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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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hatte, dass sie diese Frage stellen würde, selbst wenn sie die letzte Person sein sollte, bei der er sein Herz ausschüttete – zumindest in dieser Angelegenheit. „Ich bin ratlos.“
    „Weswegen?“
    Er seufzte. „Mrs Englewood.“
    „Ich höre.“
    „Sie hat es schwer gehabt – mit all diesen Umbrüchen in ihrem Leben. Jetzt sieht sie mich als Gegenmittel zu Veränderungen, eine bekannte, feststehende Instanz. Ich kann mir nicht helfen, aber ich fürchte, sie wird darin schrecklich enttäuscht werden. Ich bin nicht mehr so, wie ich mit neunzehn Jahren war, und werde es nie wieder sein.“
    „Ist es das, was sie will, den Jungen, den sie einst kannte?“
    „Ich möchte, dass sie glücklich ist. Aber ich weiß nicht, wie ich ihr geben kann, was sie will. Schlimmer noch, ich weiß nicht, was sie wirklich braucht, ob es ein Gewächshaus ist, welches sie für den Rest ihres Lebens beschützt, oder einfach nur eine Hand, die ihr durch eine schwere Zeit hilft.“
    Sie hatte ihn verwöhnt, seine Millie. Er war jetzt an eine selbstständige Frau gewöhnt, nicht an eine, deren Glück von ihm abhing.
    „Ich möchte das Richtige tun“, sagte er. „Wenn ich nur wüsste, was das ist.“
    Als seine Geliebte wollte sie von seinen Sorgen für eine andere Frau nichts hören. Aber als seine Freundin war sie alles andere als beleidigt, dass er mit diesen Sorgen zu ihr kam.
    Im Gegenteil. Sie war froh darüber.
    „Das wirst du“, sagte sie. „Du machst auf dem Weg dahin vielleicht ein paar Fehler, aber ich kenne dich. Am Ende machst du immer das Richtige.“
    Er lächelte müde, erhob sich vom Stuhl und küsste sie auf die Stirn. „Was würde ich ohne dich tun?“
    Sie sah ihm nach, als er das Zimmer verließ und die Tür sanft hinter sich schloss. Vielleicht gab Freundschaft der Liebe ihre Flügel, vielleicht nicht. Aber sie verstand jetzt, dass sie vorher unrecht gehabt hatte: An ihrer Freundschaft war nichts geheuchelt.
    Sie war echt – und sie hatte ihre ganz eigenen Flügel.

KAPITEL 18
    „Ich werde mir übermorgen ein Haus auf dem Land ansehen. Kommst du mit?“, fragte Isabelle. „Es ist Doyle’s Grange und liegt nicht weit von Henley Park, soweit ich weiß.“
    Nur dreißig Kilometer – drei Haltestellen mit dem Zug – von Henley Park. „Doyle’s Grange steht zum Verkauf?“
    „Ja, und es scheint geradezu perfekt für uns zu sein. Nicht zu groß, nicht zu klein, nahe genug an Henley Park, dass du es im Auge behalten kannst. Und bis London ist es nicht so weit wie von Henley Park, wenn du dort zum Beispiel Geschäftliches zu erledigen hast.“
    Das war ihre Art zu akzeptieren, dass er seine Beteiligung an Cresswell & Graves nicht aufgeben – oder auch nur einschränken – würde, nur weil er mit ihr zusammen war.
    Sie beugte sich über die Landkarte, und er entdeckte ein einzelnes weißes Haar auf ihrem ansonsten rabenschwarzen Schopf. Vor langer Zeit hatte sie ihm mal erzählt, dass sie, weil ihre Mutter ihr Haar färben musste, seit sie Mitte dreißig war, erwartete, ebenfalls frühzeitig zu ergrauen. Sie hatten gescherzt, dass er sie, wenn es so weit war, Omi und sie ihn Jungchen nennen würde.
    Sein Herz zog sich vor Zuneigung schmerzhaft zusammen. Er wollte so sehr, dass sie glücklich war, dass sie wieder mutig und lebhaft sein konnte und nicht dieser Schatten ihrer selbst, dieses dahintreibende Boot, das so verzweifelt nach einem Anker suchte.
    Aber war ein Mann, der viel öfter an eine andere Frau dachte, der Richtige, sie auf dem Weg zurück zu Selbstbewusstsein und Freude zu begleiten?
    Als er später aus ihrem Haus trat, schickte er die Kutsche weg und ging ein Stück zu Fuß. Es gab keinen Zweifel daran, welche Entscheidung er treffen wollte – jede Faser seines Wesens sehnte sich nach Millie. Aber damit würde er sein eigenes Glück über Isabelles stellen.
    So sehr sie auch vor acht Jahren gelitten hatte, hatte sie doch nie ihm die Schuld daran gegeben. Dieses Mal arbeiteten keine äußeren Kräfte gegen ihre Bedürfnisse, nur die Veränderungen, die sich in der Zwischenzeit ereignet hatten.
    Nur der Mann, der er geworden war, und die Frau, die er wertzuschätzen gelernt hatte.
    Aber war es zu selbstsüchtig, dass er das festhalten wollte, was er hatte, wenn Isabelle ihn so sehr brauchte? Konnte er ihre Träume wieder zerschlagen?
    Er war einer Antwort kein Stück näher gekommen, als er nach Hause kam. Cobble teilte ihm mit, dass ein Bericht von Cresswell & Graves, auf den er gewartet

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