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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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einmal stehen. »Reden alle Jungen in diesem Alter so viel?«
    »Das weiß ich nicht. Alec ist das erste Kind, das ich näher kennen gelernt habe.«
    »Ihr könnt gut mit ihm umgehen«, erklärte er abrupt. »Ihr habt ein edles Herz, Gillian.«
    Sie sah ihm nach, als er davonging. Die Sonne schien ihm zu folgen. Sonnenstrahlen fielen auf seinen Kopf und seine Schultern, als er über die Lichtung ging, und in ihrem goldenen Schein sah der braun gebrannte Krieger aus, als wäre er von Gott als Ebenbild des Erzengels Michael erschaffen worden, damit auch er die Dämonen der Welt bekämpfen konnte. In diesem Augenblick wurde sie sich seiner bewusst wie noch nie zuvor. Jetzt reagierte sie wie eine Frau, und sie fühlte ein so tiefes Sehnen, dass Tränen in ihre Augen traten. Das bezaubernde Haus von Annie und Kevin Drummond kam ihr plötzlich in den Sinn. Sie stellte sich ihr eigenes kleines Haus vor, doch in ihrer Fantasie stand nicht Kevin an der Tür, sondern Brodick, und er winkte ihr zu.
    Tagträume waren gefährlich, denn sie weckten Wünsche in ihr, die sich niemals erfüllen konnten.
    »Mylady, stimmt etwas nicht?«, fragte Liam.
    Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. »Nein, es ist alles in Ordnung.«
    Ehe er noch weiter in sie dringen konnte, raffte sie die Röcke und lief zu ihrem Pferd. Sie konnte sich mit der linken Hand nicht so recht festhalten, zweimal versuchte sie vergebens, auf das Pferd zu steigen, dann gab sie auf und rief nach Brodick, damit er ihr half.
    Er lenkte sein Pferd neben sie, dann beugte er sich zu ihr hinunter und schleuderte sie förmlich auf den Rücken der Stute. Robert hob Alec auf ihren Schoß, dann ging er davon, um sein eigenes Pferd zu holen.
    »Brodick?«, flüsterte sie, damit die anderen sie nicht hörten.
    »Ja?«
    »Ihr habt gesagt, Arroganz sei nicht mein größter Fehler. Habt Ihr dabei an einen anderen Fehler gedacht?«
    Er hatte sich schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihm diese Frage stellte, und jetzt musste er sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. »Ihr habt viele Fehler«, erklärte er. Er hätte schwören können, dass er sah, wie es in ihren smaragdgrünen Augen blitzte, dann reckte sie die Schultern. Das Mädchen hatte ein hitziges Temperament, aber diesen Fehler fand er recht angenehm. »Es gab einen Fehler, der alle anderen verblassen lässt.«
    »Es gab?«, fragte sie verdutzt. »Habe ich diesen Fehler denn nicht mehr?«
    »Nein, jetzt nicht mehr.«
    »Bitte, sagt mir doch«, murmelte sie verzweifelt, »was war das denn für ein schrecklicher Fehler?«
    Er grinste. »Ihr wart Engländerin.«

11
    Gillian fühlte sich, als wäre sie in einer anderen Welt. Sogar der Sonnenuntergang schien in den Highlands anders zu sein. Der Himmel war zu einer hellen Leinwand geworden mit breiten, schwungvollen Streifen von Gold und Farbklecksen von Orange. Die Sonne war rot, so wie keine andere Farbe, die Gillian je zuvor gesehen hatte, und sie wusste, dass auch morgen die Farbpalette genauso herrlich sein würde. Gott, so dachte sie, hatte dieses Land ganz sicher auserwählt.
    »Gillian, weißt du was? Ich bin bald zu Hause.«
    »Wir müssen ganz in der Nähe sein«, antwortete sie. »Wir sind bis fast auf die Spitze des Berges gestiegen.«
    Alec gähnte laut. »Erzähl mir noch einmal die Geschichte, wie du deinem Onkel Morgan eine solche Angst eingejagt hast, dass er geschrien hat«, bat er.
    »Ich habe dir diese Geschichte schon mindestens fünf Mal erzählt.«
    »Aber ich möchte sie noch einmal hören. Bitte?«
    »Schließe deine Augen und ruh dich aus, und dann werde ich dir die Geschichte noch einmal erzählen.«
    Alec kuschelte sich an sie und gähnte noch einmal. »Jetzt bin ich bereit.«
    »Als ich noch ein kleines Mädchen war …«
    »Da hast du ein ganzes Jahr lang nicht gesprochen.«
    Der kleine Junge hatte die Geschichte offensichtlich auswendig gelernt. »Ja, das stimmt. Ich habe beinahe ein ganzes Jahr überhaupt nicht gesprochen.«
    Brodick ließ sein Pferd langsamer gehen und wartete, bis Gillian auf gleicher Höhe mit ihm war. Er hatte gehört, was sie Alec gesagt hatte, und war neugierig darauf, auch noch den Rest der Geschichte zu erfahren.
    »Und dann bist du zu deinem Onkel Morgan gegangen, um bei ihm zu leben, weißt du das noch?« Sie lächelte. »Ja, das weiß ich noch.«
    »Aber du musst die Geschichte erzählen.«
    »In einer Nacht hatte ich einen schrecklichen Albtraum …«
    »So wie die Albträume, die ich

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