Eine Billion Dollar
genügt hatte. Unversehens fand sich John in einem Büro wieder, das die Ausmaße einer Vierzimmerwohnung hatte und eine Aussicht auf das Stadtpanorama, für die man Eintritt hätte verlangen können. McCaine bekam das spiegelbildlich gebaute Gegenstück im gegenüberliegenden Eck, und dazwischen lag ein riesiger Konferenzraum wie aus einem James-Bond-Film, mit einem Tisch so groß wie ein Tennisplatz, jeder Menge versenkbarer Leinwände und Projektoren und Jalousien und so weiter und mit mehr Sitzplätzen als im Parlament. Der Rest des Stockwerks war Empfangsbereich, voller dicker Ledersessel, Glastischen und üppig wuchernder Hydrokulturpflanzen, um Heerscharen von Besuchern darauf warten lassen zu können, zu ihnen vorgelassen zu werden. Sechs bildhübsche Sekretärinnen thronten hinter einem Tresen aus schneeweißem Marmor, um dereinst besagte Besucher mit ihrem Anblick zu erfreuen, aber einstweilen kamen keine Besucher, und so ließ McCaine sie Briefe schreiben und Telefonate durchführen.
Tage reihten sich zu Wochen, Wochen zu Monaten, und es war beinahe körperlich zu spüren, wie die Dinge in Gang kamen. Die leeren Wegweiser an Aufzügen und Treppenabsätzen füllten sich. Im Stockwerk direkt unter ihnen richtete sich eine Personalabteilung ein, die Analysten und Volkswirtschaftler, die sie einstellten, bevölkerten die untersten drei Etagen. Der Rest des Gebäudes war noch leer, aber es existierten schon genaue Pläne für seine Verwendung, täglich kamen Handwerker und wurden Büromöbel angeliefert, und es war abzusehen, dass der Turm bis Jahresende vor Geschäftigkeit vibrieren würde. Es war, als nehme eine Millionen Tonnen schwere Lokomotive langsam Fahrt auf, kaum wahrnehmbar am Anfang, doch unaufhaltsam, sobald sie erst in Bewegung war.
Sie hatten vage darüber gesprochen, John ein Apartment zu besorgen für die Übergangszeit, aber er hatte dann doch keine Lust, wieder mit Maklern umherzufahren, und beschloss, dass er die Zeit genauso gut im Hotel wohnen bleiben konnte. Die Suite war groß genug, um sich schon einmal an das spätere Leben im Schloss gewöhnen zu können, und luxuriös war alles sowieso. Sogar das Frühstück wurde besser, nachdem er dem Hotelmanager gegenüber eine kurze Bemerkung machte; eine Woche lang erschien daraufhin jeden Morgen, sobald abgeräumt war, der Küchenchef persönlich und erkundigte sich beflissen nach Verbesserungswünschen, bis die Pfannkuchen so locker, der Kaffee so duftig, die Toasts so kross waren, dass John sich schon beim Zubettgehen auf den nächsten Tag freute.
Er hatte sich erst aus Portecto mehr Anzüge und dergleichen schicken lassen wollen, doch dann fiel ihm McCaines Ermahnung ein, groß zu denken, und so ließ er die Schneider anrufen, die seine Maße bereits hatten, um eine komplette weitere Garnitur zu bestellen. Und nicht mit sechs Wochen Lieferzeit, sondern pronto! Und, o wundersame Macht des Geldes, niemand brauchte länger als drei Tage, ihm die gewünschten Anzüge, Hemden und so weiter direkt ins Hotel zu liefern. Niemand belästigte ihn mit einer Rechnung. Irgendwie regelte sich das von selbst, ohne dass John mitbekam, wie, und es interessierte ihn auch nicht sonderlich.
Die Tage, die sich zu Wochen reihten, waren ein endloser Strudel von Ereignissen, ohne Pause, ohne Wochenenden oder Feiertage. McCaine schleppte ihn mit zu Besprechungen, gab ihm Pläne, Vertragsentwürfe und endlose Auflistungen von Zahlen zu lesen, erläuterte ihm Bilanzen und Wirtschaftsstatistiken und ließ ihn Schecks unterschreiben, Kaufverträge, Mietverträge, Anstellungsverträge, Behördenformulare und so weiter. Wenn John zwischen all dem ein wenig Zeit hatte, setzte er sich hinter seinen prächtigen Schreibtisch in seinem prächtigen Büro und las verschiedene Tageszeitungen, Finanzblätter und Börsenbriefe oder eines der Bücher über Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Ökologie, die McCaine ihm empfohlen hatte. Die meisten davon verstand er nicht mehr, sobald er über die ersten zehn Seiten hinaus war, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Meistens dauerte es auch keine halbe Stunde, bis McCaine ihn wieder zu sich bat und John nur staunend mit ansehen konnte, wie der Mann mit einer ganzen Batterie von Telefonen gleichzeitig telefonierte, während er Leute berichten ließ und mit Aufträgen wieder davonscheuchte. Wenn John morgens um acht ankam, war McCaine schon da, und obwohl dieser mit keinem Wort und keiner Miene zu verstehen gab,
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