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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wollen Exxon kaufen!«
    »Genau. Exxon ist aus vielerlei Gründen der ideale Kandidat für den ersten Schlag. Es ist eines der fünf größten Unternehmen der Welt, der zweitgrößte Energiekonzern nach Shell, weltweit tätig, auf jedem Kontinent vertreten außer in der Antarktis. Und, nicht ganz unwichtig, Exxon ist eine der profitabelsten Firmen auf diesem Planeten.«
    »Exxon…?« John spürte plötzlich seinen Herzschlag im Hals. »Aber können wir uns das denn leisten? Ich meine, Exxon ist doch ein Gigant…«
    McCaine zog eine Zeitschrift aus seinen Unterlagen und schlug eine Seite darin auf. »Das ist die Fortune-500 -Liste, die Liste der fünfhundert größten Industrieunternehmen der Welt. Wichtig ist die vorletzte Spalte, das Eigenkapital. Einundfünfzig Prozent davon muss Ihnen gehören, um die Firma zu kontrollieren.« Er schob ihm die Liste herüber. »Rechnen Sie einfach mal nach, wie weit Sie kommen.« John starrte die Liste an, las Namen wie General Motors, IBM, Daimler-Benz, Boeing oder Philip Morris. Er langte nach dem großen Taschenrechner, fing an zu addieren, nur die Milliarden, und hörte auf, als er am Ende der ersten Seite bei Rang 50 ankam und immer noch über sechshundert Milliarden übrig waren. »Ich kann ja tatsächlich die halbe Welt aufkaufen«, murmelte er.
    McCaine nickte wie ein Lehrer, der sehr zufrieden ist mit der Antwort seines schwierigsten Schülers. »Und wenn Sie die halbe Welt gekauft haben«, ergänzte er, »ist Ihr Geld ja nicht weg. Es ist investiert. Das heißt, es fängt erst richtig an, noch mehr Geld zu verdienen. Geld, mit dem wir den Rest auch noch kriegen.«
    Es war einer dieser magischen Momente, die einem ein Leben lang im Gedächtnis bleiben wie brillant ausgeleuchtete Farbdias. John saß da, starrte auf die Liste mit den hellblau und dunkelblau unterlegten Namen und Zahlen, den beinahe armseligen Zahlen, wenn man sie gegen die ungeheure Wucht eines Vermögens von einer Billion Dollar setzte, und begriff in diesem hellerleuchteten Augenblick, begriff zum ersten Mal wirklich, welche Macht er in die Hände gelegt bekommen hatte. Jetzt erst begriff er, was McCaine vorhatte, begriff die ganze Dimension des Plans und die unwiderstehliche Dynamik, die zu entfesseln sie im Begriff waren. Sie würden Erfolg haben. Einfach deshalb, weil es niemanden und nichts gab, das sich ihnen in den Weg stellen konnte.
    »Ja«, flüsterte er. »So machen wir es.«
    »Zwei Wochen«, sagte McCaine. »Dann sitzen wir in Texas.«
    John fiel noch etwas ein. »Heißt das, praktisch alle großen Ölkonzerne, die es gibt, gehen auf Rockefellers Standard Oil Corporation zurück?«
    »Nicht alle. Shell hat Wurzeln in den Niederlanden und in England und mit Standard Oil nie etwas zu tun gehabt. Elf Aquitaine ist französischen, British Petroleum, wie der Name schon sagt, britischen Ursprungs.« McCaine beugte sich vor. »Aber merken Sie was? Da hat schon einmal jemand versucht, sich in unsere Richtung zu bewegen. Rockefellers Problem war, dass er zu früh kam. Im Grunde hat er mit der Macht, die er errungen hat, nichts anzufangen gewusst. Würde er heute leben, würde es erstens nicht mehr gelingen, Standard Oil zu zerschlagen, und zweitens wüsste er, was die Stunde geschlagen hat. Vermutlich würde er denselben Plan verfolgen wie wir.«
     
    Noch am selben Tag verkündete Fontanelli Enterprises , dass sie Exxon zu übernehmen gedachte. Das Anlagevermögen der Exxon Corporation betrug zu diesem Zeitpunkt 91 Milliarden Dollar, dem ein Eigenkapital von 40 Milliarden gegenüberstand, aufgeteilt auf zweieinhalb Milliarden Anteile im Besitz von sechshunderttausend registrierten Anteilseignern. Der aktuelle Kurs lag bei 35 Dollar, Fontanelli bot 38 Dollar je Aktie.
    Der Vorstand von Exxon trat unverzüglich zusammen, um die Lage zu beraten. Es war ein Schock; die betriebswirtschaftlichen Zahlen waren so gut, dass man sich gegen Übernahmeversuche gefeit geglaubt hatte. Niemand hatte mit dem Angriff eines Investors gerechnet, dem es auf die Milliarde hin oder her nicht ankam.
    Man setzte sich mit den größten Anteilseignern ins Benehmen, erwog, selber größere Aktienkontingente zurückzukaufen, um die Übernahme zu verhindern. Unterdessen kletterte der Börsenkurs unaufhaltsam, überschritt sogar, als jeder begriffen hatte, dass Fontanelli Enterprises über nahezu unendlich viel Geld verfügte, die Vorgabe von 38 Dollar und stieg weiter, in schwindelnde Höhen: Wie im Fieber versuchten

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