Eine Billion Dollar
ist einem Museum versprochen«, erklärte der Makler. »Sie müssen sich die Bilder also wegdenken.«
»Herzlich gern«, sagte John.
Die Flure erstreckten sich endlos. Auf den meisten Türgriffen lag Staub. Der Speisesaal ließ einen an das Innere einer Kirche denken.
»Absolut standesgemäß«, befand McCaine.
»Etwas düster«, fand John.
Die Fenster waren hoch, aber schmal, und bei der Ausstattung mit elektrischem Licht hatte man beträchtliches Understatement walten lassen.
»Ein amerikanischer Historiker hat ermittelt, dass das Schloss flächenmäßig genau zehnmal so groß ist wie das Weiße Haus in Washington«, berichtete der Makler und räumte ein: »Nachgeprüft habe ich es allerdings nicht.«
McCaine nickte gewichtig. John schluckte unbehaglich. Sie wanderten noch ein wenig durch die Räumlichkeiten, und als sie sich wieder trafen, nahm McCaine John beiseite und fragte leise: »Und? Ich denke, das wäre ein einigermaßen angemessener Wohnsitz für den reichsten Mann der Welt.«
»Ein Schloss? Ist das nicht etwas übertrieben?«
»Unsinn. Jeder bessere Rockstar hat so was. Soll ich Ihnen den Landsitz von Mick Jagger zeigen? Oder das Schloss, das George Harrison bewohnt?«
»Aber ich finde es so furchtbar… groß!«
»John«, sagte McCaine und sah ihm ernst in die Augen. »Sie müssen lernen, groß zu denken. Das hier ist nur der Anfang. Sehen Sie es als tägliches Übungsfeld.«
So kaufte John Salvatore Fontanelli, reichster Mann der Welt, ein englisches Schloss aus dem fünfzehnten Jahrhundert mitsamt einem knapp vier Quadratmeilen großen Anwesen, weitläufigen Gesindehäusern, Stallungen, Gartenhütten und Waldlauben, einem Pförtnerhaus und einer eigenen Kapelle. Ein Konsortium von Baufirmen übernahm die Renovierungsarbeiten, der Vertreter des federführenden Architekturbüros würde alle drei Tage zur Berichterstattung erscheinen und um Rücksprache zu Detailfragen zu halten. Kurz vor Weihnachten, so war es geplant, würden die Arbeiten so weit gediehen sein, dass John einziehen konnte.
McCaine bestand darauf, dass weder Kosten noch Mühen gescheut wurden, alles aufs Prachtvollste herzurichten. Das Erdgeschoss des Nordflügels würde in ein großes Schwimmbad umgebaut werden, mit Whirlpool, mehreren Saunen und Dampfbädern, Massageraum und Wandelgarten zwischen exotischen Pflanzen. Um die Luxuskarossen, die sich John auf McCaines Zureden hin bestellte – für den Anfang je ein Exemplar der Marken Rolls-Royce, Jaguar, Mercedes-Benz und Lamborghini – angemessen unterbringen und in gepflegtem Zustand erhalten zu können, würde man die Pferdeställe größtenteils zu Garagen umbauen und außerdem eine eigene Automobilwerkstatt einrichten. Zweihundert Angestellte würden sich dereinst um Haus und Hof kümmern; um deren Auswahl und Einstellung zu überwachen, übergab Jeremy den Haushalt in Portecto an Sofia und reiste nach London. Für die Leitung der Küche warb man einen mehrfach mit Preisen und Sternen in diversen Restaurantführern ausgezeichneten französischen Koch an, der seine gesamte Mannschaft vom Soßenkoch bis zum Gemüseschneider mitbrachte und völlig freie Hand und ein nahezu unbegrenztes Budget erhielt, was die technische Ausstattung der Küche anbelangte.
In einem entlegeneren Winkel des Anwesens baute man einen Hubschrauberlandeplatz mit Flutlichtanlage. Im Frühjahr sollte sich herausstellen, dass der Lärm, den ein landender Hubschrauber machte, im Schloss selbst erträglich war, dass aber die eigens importierten Pfauen, die malerisch zwischen den frisch angelegten Blumenrabatten umherstolzierten, sich jedes Mal höchst irritiert zeigten.
22
Auf einmal verlief sein Leben in festeren und regelmäßigeren Bahnen als jemals zuvor. Er stand morgens um halb sieben auf, duschte, frühstückte, und um halb acht wartete der Wagen, um ihn ins Büro zu bringen, behütet von einer Schar Bodyguards, deren Zahl von Tag zu Tag zuzunehmen schien, und auf täglich wechselnden Routen. Auf diese Weise sah er wenigstens ein bisschen was von London, denn den Rest der Zeit verbrachte er mit einem besessen wirbelnden McCaine, dessen bloße Nähe wie eine Droge wirkte.
Horden von Handwerkern waren über das Bürogebäude hergefallen und hatten Telefonanlagen, Computernetze und Zugangskontrollen installiert, Fußböden verlegt, Heizungen erneuert, Wände eingerissen, errichtet, getäfelt oder gestrichen, Marmor angebracht, wo vorher Teakholz gewesen war, und Gold, wo einst Edelstahl
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