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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Dummheit des letzten Wortes, als sie es aussprach, aber es war zu spät.
    Er versuchte, nicht zu lächeln, doch es gelang ihm nicht so recht. „Nicht im Geringsten. Mir geht es ausgezeichnet.“
    Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, das spöttische Funkeln in seinem Blick … sie hatte immer gewollt, dass er sie so ansah. Sie wusste nicht, ob das Ziehen in ihrer Brust ein Vorbote ihres kommenden Verlustes war oder eine Erweiterung ihrer Hoffnung, die durch die Mauern brach.
    Sie räusperte sich. „Ich habe nur gefragt, weil du offensichtlich noch nicht ausgeritten bist.“
    „Ich habe darauf gewartet, dass du aufwachst. Es erschien mir nicht richtig, irgendwohin zu gehen, solange ich nicht mit dir gesprochen hatte.“
    Er umrundete den Bettpfosten und kam zu ihr. Sie zog die Decke bis zur Nase hoch. Er zog sie wieder herunter, aber nur so weit, dass er ihr Kinn zwischen seine Finger nehmen und ihren Kopf drehen konnte.
    „Du solltest heute besser etwas mit einem hohen Kragen tragen“, sagte er.
    Sie verstand ihn nicht, bis sie wieder allein war und vor ihrem Frisiertisch saß. Sie untersuchte ihr Spiegelbild nach äußeren Veränderungen, etwas, das Passanten dazu bringen würde, anzuhalten und einander zuzuflüstern: Sieh mal, da kommt eine Frau direkt aus dem Bett ihres Geliebten.
    Und dann sah sie den Fleck an ihrem Hals.
    Sieh mal, da geht eine Frau, die gerade Sex hatte.
    Für viele Frischverheiratete war das erste Abendessen, das sie veranstalteten, ein Desaster. Aber Venetia verfügte über Erfahrung in der Führung eines Haushaltes, und der Duke und die Duchess of Lexington hatten zu einem kleinen, intimen Abendessen mit der Familie und ausgewählten Freunden geladen, welches reibungslos verlief.
    Venetia und ihr Mann hatten Helena eingeladen, ab heute bei ihnen zu wohnen. Helena hatte angenommen, während ihr Verstand bereits damit beschäftigt war, Wege zu finden, wie sie diesen Umzug für sich nutzen konnte.
    „Sie führen doch etwas im Schilde“, sagte Hastings.
    Der Mann durchschaute sie allmählich viel zu leicht, als wäre sie eine Leselernfibel für Kinder. Sie sah sehnsüchtig zu den anderen im Salon in der Hoffnung, einer von ihnen würde herüberkommen. Aber wie es immer der Fall war, hielten sich alle fern, sobald Hastings sie für sich beanspruchte.
    „Ich gebe Ihnen keine Ratschläge darüber, wie Sie Ihr Leben zu führen haben, Hastings. Sie sollten mir dieselbe Ehre erweisen.“
    „Das würde ich. Aber wenn ich einen Skandal heraufbeschwören würde, müssten Sie mich nicht heiraten. Bei Ihnen hingegen käme ich nicht so glimpflich davon. Ich bin quasi Teil der Familie, sodass die Leute mich ansehen und sich fragen werden, warum ich nichts unternommen habe, um es zu verhindern.“ Er machte eine dramatische Pause. „Aber ich würde Sie lieber nicht heiraten.“
    „Oh, tatsächlich?“
    „Ich bin ein altmodischer Mann, Miss Fitzhugh. Die kleine Frau sollte, nun ja, zunächst einmal klein sein. Sie sollte mir in allem, was ich sage, zustimmen. Und sie sollte mich mit einem Leuchten in den Augen ansehen.“
    „Und doch würden Sie Ihre erfundene Braut zum Frühstück verspeisen.“
    Er betrachtete sie von oben bis unten. „Darum bleiben ihre Hände auch gefesselt“, sagte er langsam. „Und ihre Person erfunden.“
    Sie atmete zu flach. „Dann heiraten Sie mich nicht. Ich werde Ihnen keine Träne nachweinen.“
    „Aber ich werde es, wenn es soweit kommt. Mir wird keine Wahl bleiben, also bringen Sie die Sache nicht zu ihrem unvermeidlichen Ende. Ich flehe Sie an, Miss Fitzhugh, Sie sind die Einzige, die unsere Eheschließung verhindern kann.“
    Damit erhob er sich, um die Herzoginwitwe am anderen Ende des Raumes zu behelligen.
    Fitz hatte seine Frau noch nie für schön gehalten – hübsch, ja, manchmal auch reizend. Wie blind er doch gewesen war, wie ein Gärtnerlehrling, der nur das protzige Spektakel der Rosen und Dahlien bewunderte.
    Das Leuchten, das von ihrer glatten, zarten Haut ausging, wie sie ihren Kopf auf dem schlanken, eleganten Hals hielt. Die Höflichkeit und das Interesse in ihren Augen, während sie ihrer Nachbarin lauschte.
    Er konnte nicht wegsehen.
    Sie war keine prächtige Blüte, die nur ein paar Tage schön aussah – oder allerhöchstens eine Woche lang. Sie war eher wie der Haselnussstrauch, den Alice so geliebt hatte. Im Sommer fand man unter dem grünen Dach Schatten und Frieden, im Winter waren die blattlosen Zweige noch immer wohlgeformt und

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