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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Tränen in ihren Augen gesehen. »Wir wollen ihren Vater da herauslassen«, meinte er.
    »Aber Laird, sie könnte sich wenigstens entschuldigen.«
    »Warum? Ich habe sie beleidigt, auch wenn das nicht meine Absicht war, und für die Beleidigungen entschuldige ich mich.«
    Ihr Kopf fuhr hoch. »Ihr entschuldigt Euch bei mir?«
    »Jawohl.«
    Ihr Lächeln war strahlend. »Dann muss auch ich sagen, dass es mir Leid tut, so widerspenstig gewesen zu sein.« Sie verbeugte sich, dann wandte sie sich um und lief nach draußen.
    Gideon sah ihr mit gerunzelter Stirn nach. »Sie ist eine schwierige Frau«, bemerkte er. »Mir tut der Mann Leid, der sie einmal heiratet, denn er wird einen ziemlichen Kampf mit ihr auszufechten haben.«
    Ramsey lachte. »Aber was für ein belebender Kampf es sein wird!«
    Diese Bemerkung überraschte Gideon. »Wäret Ihr vielleicht daran interessiert, einen …«
    Ein Schrei unterbrach seine Frage, und er wandte sich zum Eingang des Zeltes, in dem ein aufgeregter junger Soldat stand. Es war Emmet MacPhersons Sohn Alan, und er sah aus, als hätte er gerade den Geist seines Vaters gesehen.
    »Laird, kommt schnell. Es hat einen schrecklichen Unfall gegeben … schrecklich … am Wasserfall«, stotterte er und rang nach Atem. »Euer Bruder … o Gott, Euer kleiner Bruder …« Ramsey war bereits aus dem Zelt gelaufen, als Alans nächste Worte ihn trafen.
    »Michael ist tot.«

2
ENGLAND, UNTER DER HERRSCHAFT VON KÖNIG JOHN
    Er hing nur noch an einem seidenen Faden. In seiner Verzweiflung, sich vor dem Feind zu verbergen, hatte der kleine Junge das alte, zerschlissene Seil, das er in einer Ecke des Stalls gefunden hatte, ein paar Mal um den zerklüfteten Felsen geschlungen und dann einen dreifachen Knoten hineingemacht, so wie sein Onkel Ennis es ihm beigebracht hatte. Dann war er schnell, ehe er es sich noch anders überlegen konnte, auf seinem Bauch über den Rand des Abgrundes gerutscht und hatte das Seil um seinen linken Arm geschlungen. Zu spät war ihm klar geworden, dass er das Seil besser um seine Taille gebunden hätte, um sich danach mit den Füßen abstützen zu können, so wie er es bei den erfahrenen Kämpfern beobachtet hatte, wenn sie die Huntley Cliffs hinunterkletterten zu ihrem bevorzugten Fischplatz.
    Der Junge beeilte sich, wieder hinaufzuklettern und seinen Fehler gutzumachen. Die Felsen waren so scharf wie Nadelspitzen auf seiner empfindlichen Haut, und schon bald waren seine Brust und sein Bauch aufgerissen und bluteten. Er war sicher, dass er Narben davontragen würde, die ihn zu einem wahren Krieger machten. Doch während er noch überlegte, dass dies für einen Jungen in seinem Alter eine sehr gute Sache war, so wünschte er sich sehnlichst, dass es nicht so wehtun würde.
    Doch er würde nicht weinen, ganz gleich, wie heftig die Schmerzen wurden. Er konnte kleine Flecken von hellrotem Blut auf dem Felsen erkennen, über die er sich bereits geschoben hatte, und das machte ihm beinahe genauso viel Angst wie seine gefährliche Lage. Wenn sein Papa ihn jetzt sehen könnte, dann würde er ihn sicherlich fragen, ob er den Verstand verloren hatte. Er würde vielleicht sogar enttäuscht den Kopf schütteln, doch würde er ihn auch hochziehen und alles wieder in Ordnung bringen und … Oh, Papa, ich wünschte, du wärst jetzt hier! Tränen traten in seine Augen, und er wusste, dass er seinen guten Vorsatz vergessen und wie ein Baby weinen würde.
    Er wollte nach Hause und auf dem Schoß seiner Mutter sitzen. Er wünschte sich, dass sie ihm das Haar zerzauste, ihn in ihren Armen hielt und sich um ihn kümmerte. Sie würde ihm helfen, seinen Verstand wieder zu finden – was immer das auch bedeutete –, und dann wäre auch Papa nicht mehr so böse.
    An seine Eltern zu denken, weckte ein solches Heimweh in ihm, dass er zu wimmern begann. Seine Finger umklammerten das Seil, bis auch sie aufgescheuert waren und zu bluten begannen, und das machte seinen Halt noch unsicherer. Sein Arm schmerzte, seine Finger taten weh, und sein Bauch brannte, doch er versuchte, den Schmerz nicht zu beachten, denn Panik hatte ihn gepackt, und alles, an das er denken konnte, war, hier wegzukommen, ehe der Teufel bemerkte, dass er nicht mehr da war.
    Sich in den Abgrund abzuseilen war viel schwieriger, als er es sich vorgestellt hatte. Er wagte nicht, in das gähnende Loch der Schlucht unter sich zu blicken. Sie war so tief wie die Hölle. Er versuchte sich einzureden, dass er einen der großen alten Bäume zu

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