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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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gemacht hatte. Er lächelte schwach. Das Gefühl war seltsam: Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal gelächelt hatte.
    Sie erhob sich. „Ich schreibe besser den Brief zu Ende, ehe Mr Holt aus dem Dorf kommt. Er wird …“ Sie zögerte. „Er wird Whisky mitbringen.“
    Millie hätte den Whisky für ihren Mann am liebsten zurückgeschickt. Aber sie hatte ihm an dem Tag, an dem sie alle Flaschen weggeschüttet hatte – ihr Kampfgeist und ihre Entschlossenheit überraschten sie noch immer –, gesagt, dass die Entscheidung bei ihm lag.
    Also musste sie sie auch ihm überlassen.
    Sie nahm die Milch, das Brot, die Eier, die Butter und das Obst und Salatgemüse entgegen. Es gab eine Kiste mit konservierten Sardinen, Fleisch und Plumpudding – alles von Cresswell & Graves hergestellt. Und dann war da der Whisky.
    „Den Alkohol brauchen wir nicht mehr“, erklärte Lord Fitzhugh.
    Millie hatte sich an den bärtigen, liederlichen Trunkenbold mit wirrem Haar gewöhnt. Der junge Mann, der vor die Hütte trat, war rasiert und ordentlich angezogen. Er war noch immer zu dünn und zu blass, und in seinen Augen stand eine Trauer, die so alt war wie die Liebe selbst. Aber Millie musste sich dazu zwingen, den Blick abzuwenden. Er hatte nie eindrucksvoller und anziehender ausgesehen.
    „Wie Sie wünschen, Sir“, sagte Mr Holt. „Ich trage den Rest hinein. Ach, das hätte ich fast vergessen: Es ist ein Telegramm für Sie gekommen.“
    Lord Fitzhugh nahm das Schreiben und öffnete es. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. „Laden Sie nichts mehr aus. Wenn Sie etwa eine halbe Stunde warten könnten und uns dann nach Woodsmere mitnehmen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
    Mr Holt berührte die Krempe seines Huts. „Wie Sie wünschen, Mylord.“
    Millie folgte ihrem Mann zurück ins Haus. „Was ist los? Von wem ist das Telegramm?“
    „Helena. Venetias Ehemann ist gestorben.“
    „Woran?“ Millie konnte es nicht glauben. Sicherlich war ihre liebenswürdige, schöne Schwägerin nicht in so jungen Jahren zur Witwe geworden. Mr Townsend war bei ihrer Hochzeit völlig gesund gewesen. Und Mrs Townsend hatte in ihren Briefen nichts erwähnt, was auf eine Krankheit hingedeutet hätte.
    „Helena hat nichts über die Todesursache gesagt, nur, dass Venetia am Boden zerstört ist. Wir müssen zurückfahren und ihr beistehen.“
    Wir. Es war das erste Mal, dass er sie beide als eine Einheit betrachtete. Ihr Herz machte vor Freude einen Satz. „Natürlich. Ich werde sofort mit dem Packen beginnen.“
    Zwanzig Minuten später waren sie unterwegs. Das Schwanken und Holpern des Karrens musste ihm in seiner noch immer geschwächten Verfassung alles andere als gut tun, aber er ertrug die Unbequemlichkeit, ohne sich zu beschweren.
    In manchen Aspekten waren sie sich gar nicht so unähnlich. Sie beide stellten ihre Pflicht allen anderen Dingen voran. Sie waren beide von Natur aus zurückhaltend. Und sie beide ertrugen persönliches Leid besser, als sie vermutet hatten.
    „Danke“, sagte er, als sie noch eine Meile von der Ortschaft entfernt waren. „Wenn Sie den Whisky nicht zu genau dem Zeitpunkt weggekippt hätten, dann wäre ich meiner Schwester jetzt nicht von Nutzen. Ich bin froh, dass Sie diese Entschlossenheit und Stärke besessen haben.“
    Die Freude, die sie bei seinem Lob überkam, war beängstigend. Sie blickte auf ihre Hände, damit sie ihre Gefühle nicht verriet. „Ich habe um Ihr Leben gefürchtet.“
    „Dazu braucht es vermutlich etwas mehr als ein paar Wochen Trinkerei.“
    Sie konnte es fast nicht aussprechen. „Ich spreche von dem Gewehr.“
    Er wirkte ehrlich verwirrt. „Welches Gewehr?“
    „Sie haben in den Lauf einer Schrotflinte gestarrt.“
    „Meinen Sie die Attrappe, die ich im Schuppen gefunden habe?“
    Sie schaute ihn mit offenem Mund an. „Das war eine Attrappe ?“
    „Natürlich. Ein Kinderspielzeug.“ Er lachte. „Vielleicht sollten wir Sie einmal mit richtigen Waffen vertraut machen, damit Sie beim nächsten Mal den Unterschied erkennen.“
    Ihr wurde heiß im Gesicht. „Wie furchtbar peinlich.“
    Jetzt, wo er nüchtern war, waren seine Augen von einem überirdischen Blau. „Das ist es – für mich . Dass ich mich so aufgeführt habe, dass Sie an meinem Willen zu leben zweifeln konnten.“
    „Sie haben einen schrecklichen Verlust erlitten.“
    „Nichts, was nicht auch andere – Sie eingeschlossen – erlitten haben.“
    Er war bereit, sein gebrochenes Herz und

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