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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Woodsmere.
    Das Wetter hier ist herrlich. Und die Seen sind so wunderbar blau und klar. Ich bin immer wieder aufs Neue von der Schönheit der Umgebung überwältigt, auch wenn wir schon seit Wochen hier sind.
    Lord Fitzhugh wollte selbst schreiben, aber in den letzten Tagen war er unpässlich – höchstwahrscheinlich wegen etwas, was er zu sich genommen hatte. Er hat die Unbill seiner Leiden tapfer durchgestanden und ist bereits auf dem Wege der Besserung.
    Um Miss Fitzhughs Frage zu beantworten: Ich habe vor, zu Mr Wordsworths Anwesen in Grasmere hinauszufahren, sobald Lord Fitzhugh wieder vollständig genesen ist.
    Außer in Bezug auf seine Absicht, ihnen zu schreiben – er hatte nicht einmal gewusst, dass Briefe angekommen waren –, hatte sie es geschafft, nicht zu lügen, was ihr nicht leicht gefallen sein dürfte, wenn man bedachte, dass diese Flitterwochen wohl die schlimmsten Tage ihres Lebens gewesen sein mussten.
    Er sah noch einmal zu ihr hinüber und bemerkte, dass ihre linke Hand tiefe Schrammen aufwies. Alarmiert näherte er sich dem Bett und hob ihre Hand, um sie genauer in Augenschein nehmen zu können.
    Sie rührte sich und schlug die Augen auf.
    „Was ist mit Ihrer Hand passiert? Ich hoffe, ich habe nicht …“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass er, betrunken oder nicht, einer Frau wehtun würde. Aber er hatte einige Gedächtnislücken.
    „Nein, natürlich nicht. Ich habe mich selbst ein paar Mal geschnitten, als ich herausfinden wollte, wie der Dosenöffner funktioniert.“
    Am Anfang hatte er ihr die Dosen aufgemacht, wenn er für sich selbst welche geöffnet hatte. Aber in letzter Zeit, bettlägerig wie er war, hatte er das völlig vergessen.
    „Es tut mir leid“, sagte er beschämt.
    „Es ist nichts.“ Sie erhob sich vom Bett. „Geht es Ihnen besser?“
    Er war noch immer müde und alles tat ihm weh, aber es war eine reinigende Erschöpfung. „Mir geht es gut. Ich wollte Ihnen sagen, dass das Frühstück fertig ist, falls Sie etwas möchten.“
    Sie nickte, dieses Mädchen, das ihn in seinen schlimmsten Momenten gesehen hatte, das ein Felsen der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes geblieben war, als er sich zügellos seinem Elend ergeben hatte. „Gut. Ich habe Hunger.“
    Beim Frühstück las sie die Briefe vor, die sich angesammelt hatten, drei von seinen Schwestern, zwei von Colonel Clements, zwei von Hastings und ein halbes Dutzend von anderen Klassenkameraden. „Sie haben alle beantwortet?“
    „Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Brief an Ihre Schwestern, aber die anderen, ja.“ Sie sah ihn an. „Keine Sorge, ich habe nicht behauptet, Sie seien überglücklich.“
    Ihr Gesicht war überaus wandelbar. Jedes Mal, wenn er sie ansah, war er erstaunt. Sie sah nie ganz genau so aus, wie er dachte, dass sie aussehen müsste.
    „Sie hätten Ihnen ohnehin nicht geglaubt.“
    „Ja, ich weiß.“ Ihre Stimme klang ruhig und sachlich.
    Ihre Gelassenheit entspannte die Situation, selbst bei diesem hochexplosiven Thema.
    „Geht es Ihnen gut?“, fragte er.
    „Mir?“ Seine Frage überraschte sie. „Ja, mir geht es gut – gut genug jedenfalls.“
    „Weinen Sie dem Mann nicht nach?“
    „Wem?“
    „Dem Mann, den Sie aufgeben musstest, um mich zu heiraten.“
    Sie rührte einen weiteren Löffel Milchpulver in ihren Tee, sie hatten keine Sahne mehr. „Bei mir ist es anders. Wir hatten keine gemeinsame Vergangenheit – es war größtenteils Wunschdenken meinerseits.“
    „Aber Sie lieben ihn?“
    Sie sah in ihre Tasse. „Ja, ich liebe ihn.“
    Der Schmerz, den ein Übermaß an Whisky gedämpft hatte, kehrte brennend zurück. „Dann sitzen wir also im selben Boot: Keiner von uns kann denjenigen haben, den wir eigentlich wollen.“
    „So ist es“, sagte sie und blinzelte rasch.
    Erschreckt erkannte er, dass sie die Tränen zurückhielt, während er seine Einschätzung von ihr von farbloser Gehorsamkeit zu stiller Stärke änderte: Als er vom Weg abgekommen war, hatte sie ihn aus der Wildnis zurückgeführt.
    „Sie sind mit der Situation wesentlich besser umgegangen als ich“, stellte er fest, und die Worte klangen in seinen Ohren ungelenk und zaghaft. „Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, mich zu erdulden, wo es doch für Sie nicht weniger schwierig ist.“
    Sie biss sich auf die Lippen. „Sagen Sie es bitte niemandem, aber ich nehme hinter Ihrem Rücken klammheimlich Unmengen Laudanum.“
    Es dauerte einen Moment, ehe er erkannte, dass sie einen Scherz

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