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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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zählen. Mehr als Vaters Wunsch.“
    Mrs Graves schwieg. Sie gingen an brachliegenden Kräuterbeeten, die noch mit Unkraut überwuchert waren, und einem alten hölzernen Bienenstock vorbei, dessen Einwohner schon vor langer Zeit auf der Suche nach besserer Versorgung mit nährenden Blüten ausgeflogen waren.
    „Dein eigener Garten, Liebes, hast du darüber schon nachgedacht?“
    Millie atmete erleichtert – und dankbar – auf, dass ihre Mutter ihre Erklärung hinnahm. „Ja, ich habe darüber nachgedacht. Aber ich muss erst alles in Gang bringen.“
    Mrs Graves hakte sich bei ihr unter. „Vergiss es nicht, sobald der Frühling kommt.“
    Millie sah zu ihrem leeren Haus. „Wird er mich glücklich machen?“
    „Das kann ich nicht sagen, Liebes. Aber du wirst etwas zu tun haben und etwas, worauf du dich freuen kannst – einen Ort ganz für dich allein.“ Mrs Graves legte ihre behandschuhte Hand kurz auf Millies Wange. „Es ist vielleicht nicht dasselbe, wie glücklich zu sein, aber es ist kein schlechter Anfang.“
    Fitz kehrte am Sonntagnachmittag zurück.
    Die Diener hatten den Tag frei, und im Haus war es still. Er las die Briefe durch, die sich angesammelt hatten. Ein Brief von Colonel Clements erregte seine Aufmerksamkeit. Die Clements wollten nach Weihnachten zu Besuch kommen.
    Er ging sofort seine Frau suchen.
    Sie war nicht im Haus. Er suchte im Garten, im Stall und beim fast völlig versandeten Forellenbach – kein Anzeichen von ihr. Schließlich, als er sich von der nördlichen Seite dem Haus näherte, hörte er Schläge aus den Resten des Nordflügels.
    Aber es war Sonntag. Die Männer aus dem Dorf saßen in ihrer Kneipe, niemand sollte hier arbeiten.
    Er umrundete eine Mauer. Seine Frau stand ohne Hut und in einem sackartigen Kleid und braunen Mantel in einem Raum, der nicht länger mit dem Haus verbunden war, und schwang einen der kleineren Vorschlaghammer gegen den Kamin. Sie hatte die Fassade des Kaminsimses durchbrochen und schlug jetzt mit dem Vorschlaghammer gegen die darunterliegenden Ziegel.
    Die Tür war nicht mehr vorhanden. Er klopfte an den weißen Türstock.
    Sie drehte sich um. „Oh, Sie sind zurück.“
    „Was treiben Sie da?“
    „Nun, es schien Ihnen Spaß gemacht zu haben, also dachte ich, ich versuche es auch einmal.“
    Manchmal vergaß er, dass er nicht der einzige unglückliche Partner in dieser Ehe war. Dass auch sie Dinge zerschlagen wollte.
    „Sie holen sich am Ende noch Blasen.“
    „Noch nicht.“
    Sie schwang den Vorschlaghammer erneut und lockerte einige Ziegel. Dabei löste sich auch eine Strähne aus ihrem Haarknoten, der für ein siebzehnjähriges Mädchen zu altmodisch wirkte, auch wenn sie eine verheiratete Frau und zudem von Adel war.
    Er zog seinen Mantel aus und nahm sich einen größeren Vorschlaghammer. „Brauchen Sie Hilfe?“
    Sie sah ihn überrascht an. „Warum nicht?“
    Sie fanden einen gleichmäßigen Rhythmus. Für ein Mädchen, dass noch nie etwas Anstrengenderes getan hatte als eine Teetasse zu heben, war sie ziemlich geschickt mit dem Vorschlaghammer – und kräftig. Sie schlugen abwechselnd auf den Kamin ein und sie hielt Schlag um Schlag mit ihm mit.
    Als vom Kamin nicht mehr als ein Haufen Ziegel übrig war, keuchten sie beide. Sie legte sich mit rotglühenden Wangen ihre Hand auf ihr Herz. „Das hat gut getan.“
    Er warf seinen Vorschlaghammer beiseite. „Haben wir noch was zu essen da?“
    „Ja, einen Biskuitkuchen und Rindfleischpastete in der Speisekammer.“
    Sie gingen gemeinsam in die Küche, wo mehrere Suppentöpfe vor sich hin köchelten. Er füllte einen Topf mit Wasser, schürte das Feuer und hängte den Topf darüber. Sie fand unterdessen ein paar Teller und Besteck und holte den Biskuitkuchen und die Rinderpastete.
    „Fehlt er Ihnen?“, fragte er, nachdem er seine Rindfleischpastete gegessen hatte.
    Sie hob fragend eine Augenbraue.
    „Deshalb haben Sie gegen den Kamin gewütet, oder?“
    Sie zuckte die Achseln. „Vielleicht.“
    Er verspürte Mitleid mit ihr. Er konnte immer eine finden, die ihm ein paar Stunden des Vergessens gewährte. Wie wurde sie mit all dem fertig?
    „Wie war es in London?“, fragte sie. „Haben Sie Ihren Aufenthalt genossen?“
    Er konnte in ihrer Stimme einen Unterton hören. Grundgütiger, sie wusste genau, was er in London gemacht hatte. Das Mädchen war nicht so prüde oder naiv, wie er angenommen hatte. „Es war in Ordnung.“
    „Gut“, sagte sie. „Da bin ich froh.“
    Er hörte

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