sie Judith zu.
»Das werden wir ja sehen«, flüsterte diese zurück.
»Ramsey, was sagst du dazu? Wirst du Gillian heute mit zu dir nach Hause nehmen?«, fragte Iain.
»Wir können sofort losreiten, wenn Lady Gillian das möchte.«
»Und wie steht es mit dir, Brodick?«, fragte Judith. »Was hältst du von Gillians Plan, mit Ramsey nach Hause zu reisen?«
Gillian gab ihm gar keine Möglichkeit zu antworten. »Brodick wird mit mir kommen«, platzte sie heraus.
»Ist das so?«, fragte er ruhig.
Ihr Herz schlug plötzlich wie wild, und sie konnte kaum Luft holen. Erst jetzt begriff sie, dass sie in Panik geraten war, und alles nur, weil sie schreckliche Angst hatte, dass Brodick sie verlassen würde. Lieber Gott, wie war es nur gekommen, dass sie sich in so kurzer Zeit so sehr an ihn gebunden hatte? Sie wusste, dass sie ihn nicht in ihre Probleme mit hineinziehen sollte, und dennoch war der Gedanke, dass er sie verlassen und sie ihn nie wieder sehen würde, einfach unerträglich.
»Die Buchanans liegen in Fehde mit den MacPhersons«, flüsterte Judith ihr leise zu. »Ich denke, Ihr verlangt zu viel von Brodick.«
»Sie hat mich noch um nichts gebeten«, meinte Brodick.
»Judith, die Buchanans liegen nicht in Fehde mit den MacPhersons«, berichtigte Iain seine Frau. »Sie mögen sie nur nicht. Sie mögen niemanden, den sie als Schwächling ansehen.«
»Nicht jeder kann so stark sein wie Ihr, Brodick. Ihr solltet die Schwachen verteidigen und nicht auf ihnen herumtrampeln«, ermahnte ihn Gillian.
Alle Lairds grinsten, als sie einander ansahen, und Gillian begriff, dass sie ihr Benehmen lustig fanden. Offensichtlich dachten sie, dass sie naiv war.
»Ist das nicht so?«, forderte sie ihn heraus.
»Nein, das ist nicht so«, antwortete Brodick. »Die Schwachen überleben in den Highlands nicht.«
Sowohl Ramsey als auch Iain nickten zustimmend.
»Die MacPhersons sind Blutsauger«, erklärte Brodick und wandte sich mit seiner Bemerkung an Ramsey. »Sie werden den Sinclairs alle Kraft aussaugen, auch dir. Sie mögen es, wenn jemand anderer für sie sorgt«, fügte er hinzu. »Und sie wollen ganz sicher nicht stark sein. Wenn sie euch benutzt und zerstört haben, dann werden sie ganz einfach zu einem anderen mitleidigen Laird gehen und ihn darum bitten, sie aufzunehmen.«
»Bei Euch hört sich Mitleid wie eine Sünde an«, meinte Gillian.
»In diesem Fall ist es das auch«, antwortete er.
»Ramsey ist erst seit kurzer Zeit Laird, aber er hat sich bereits den Ruf erworben, ein mitfühlender Mann zu sein«, meinte Iain. »Deshalb sind die MacPhersons zu ihm gekommen.«
»Auch ich habe sehr wenig Toleranz für einen fähigen Mann, der sich absichtlich der Faulheit hingibt und andere für sich und seine Familie sorgen lässt. Ich denke jedoch, dass du dich im Falle der MacPhersons irrst. Ihre Soldaten sind schlecht ausgebildet. Das ist alles. Sie sind nicht schwach, sie sind unfähig.«
Die Diskussion ging weiter, doch eine Bewegung östlich vor ihr erregte Gillians Aufmerksamkeit. Vier junge Damen standen in der Nähe der Bäume zusammen und beobachteten die Lairds. Alle vier waren damit beschäftigt, sich zurechtzumachen. Eine rothaarige Frau kniff sich in die Wangen, während die anderen ihr Haar richteten und sich die Röcke glatt strichen. Sie kicherten alle vier. Ihre sorglose Art brachte Gillian zum Lächeln. Sie nahm an, die Mädchen wollten ganz besonders gut aussehen, wenn sie mit Laird Maitland sprachen, doch sie warteten geduldig, bis er seine Unterhaltung beendet hatte. »Genau das ist unsere Sorge, Ramsey«, meinte Iain. »Du wirst die MacPhersons ausbilden, und dann werden sie sich gegen dich wenden.«
»Glücklicherweise werden Iain und ich es nicht zulassen, dass sie dich zerstören«, versicherte Brodick ihm. »Wenn du dich nicht nach hinten absicherst, werden wir
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