Eine bezaubernde Erbin
schwer, sitzen zu bleiben, aber eine Dame konnte nicht wild im Raum herumspringen, selbst wenn ihr Mann ihr gerade gesagt hatte, dass, ja, in der Tat, sie seine engste Vertraute war.
Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle runter. „Danke. Gibt es noch etwas, was ich mir ansehen soll?“
Ihre Ideen waren genau richtig. Als sie die Werbeplakate mit ihren satten, auffallenden Farbkontrasten und idyllischen Bildern im nächsten Frühling aufhängen ließen, waren sie so beliebt, dass sie, kaum dass sie hingen, auch schon gestohlen wurden. Davon ermutigt schickte Fitz den Händlern Poster, die sie in ihren Ladenfenstern ausstellen konnten und bestellte zehntausende Flugblätter, die Männer mit umgehängten Reklametafeln verteilen sollten. Die Flaschen waren sofort ein voller Erfolg.
Fitz, der wusste, wem er diesen Erfolg zu verdanken hatte, kaufte seiner Frau juwelenbesetzte Haarnadeln. Er hatte seine Schwestern mit zum Juwelier genommen, aber in dem Moment, als er die Nadeln mit den Amethysten und Diamanten gesehen hatte, wusste er, dass sie genau das Richtige waren. Sie erinnerten ihn an die Lavendelfelder auf Henley Park, ein passendes Bild, um seine Frau zu beschreiben – hübsch, anpassungsfähig und unendlich segensreich.
Sein Geschenk konnte er das erste Mal auf Lady Knightbridges Ball an seiner Frau bewundern.
Er nahm nur an wenigen Bällen teil, nicht zuletzt, weil seine Anwesenheit dort nicht wichtig war. Der Zweck eines Balls war es, junge Männer und Frauen zusammenzubringen, die eines Tages eine Ehe eingehen könnten. Als verheirateter Mann würde er nur die Zeit der jungen Damen verschwenden. Auch wurde es von einem Mann auf einem Ball erwartet, dass er tanzte, da es immer Damen gab, denen noch ein Partner fehlte. Und er hatte keine Lust, die ganze Nacht auf der Tanzfläche zu verbringen.
Aber er war nicht grundlos auf Lady Knightbridges Ball. Venetia, die eine platonische Ehe mit Mr Easterbrook, einem alten Freund der Familie, eingegangen war und sich somit wieder in Gesellschaft bewegte, wollte Helena dem schwer fassbaren Duke of Lexington vorstellen, der Gerüchten zufolge erscheinen sollte. Fitz, der gegen Lexington Kricket gespielt hatte, während sie beide zur Schule gingen, er in Eton und Lexington in Harrow, sollte sie einander vorstellen, da er der Einzige unter ihnen war, der mit ihrem Opfer bereits bekannt war.
Venetia wurde enttäuscht: Der Herzog erschien nicht. Aber die Anwesenheit von Fitz‘ derzeitiger Geliebter verlieh dem Ball eine pikante Note.
Mrs Dorchester wollte mit ihm tanzen, und Fitz erwies ihr beim Schottischen den Gefallen. Sie hätte einen Walzer bevorzugt, aber Fitz hatte das starke Gefühl, dass ein Mann und eine Frau, die bereits eine Affäre miteinander hatten, ihre Beziehung nicht herausposaunen sollten, indem sie öffentlich Aktivitäten nachgingen, bei denen sich ihre Körper zu nahe kamen.
Nach dem Tanz brachte er Mrs Dorchester zurück zu ihren Freundinnen und kehrte zu seiner Frau und seinen Schwestern zurück. Keine fünf Minuten später schlenderte Mrs Dorchester an ihnen vorbei, lächelte ihn an und warf Lady Fitzhugh einen überlegenen Blick zu.
Fitz wandte sich an seine Frau. „Hat sie gerade wirklich das getan, was ich denke? Und auch noch bei Ihrer Rückkehr in die Gesellschaft?“
Ihr Trauerjahr für ihren Vater hatte sie in der vorherigen Saison vom Besuch von Gesellschaften ausgeschlossen. Es war das erste Mal seit fast zwei Jahren, dass sie an einer Abendveranstaltung in London teilnahm.
„Anne Dorchester weiß, dass sie etwas hat, was ich nicht habe. Und sie hat es immer genossen, auf uns weniger vom Glück Begünstigte hinabzublicken.“
„Das wusste ich gar nicht von ihr.“
„Manche Frauen sind sehr nett zu Männern, aber weniger zu anderen Frauen.“
„Nun, sie hat sich die falsche Frau ausgesucht, um nicht nett zu sein. Niemand hat das Recht, meiner Frau mit Geringschätzung zu begegnen, am wenigsten eine Frau, mit der ich derzeitig Umgang pflege.“
Seine Frau zuckte mit den Achseln. „Was wollen Sie dagegen unternehmen? Sie dazu zwingen, zurückzukommen und sich bei mir dafür zu entschuldigen, dass sie mich schräg angesehen hat?“
„Ich werde sie nicht weiter sehen.“
Sie hob eine Augenbraue. „Das können Sie nicht tun. Es wäre gnädiger, sie vor die Tür zu führen und zu erschießen.“
Er lachte. Sie hatte den trockensten Sinn für Humor. „Außerdem werde ich mit Ihnen tanzen.“
„Sie können nicht auf
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