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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Abgrundes zurückgezerrt.
    „In Ordnung. So machen wir es.“
    Bei seiner Einwilligung war die Reihe an ihr, stutzig zu werden. „Glauben Sie, wir müssen dafür einen Antrag beim Parlament einreichen?“
    Er dachte einen Augenblick nach. „Man stellt keinen Antrag beim Parlament, bevor es einen Unfall gibt, oder?“
    Sie lächelte. „Nein, in der Tat nicht. Und unser Gespräch hat nie stattgefunden.“
    Er erwiderte ihr Lächeln.
    Sie senkte den Kopf. „Entschuldigen Sie mich, ich muss herausfinden, ob es sich lohnt, eines der Bücher zu behalten.“
    Erst später in seinem Zimmer, als er der friedlich schlummernden Alice zusah, erkannte Fitz, dass er und seine Frau ihre erste gemeinsame Entscheidung als verheiratetes Paar getroffen hatten.
    An diesem Abend speiste Millie allein. Lord Fitzhugh hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, dass er sein Abendessen in der Dorfwirtschaft zu sich nehmen werde. Abendessen war vermutlich ein anderes Wort für weibliche Gesellschaft. Nicht, dass sie ihm die Ablenkung missgönnte, aber sie wünschte sich …
    Nein, sie wünschte sich nicht, dass er stattdessen zu ihr kommen würde. Sie wollte nicht nur für diesen Zweck benutzt werden. Aber sie konnte nicht anders, sie beneidete seine Geliebte. Auch sie wollte wissen, wie es war, von ihm berührt und geküsst zu werden – wenn er nüchtern war. Seine Bewegungen besaßen eine gewisse Eleganz, sodass sie ganz mühelos und leicht wirkten. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn er sie eines Tages nicht nur als seine Gattin, sondern als eine begehrenswerte Frau betrachten würde.
    Aber sie verbot sich diese Tagträume, wenn sie sich bei einem ertappte. Vielleicht konnte sie nichts dagegen tun, dass in ihr immer wieder aufs Neue Hoffnung aufkeimte, aber sie würde sie nicht hegen und pflegen. Sie würde sie streng zurückstutzen, ohne Mitleid, so, wie sie Unkraut im Garten jäten würde.
    Nach dem Essen setzte sie sich in den Salon und studierte ein Buch. Sie hatte beschlossen, den Rat ihrer Mutter anzunehmen und einen eigenen Garten anzulegen. Aber der Lustgarten musste warten, bis sie den wichtigeren Küchengarten fertig hatte. Henley Park besaß einen, doch da es seit fast einem Jahrzehnt keinen Gärtner mehr gegeben hatte, war er hoffnungslos überwuchert.
    Sie brütete über einer alten Darstellung des ummauerten Gartens und konsultierte ihr Handbuch zum Gartenbau. Haferwurzel hatte sie bereits gegessen. Sellerie noch nicht, aber davon hatte sie zumindest schon mal gehört. Aber was in aller Welt waren Schwarzwurzeln? Oder Süßwurzeln? Oder gar Kardonen?
    Sie suchte in einem Lexikon gerade nach Couve Tronchuda , als ihr Ehemann in den Raum schlenderte und sie überraschte. Sie hatte gedacht, er würde erst zurückkommen, nachdem sie bereits zu Bett gegangen war.
    „Guten Abend“, sagte sie.
    Vielleicht war es das Licht, aber er wirkte … beeindruckend. Ihr Herz schlug schneller.
    „Guten Abend“, antwortete er, während er dastand, die Hände hinter dem Rücken, als versteckte er etwas. „Ich war heute Abend in der Dorfwirtschaft. Morgen kommen zwanzig tüchtige Männer und nehmen den Nordflügel auseinander. Zumindest werden sie damit anfangen.“
    „So bald schon!“
    Ihr Vater brauchte immer ewig für seine Entscheidungen. Selbst wenn er im Prinzip einer Änderung zugestimmt hatte, würde er die genaue Umsetzung noch um Jahre hinauszögern. Sie hatte nicht im Geringsten damit gerechnet, dass Lord Fitzhugh die Arbeiten an Henley Park so schnell beginnen würde.
    Er sah sich im Salon um. Sie hatte provisorische neue Vorhänge aufhängen und Teppiche herbringen lassen, aber es war noch immer ein trostloser Raum. Es hatte keinen Sinn, die sich kräuselnde, von Wasser und Ruß befleckte Toile-du-Jouy-Tapete zu erneuern, solange sie kein neues Dach und bessere Rauchabzüge hatten. „Keinen Moment zu früh“, sagte er. „Mindestens fünfzig Jahre zu spät.“
    Als sie auf dem Land ankamen, hatte sie zunächst befürchtet, er würde sich wieder dem Whiskey zuwenden. Aber jetzt war es Nüchternheit, an die er sich klammerte. Tagsüber kniete er sich wie sie in seine Aufgaben. Nachts wandte er sich nach draußen statt der Flasche zu. Manchmal konnte sie von ihrem Fenster aus in der Dunkelheit sehen, wie er zurückkehrte, nach vorne gebeugt und die Hände auf die Knie gestützt, von der körperlichen Anstrengung schwer atmend.
    Und alles nur wegen diesem verdammten Haus, das schon vor fünfzig Jahren zur Hälfte hätte

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