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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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einem Ball mit Ihrer eigenen Frau tanzen.“
    „Sollen sie mich doch verhaften. Kommen Sie, der nächste Tanz beginnt – und Mrs Dorchester beobachtet uns.“
    Sie musterte ihn eingehend. Ihre Augen waren hellbraun, wie die Haselnüsse, die seine Alice so geliebt hatte. Und dann lächelte sie – und sie hatte ein hübsches Lächeln. „Sie werden mich dafür bourgeois schimpfen, aber ich bin schon immer stolz auf meine bürgerliche Herkunft gewesen.“
    Er führte sie auf die Tanzfläche. Sie trat ihm bei der ersten Drehung prompt auf den Zeh. „Verzeihung!“
    Er lachte. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich revanchiere mich wahrscheinlich ohnehin bald dafür – ich bin völlig aus der Übung. Und ich kann mich an keinen der ausgefalleneren Schritte erinnern.“
    „Das ist auch besser so, sonst lande ich am Ende der Länge nach auf dem Boden.“
    Von diesem einen Fehltritt einmal abgesehen tanzten sie allerdings ausgezeichnet miteinander. Seine zunächst vorsichtigen Viertel- und Halbdrehungen wurden schnell überschwänglich. Sie wirbelten durch den Tanzsaal, und alles in seinem Sichtfeld wurde zu bunten Farbstreifen.
    „Warten Sie. Tanzen Sie langsamer“, sagte sie plötzlich.
    „Ist Ihnen schwindlig?“
    „Nicht im Geringsten. Ich habe nur gerade gesehen, dass Sie recht haben. Mrs Dorchester beobachtet uns. Ich möchte ihre erboste Miene genießen.“
    „Und ich werde natürlich sehr bewusst nicht zu ihr sehen.“
    „Sie fächelt sich ganz schön heftig zu“, berichtete Lady Fitzhugh erfreut. „Jetzt hat sie jemanden scharf angefahren.“
    „Ausgezeichnet. Dann wollen wir so lange tanzen, bis sie sich die Haare rauft.“
    „Nein, dazu liebt sie ihr Haar zu sehr. Wir wären die ganze Nacht hier.“
    „Dann also bis sie jemand anderem die Haare rauft.“
    Seine Beweggründe waren nicht völlig uneigennützig. Er genoss es, mit seiner Frau zu tanzen. Sie bewegten sich gut zusammen, ihr Rhythmusgefühl war perfekt auf einander eingestimmt. Und sie roch gut. Der Duft war leicht, aber deutlich wahrnehmbar.
    „Was ist das für ein Parfüm, das Sie tragen? Es gefällt mir.“
    „Ich trage keins, aber meine Seife enthält Lavendelextrakte aus unserem Garten.“
    Wie sich herausgestellt hatte, waren der Boden und das Klima von Somerset überaus günstig für Lavendel. Aus ein paar Setzlingen waren zwei Morgen Lavendelfelder geworden, und sie wollten noch mehr pflanzen. Erst vor Kurzem hatten sie darüber gesprochen, sich einen Bienenstock zuzulegen, um Lavendelhonig herzustellen. Und vielleicht eine Apparatur, mit der sie Lavendel vor Ort destillieren konnten.
    Henley Park, einst Brachland, war jetzt ein blühendes Fleckchen Erde. Seine Haushälterin hatte ihm erzählt, dass sich regelmäßig Touristen für eine Tour durch das Innere des Hauses und für Picknicks am Rande der Lavendelfelder anmeldeten.
    Er sah auf die Nadeln, deren Amethysten und Diamanten in ihrem Haar funkelten. „Wir könnten im August ein Fest geben.“
    Sie stockte, und er musste seinen Griff verstärken, damit sie nicht ins Stolpern geriet. „Vorsicht.“
    „Entschuldigung. Haben Sie eben gesagt, Sie wollten Ihre Freunde nach Henley Park bitten?“
    „Zum Schießen und Angeln, ja. Und wir können eine Menge heiratsfähige Männer für Helena einladen, auch wenn sie höchstwahrscheinlich bei allen die Nase rümpfen wird.“
    Sie sagte nichts.
    „Gefällt Ihnen die Idee nicht?“
    „Nein, nein, ich liebe sie. Es ist nur … ich war mir nicht sicher, ob dieser Tag je kommen würde.“
    „Irgendwann muss ich das Schmollen ja aufgeben.“
    Sie hob ihr Gesicht, und er sah ihre Augen leuchten. „Dann können sie sich endlich über Ihre blauen Toilettenschüsseln mit den Gänseblümchen lustig machen.“
    Er lachte. „Erwähnen Sie die bloß nicht, sonst überlege ich es mir noch anders.“
    „Verzeihen Sie. Was rede ich denn? Wir haben natürlich nur stramme, maskuline Toiletten. Sie gluckern schon, wenn man sie nur schief ansieht.“
    Als die Musik aufhörte, lachten sie noch immer.
    „Mrs Dorchester sieht so aus, als würde sie jeden Augenblick ihren Fächer zerbrechen“, stellte sie fröhlich fest.
    „Mal sehen, ob sie es tatsächlich tut.“
    Sie tanzten einen zweiten Walzer. Dann einen dritten.
    „Oh je, sie geht“, murmelte Lady Fitzhugh, als sie den dritten Walzer zur Hälfte hinter sich hatten. „Und … sie ist weg.“
    „Wir tanzen noch einen, damit nicht irgendjemand zu ihr rennt und ihr mitteilt, wir hätten

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