Eine bezaubernde Braut
sich.
»Wir müssen weiter, Gillian.«
»Nur noch eine Minute«, versprach sie und lief mit ihrer Tasche unter dem Arm zum See. Sie wusch sich schnell, dann bürstete sie ihr Haar und suchte in ihrer Tasche nach einem Band. Wegen des Verbandes konnte sie die linke Hand nicht benutzen, deshalb gelang es ihr auch nicht, ihr Haar zu flechten. Nachdem sie vergebens versucht hatte, es mit dem Band im Nacken zusammenzufassen, gab sie auf.
Die Soldaten warteten bereits auf sie, als sie zum Lager zurückkehrte. Liam nahm ihre Tasche und warf sie Robert zu.
»Ihr müsst etwas essen, Mylady«, sagte Liam und reichte ihr etwas, das aussah wie ein Dreieck gebratenen Breis.
»Ich bin nicht hungrig, Liam, aber ich danke Euch …«
Er weigerte sich, das Essen zurückzunehmen. »Ihr müsst essen, Mylady«, drängte er.
Sie wollte keine Schwierigkeiten machen, deshalb zwang sie sich, das nach nichts schmeckende Essen hinunterzuschlucken. »Liam, würdet Ihr mir bitte das Haar mit diesem Band zusammenbinden? Ich schaffe es nicht …« Ihre Stimme erstarb, als sie seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Wäre das nicht anständig?«, fragte sie verdutzt.
»Nein, Mylady, das wäre es sicher nicht. Euer Laird sollte der einzige Mann sein, der Euer Haar berührt.«
Ihr Laird, wirklich! Wie konnte sie einem so absurden Gedanken widersprechen? Die Buchanans, so viel hatte sie schon erfahren, waren ein störrischer Haufen, und wenn sie sich etwas in ihren Kopf gesetzt hatten, war nichts dagegen zu machen.
Sie waren aber gleichzeitig gute und ehrenwerte Männer, die Alec und sie beschützten. Und nichts, was einer von ihnen tat, würde Gillian dazu bringen, die Geduld zu verlieren.
»Also gut«, gab sie nach.
Brodick führte gerade sein Pferd heran, als sie auf ihn zulief und ihn um seine Hilfe bat. Auch er sah verwirrt aus, doch nahm er das Band von ihr entgegen. Sie wandte sich um, schwang das Haar über ihre Schulter und hob es mit einer Hand hoch. Er schob ihre Hand beiseite, zog an ihrem Haar, als würde er den Schwanz seines Pferdes putzen, wand das Band darum und machte einen straffen Knoten.
Der Mann war so feinfühlig wie ein Bulle. Sie dachte, dass er vielleicht absichtlich so fest an ihrem Haar gezogen hatte, weil sie ihn gebeten hatte, eine Arbeit zu tun, die sonst die Aufgabe einer Frau war, doch sie lächelte ihn nur an und bedankte sich bei ihm.
»Werden wir heute Abend Laird Ramsey Sinclairs Besitz erreichen?«
»Nein«, antwortete er knapp. Er packte sie um die Taille und hob sie auf den Rücken seines Hengstes, dann schwang er sich hinter ihr auf sein Pferd und nahm die Zügel in die Hand. »Wir reiten zu den Maitlands.«
Sie stieß mit dem Kopf gegen sein Kinn, als sie sich zu ihm umwandte. »Wir müssen zuerst zu den Ramseys und sie vor der Gefahr warnen, in der Laird Ramsey und sein Bruder sind, ehe wir Alec nach Hause bringen.«
»Nein.«
»Doch.«
Er war erstaunt, dass sie den Mut besaß, ihm zu widersprechen. Keine Frau hatte es je zuvor gewagt, sich ihm zu widersetzen, und er war nicht so recht sicher, wie er damit umgehen sollte. War ihr denn seine Machtstellung nicht bewusst?
»Ihr seid Engländerin«, sagte er. »Deshalb werde ich einige Ausnahmen für Euch machen. Mir ist auch klar, dass Ihr nicht begreift, dass Ihr mir nicht widersprechen sollt, deshalb werde ich es Euch erklären. Widersprecht mir nicht.«
Ungläubig sah sie ihn an. »Und das ist alles? Widersprecht mir nicht ist Eure ganze Erklärung, warum ich Euch nicht widersprechen sollte?«
»Versucht Ihr etwa, mich zu verärgern?«
»Nein, natürlich nicht.«
Er nahm an, dass sie begriff, dass er keine wertvolle Zeit damit zu verschwenden gedachte, seine Absichten mit ihr zu diskutieren, deshalb wandte er sich um, um Dylan herbeizurufen. Doch sie erregte seine Aufmerksamkeit, als sie die Hand auf seine Brust legte. Ihre Stimme war leise und eindringlich. »Ich muss Laird Sinclair warnen.«
Er legte den Kopf ein wenig schief und betrachtete sie. »Kennt Ihr ihn?«, fragte er leise. »Habt Ihr Ramsey schon einmal gesehen?«
Sie verstand nicht, warum er plötzlich so böse und verärgert war. Sein Benehmen war wirklich sehr eigenartig, doch sie entschied sich, keine Bemerkung darüber zu machen, denn sie war mehr daran interessiert, dass er sie verstand.
»Nein, ich bin diesem Mann noch nie begegnet, doch ich weiß eine ganze Menge über ihn.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Erzählt mir, was Ihr über ihn wisst.«
Sie
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