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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Fabriken.“
    „Aber Werbung ist“, sie verzog das Gesicht, „vulgär.“
    „Sie steigert den Gewinn entscheidend.“
    „Gewinn ist auch vulgär. Ladeninhaber und Händler denken über Gewinne nach.“
    Er wusste, dass die Beschäftigung mit Geld und seiner Beschaffung die Seele verrohte. Das war der Grund, warum der niedere Landadel schon immer einen solchen Einfluss in diesem Staat ausübte. Schon sehr lange brachten sie das überzeugende Argument vor, dass die Herren, die ihre Gedanken nicht damit beschmutzen mussten, wo ihr nächster Heller herkam, besser für höhere Dinge geeignet waren, wie Gerechtigkeit und die Regierung.
    Aber es fühlte sich nie vulgär an, wenn er Geschäftliches mit Millie besprach. Es schien ihm … komplex, als würde er an dem Innenleben einer feinen Uhr werkeln. Und ein nicht unbeträchtlicher Anteil ihres Gewinns ging an Schulen, Parks und Krankenhäuser. Er wäre ein viel reicherer Mann, wenn er nur sein eigenes Los verbessern wollte.
    „Dann muss ich meine Vulgarität eingestehen.“
    Sie drehte ihr Gesicht aufgebracht zur einen, dann zur anderen Seite. „Sei nicht so.“
    „Ich kann nicht so tun, als genügte mir der Ertrag meiner Ländereien zum Unterhalt. Meine Häuser, meine Abendessen, das Hemd, das ich trage – alles, was ich habe, besitze ich dank konservierter Nahrungsmittel.“
    Sie sah aus, als hätte sie Schmerzen. „Müssen wir konservierte Nahrungsmittel ins Gespräch bringen? Das ist so déclassé .“
    Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen. Vor langer Zeit hatte er auch so gedacht. Der Adel verachtete diejenigen, die ihr Geld mit Handel und der Herstellung von Waren verdienten. Und Cresswell & Graves hatte noch nicht einmal ein besonders erhabenes oder luxuriöses Prestige. Er hatte als Schüler zu seinem Nachmittagstee oft Huhn aus der Dose gegessen, und Getränke in Flaschen waren unter den jungen Leuten recht beliebt, aber er konnte die Tatsache nicht leugnen, dass riesige Mengen konservierter Nahrungsmittel von denen konsumiert wurden, die sich nicht immer frisches Obst und Gemüse oder Fleisch leisten konnten, von den Armen und der arbeitenden Klasse.
    Und somit waren sie déclassé .
    „Ich leite für meine Frau ihre Firma“, sagte er. „Was meine eigene Entscheidung war. Und ich genieße es, samt Werbung.“
    „Das ist so untypisch für dich.“ Ihr Blick flehte ihn an, seine Meinung zu ändern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in der Vergangenheit so etwas angefangen hättest. Das ist nichts für einen Gentleman.“
    Vielleicht war es wirklich nichts für einen Gentleman, aber es war faszinierend, eine Herausforderung, die sich stets veränderte. Von der Beschaffung der Zutaten über den Herstellungsprozess bis zur Verteilung des Kapitals mussten einhundert verschiedene Variablen bedacht, eintausend Entscheidungen getroffen werden – von denen er viele seinen Stellvertretern übertrug, doch am Ende war er für jede verantwortlich.
    „So sieht mein Leben jetzt aus.“
    Ihr Stuhl kratzte über den Boden und wankte, als sie aufsprang. Der Schwung ihrer Bewegung trug sie bis ans Fenster, wo sie nichts anderes tun konnte, als stehen zu bleiben und sich umzudrehen. „Ich kann mir kein Leben mit jemandem vorstellen, der sich mit Sardinenbüchsen beschäftigt.“
    Ein klügerer, opportunistischerer Mann hätte die Gelegenheit ergriffen, ihr viel Glück zu wünschen und Lebewohl zu sagen. Aber so ein Mann war er nicht. Ihr Gesichtsausdruck zeigte ihr ganzes, ungestümes Wesen, doch ein Teil davon war auch verheerende Angst. Wie konnte er sie in diesem Augenblick verlassen?
    Er erhob sich, ging zum Fenster und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    „Was ist los, Isabelle? Du hast von den Konservendosen gewusst. Es geht hier doch nicht um Sardinen.“
    Sie drückte ihr Gesicht in seinen Ärmel, aber es war weniger eine Geste der Zuneigung als eine der Suche nach Trost. „Du hast dich verändert, Fitz.“
    „Es waren acht Jahre. Jeder ändert sich.“
    „Ich habe mich nicht verändert.“
    Die Erkenntnis flammte in ihm auf wie ein Streichholz. „Ich kann sehen, wie sehr du versucht hast, dieselbe zu bleiben. Aber nein, auch du hast dich verändert. Früher hast du nach neuen Horizonten gestrebt. Jetzt willst du nur noch in einem Denkmal an das leben, was hätte sein können.“
    Sie zuckte zusammen, als hätte er ihr einen unter Strom stehenden Draht in die Hand gedrückt.
    „Ist es das, was ich tue?“, fragte sie mehr an sich

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